Bundesliga

Union Berlin: Auf Achterbahnfahrt zur Stadtmeisterschaft

Coach Fischer hat in Derbys schon "alles erlebt"

Union: Auf Achterbahnfahrt zur Stadtmeisterschaft

Er bringt reichlich Derby-Erfahrung mit: Union-Coach Urs Fischer.

Er bringt reichlich Derby-Erfahrung mit: Union-Coach Urs Fischer. imago images

Wie wild das nächste Teilstück der "Achterbahnfahrt" wird, wie Fischer seine wechselhaften Derby-Erfahrungen beschrieb, muss sich noch zeigen, am Freitagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) im Olympiastadion. Fest steht aber bereits jetzt, dass das Duell mit Hertha BSC sogar für den Derby-Veteranen Fischer keine alltägliche Erfahrung bereithalten wird. Das Berliner Stadtderby vor Geisterkulisse - das bezeichnete der 54-Jährige als "sehr ungewohnt". Passenderweise äußerte sich Fischer dazu am Mittwoch auf einer Geisterpressekonferenz. Auch an die musste er sich erst gewöhnen. "Du sprichst in die Kamera, und keine Leute sind da", bemerkte Fischer in Richtung der leeren Stühle, auf denen sonst die Journalisten sitzen.

Insbesondere im Vergleich zum ersten Stadtduell der Saison, das Aufsteiger Union dank eines späten Elfmetertores von Sebastian Polter 1:0 für sich entschieden hatte, fällt die nun aufgrund der allgemeinen Begleitumstände herrschende Ruhe im Vorfeld des Spiels auf. Damals, vor Teil 1 der inoffiziellen Stadtmeisterschaft, sei viel geschrieben worden. Vielleicht, mutmaßte Fischer im Rückblick, sei es sogar zu viel gewesen, zu viele Provokationen. "Einige Szenen waren vielleicht auch das Resultat daraus", meinte Unions Trainer.

Am Schluss ist ein Derby ein Derby.

Urs Fischer

Leuchtraketen, die aus dem Gästeblock auf den Platz und auf andere Tribünen geschossen wurden, der Ansatz eines Platzsturms nach dem Schlusspfiff von einigen Union-Anhängern, überrannte Einlasskontrollen im Heimbereich - der Triumph der Eisernen am 2. November in der Alten Försterei blieb nicht zuletzt aufgrund der Begleitumstände in Erinnerung. Ein halbes Jahr später, vor dem Rückspiel bei Hertha am Freitag, empfindet Fischer die Situation nun "eher als ruhig", aber: "Am Schluss ist ein Derby ein Derby. Es ist ein spezielles Spiel, es sind spezielle Emotionen dabei. Natürlich freuen wir uns auf das Spiel." Allzu hoch hängen wollte er - typisch Fischer - die Bedeutung des Derbys und der Stadtmeisterschaft dann aber auch wieder nicht. "Für mich gilt in erster Linie der Ligaerhalt - und nicht die Stadtmeisterschaft. Wenn beides eintreffen würde, umso schöner. Aber in erster Linie geht es darum, drei wichtige Punkte für unser Ziel zu erreichen", betonte der Trainer des Liga-Neulings.

Anders als Rivale Hertha musste Union bei der Generalprobe vor dem Derby eine Niederlage einstecken, allerdings gegen Tabellenführer FC Bayern. Mit dem 0:2 gegen den Rekordmeister zeigte sich Unions Trainer dennoch insgesamt zufrieden. Nach der langen Corona-Pause hätten die Organisation seiner Mannschaft wie die Laufwerte gepasst. Nachholbedarf habe er dafür in erster Linie bei der Präzision und den Automatismen ausgemacht.

Friedrich dürfte Schlotterbeck ersetzen

Personell muss Fischer, der das Spiel gegen die Bayern aufgrund eines Trauerfalls in der Familie nicht im Stadion verfolgt hatte, am Freitagabend auf den gelbgesperrten Keven Schlotterbeck verzichten. Wahrscheinlich nimmt dessen Platz in der Innenverteidigung Marvin Friedrich ein, der gegen die Bayern gesperrt gefehlt hatte. Yunus Malli, der am Dienstag nach wochenlanger Corona-Zwangspause ins Mannschaftstraining zurückgekehrt war, kann auf einen Platz im Kader hoffen. Dafür steht wohl hinter dem Einsatz von Linksverteidiger Christopher Lenz noch ein Fragezeichen. "Er musste heute das Training abbrechen. Mal schauen, wie es ausschaut", vermeldete Fischer am Mittwoch.

Stichwort (zu)schauen: Wo das Derby zu sehen sein wird, ob bei DAZN, Amazon Prime oder einem anderen Anbieter, war am Mittwochmittag immer noch unklar. Unions Pressesprecher Christian Arbeit deutete aber an, dass eine Einigung in nicht allzu ferner Zukunft zu erwarten sein könnte. "Die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht im Fernsehen zu sehen sein wird, halte ich für winzig klein. Es gibt eine Fernsehstation, die hat bereits Interviewwünsche angemeldet, obwohl sie noch nicht genau weiß, dass sie es sein wird, die das Spiel überträgt", berichtete der Geschäftsführer Kommunikation der Eisernen und ergänzte: "Man braucht vielleicht noch ein bisschen Geduld. Es ist Mittwoch. Das könnte jetzt bald mal kommen."

Jan Reinold

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