Für Dortmund dürfte nach dem 0:1 gegen die Münchner der Meisterschaftszug bei sieben Punkten Rückstand und noch sechs ausstehenden Spielen wohl endgültig abgefahren zu sein. Damit dürfte auch das letzte und womöglich größte Ziel des BVB in dieser Saison - die Meisterschale - zu den Akten zu legen zu sein.
Statt um Titel geht es um das Minimalziel: ein CL-Platz
Nach dem Ausscheiden im DFB-Pokal (im Achtelfinale 2:3 in Bremen) sowie in der Champions-League (im Achtelfinale gegen PSG) hatten die Verantwortlichen der Schwarz-Gelben darauf gehofft, in der Liga dem großen Rivalen von der Isar mal wieder das Wasser abzugraben. Doch stattdessen schippert die Flick-Elf seelenruhig der 30. Meisterschaft entgegen - und der BVB muss sich in den kommenden Wochen darauf konzentrieren, die Champions-League-Plätze zwei bis vier zu sichern. Von dem Quartett BVB, Gladbach, Leverkusen und Leipzig wird einer am Saisonende die Ehre haben, die Bundesliga in der Europa League zu vertreten.
Für die Dortmunder ein Schreckensszenario, waren mit den Verpflichtungen von Mats Hummels, Julian Brandt, Thorgan Hazard im Sommer 2019 sowie Emre Can und Erling Haaland im Winter 2020 doch Titel anvisiert worden. Favre hatte am Dienstagabend in einem Interview mit "Sky" hinsichtlich der Diskussionen, ob er kein Titel-Trainer sei, kryptisch geantwortet: "Das sagt man hier seit Monaten. Ich lese nicht die Zeitung, aber ich weiß, wie es geht. Ich werde darüber sprechen in ein paar Wochen." Es dauerte nicht lange, bis diese Aussagen zu einem vorzeitigen Abschiedswort des Schweizers interpretiert wurden - sein Vertrag beim BVB läuft noch bis Juni 2021.
Ich werde weitermachen. Ich habe einen Vertrag. Ich werde diesen Vertrag erfüllen. Es gefällt mir hier.
Lucien Favre bei "Sky"
Am Mittwoch allerdings versuchte Favre die Wogen zu glätten. "Was ich nur auf entsprechende Fragen hatte antworten wollen, war: Jetzt ist nicht die Zeit, um die Saison zu bilanzieren. Warum auch? Schon am Sonntag in Paderborn müssen wir wieder eine Top-Leistung schaffen. Darauf müssen wir uns konzentrieren, auf nichts anderes." Aus Sicht des Trainers sei er schlichtweg falsch verstanden worden. "An Aufgeben denke ich überhaupt nicht. Gestern waren wir alle enttäuscht, meine Worte im Interview direkt nach dem Spiel scheinen aber vielfach falsch verstanden worden zu sein", sagte Favre in einer Vereinsmitteilung. Am Nachmittag schob er bei "Sky" sogar noch recht kämpferisch nach: "Ich werde weitermachen. Ich habe einen Vertrag. Ich werde diesen Vertrag erfüllen. Es gefällt mir hier."
Watzke zwischen Lobeshymnen und Titelbilanzen
Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke versuchte ebenfalls, den Klub in sportlich ruhigem Fahrwasser zu halten. "Wir spielen eine sehr, sehr gute Rückrunde, hatten vor dem Spiel 27 von 30 Punkten geholt, sind überall gelobt worden." Favre habe lediglich sagen wollen, dass "wie immer" am Ende der Saison eine Analyse gemacht werde.
Ob die von Watzke erwähnten Lobeshymnen ausreichen werden, wenn der Trophäen-Schrank abermals ohne Zuwachs auskommen muss? Doch man sollte Favres Hinweis auf das wichtige Spiel in Paderborn am Sonntag nicht kleinreden. In der Liga gibt es drei gewichtige Konkurrenten, die den BVB noch in ein richtiges Tal der Tränen stürzen könnten. Mit Platz fünf unterm Strich dürfte die Saisonanalyse definitiv an Schärfe gewinnen.
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