Bundesliga

Referee Deniz Aytekin: "Ohne Zuschauer ist es für uns nicht einfacher"

Referee leitete das Revierderby zwischen BVB und Schalke

Aytekin: "Ohne Zuschauer ist es für uns nicht einfacher"

Beim Revierderby im Einsatz: Referee Deniz Aytekin.

Beim Revierderby im Einsatz: Referee Deniz Aytekin. picture alliance

Herr Aytekin, die Schiedsrichter sollen in Corona-Zeiten möglichst erst am Spieltag anreisen. War das für Sie vorm Derby überhaupt machbar angesichts der Strecke von Ihrem fränkischen Wohnort nach Dortmund?

Deniz Aytekin: Machbar wäre es wohl gewesen, mit Blick auf 430 Kilometer Entfernung aber sicher nicht sinnvoll. Ich kam daher bereits am Freitagabend gegen 22 Uhr ins Hotel vor Ort, und das war auch kein Problem: Außer mir gab es dort praktisch keine Gäste.

Nach dem "Geisterderby" Gladbach gegen Köln im März beklagten Sie die fehlende Atmosphäre. Empfanden Sie es nun als Vorteil, diese Umstände schon zu kennen?

Aytekin: In der Zwischenzeit ist ja sehr viel passiert, dadurch hat sich das Bewusstsein für diese Corona-Krise bei allen immens weiterentwickelt. Auch wir Schiedsrichter sind in allererster Linie froh und dankbar, dass wir wieder auf dem Platz stehen dürfen. Zugleich sind wir uns der enormen Verantwortung bewusst: Als erste große Liga durfte die Bundesliga wieder starten, insofern schaut die ganze Welt auf uns. Darauf, wie wir pfeifen, aber auch, wie wir das Hygienekonzept in die Tat umsetzen.

Ihr Fazit?

Aytekin: Natürlich haben wir penibel versucht, uns bestmöglich an alles zu halten. Deshalb war die Arbeitsatmosphäre für uns Schiedsrichter auch noch mal ganz anders als damals in Gladbach, was den Kontakt bzw. die Distanz zu den handelnden Personen angeht. Aber ich empfand es auch als absolut vorbildlich, wie sich die Beteiligten beider Vereine in dieser Hinsicht verhalten haben: Die Spieler auf dem Feld, aber auch alle drumherum.

War das Derby letztlich einfacher zu leiten ohne den Druck von außen durch zwei fanatische Fanlager?

Aytekin: Nein. Ich würde sagen: Es war auf eine andere Art herausfordernd. Sicher gab es Situationen auf dem Rasen, die mit Zuschauern hektischer geworden wären. Aber generell ist das Spiel nicht weniger intensiv gewesen. Zugleich müssen auch wir Unparteiischen nach der langen Pause erst mal unseren Rhythmus finden - und stehen wie immer vor der Herausforderung, über 90 Minuten mental total präsent zu bleiben, nicht einen Sekundenbruchteil abzuschalten. Dabei kann es manchmal schon helfen, wenn auch von außen ein bisschen Leben reinkommt. Das sind wir schließlich gewohnt.

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