Bundesliga

Kommentar: Die Aufstockung der Bundesliga wäre die fairste Lösung

Kommentar

Die Aufstockung der Ligen wäre sportlich die fairste Lösung

Der SC Paderborn und Werder Bremen belegen derzeit die letzten beiden Plätze der Bundesliga-Tabelle.

Der SC Paderborn und Werder Bremen belegen derzeit die letzten beiden Plätze der Bundesliga-Tabelle. imago images

Freudetrunken lagen sich die Menschen am 9. November 1989 in den Armen - der Tag des Mauerfalls. Mit einem Festakt wurde am 3. Oktober 1990 die deutsche Vereinigung unterzeichnet. Mehr Menschen in einem flächengrößeren Land, auch der Fußball reagierte. Die Bundesliga spielte in der Saison 1991/92 mit 20 Klubs; mit Fortuna Düsseldorf, dem MSV Duisburg, Hansa Rostock und den Stuttgarter Kickers stiegen im Mai 1992 vier Vereine ab.

Die Mehrheit der Fans wünscht sich offenbar eine Aufstockung bei Abbruch

Freudetrunken liegen sich derzeit - und hoffentlich auch beim Re-Start der Bundesliga an diesem Samstag - die Menschen nicht in den Armen. Die jetzt aus ganz anderen Gründen außergewöhnliche Situation sollte auch dem deutschen Fußball außergewöhnliche Maßnahmen wert sein: eine Aufstockung der Bundesliga auf 20 Vereine. In einer noch bis zum Sonntag laufenden kicker-Umfrage sprechen sich für den Fall eines Saisonabbruchs von bislang rund 67.000 Teilnehmern 64,3 Prozent für eine Aufstockung der beiden Profiligen aus.

Es ist zu erwarten, dass die Mehrheit der 36 Profivereine dem Wunsch der Mehrheit der Fans nicht folgen wird. Obwohl eine (womöglich wieder auf eine Saison begrenzte Aufstockung) die aktuelle Lage der Liga verbessern müsste. In Tagen, an denen niemand sagen kann, ob es noch zu einem Abbruch der laufenden Saison kommen wird; in Tagen, an denen sich die Profiklubs und auch tiefere Spielklassen in der Frage Auf- und Abstieg streiten, falls der Worst Case "Saisonabbruch" eintreten sollte.

Ein klassisches Argument gegen 20 Teams zählt seit 2018 nicht mehr

Was eigentlich spricht grundsätzlich gegen Ligen mit 20 Klubs analog zur Premier League, zu La Liga, zur Serie A und zur Ligue 1 in Deutschland, das doch bedeutend mehr Menschen als in England, Spanien, Italien und Frankreich bewohnen? Aus diesen Ligen stammen seit 15 Jahren die Gewinner der Champions League mit einer Ausnahme (Bayern München 2013) und seit sieben Jahren ununterbrochen die Sieger in der Europa League!

Früher argumentierten deutsche Trainer mit den Erfolgen der Nationalmannschaft bei Welt- und Europameisterschaften. Die geringere Belastung der Bundesligaprofis dank der niedrigeren Zahl an Meisterschaftsspielen wurde als Argument vorgetragen. Es zählt nach dem Debakel bei der WM 2018 in Russland nicht mehr.

Mehr Vereine und mehr Spiele gleich mehr Geld?

Es sind auch in der Frage einer Aufstockung die finanziellen Interessen der Klubs, seit Jahren mehrheitlich dagegen zu stimmen. Weil die Kuchenstücke kleiner würden für jeden Verein in einer 20er-Liga, da die meisten Medienpartner der Ligen mit den Milliarden-Zahlungen für die Übertragungsrechte ohnehin nicht profitabel arbeiten. Mehr Vereine und mehr Spiele gleich mehr Geld von den übertragenden Sendern - das dürfte eine Milchmädchenrechnung sein. Das wissen die Klubs - zumindest befürchten sie es.

Aktuell wird auch der Fußball bei seinen Plänen und Entscheidungen von der weiteren Entwicklung der Pandemie getrieben. Und dabei liegen die Klubs im Streit. Die Aufstockung der Ligen wäre sportlich die fairste Lösung im Kampf um Auf- und gegen Abstieg, falls es zu einem Abbruch dieser Saison kommen sollte. Eben aus diesem Grund wäre ein "Ja" zur Aufstockung für den Fall der Fälle die richtige Entscheidung.

Rainer Franzke

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