Bundesliga

Keller: "Der Fußball beansprucht keine Sonderrolle"

DFB-Präsident schreibt im kicker

Keller: "Der Fußball beansprucht keine Sonderrolle"

Seit September 2019 DFB-Präsident Fritz Keller.

Seit September 2019 DFB-Präsident Fritz Keller. imago images

"Wir wissen ganz genau, wo derzeit die Prioritäten liegen. Deshalb haben wir so schnell gehandelt und den Spielbetrieb bis auf Weiteres eingestellt. Wir garantieren, dass die Wiederaufnahme des Spielbetriebs, zunächst noch ohne Fans in den Stadien, nicht zulasten des Gesundheitssystems gehen wird", schreibt Keller. "Es werden keine Testkapazitäten für Sportlerinnen und Sportler beansprucht, die an anderer Stelle fehlen würden."

Der Profifußball werde bereit sein, "sobald die Behörden grünes Licht geben, um auf den Platz und zunächst erst mal in die Wohnzimmer zurückzukehren". In der Spitze sei der Fußball ein "wichtiger Wirtschaftszweig, den es zu erhalten gilt". Sobald es "gesundheitlich verantwortbar" sei, "insbesondere auch mit Blick auf die Testkapazitäten, bei denen selbstverständlich andere gesellschaftliche und systemrelevante Gruppen Vorrang haben", müsse es "Profifußballerinnen und -fußballern ebenso wie allen anderen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern möglich sein, ihrem Beruf nachzugehen - und damit ihre Unternehmen und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu sichern".

Wegen der COVID-19-Pandemie mussten auch die für Dienstag und Mittwoch dieser Woche geplanten DFB-Pokal-Halbfinalspiele mit Titelverteidiger FC Bayern München und Viertligist 1. FC Saarbrücken verschoben werden. Dieser faszinierende Wettbewerb stehe sinnbildlich für die Einheit des deutschen Fußballs, so Keller. "So unterschiedlich sich die Interessen zwischen Profi- und Amateurlager oftmals auf den ersten Blick auch darstellen mögen, so geeint stellen wir uns Seite an Seite der Bewältigung dieser Krise."

"Profis und Amateure kämpfen gemeinsam"

Spitze und Basis kämpften derzeit nicht mehr gemeinsam dafür, "dass die vielen Fußballerinnen und Fußballer in jeder Stadt und in jedem Dorf in Deutschland, von der Bundesliga bis zur Kreisliga, bestmögliche Bedingungen vorfinden - sondern dafür, dass der Ball überhaupt wieder rollen kann". Die "ureigenste Aufgabe" des DFB sei vielleicht noch nie so aktuell gewesen wie heute: "die Lobbyarbeit für unsere rund 25 000 Vereine, für unsere mehr als sieben Millionen Mitglieder."

Keller weiter: "Seit sich diese Krise abzeichnete, stehen wir in engem und regelmäßigem Austausch mit der Politik. Auf allen Ebenen, in Video- und Telefonkonferenzen, vom Bundeskanzleramt über die Ministerien, mit Ministerpräsidenten der Länder bis hin zu den lokalen Kommunen und Behörden. Denn deren Entscheidungen sind maßgeblich für unsere Vereine, die wir in der größten Krise nach dem Zweiten Weltkrieg nicht alleinlassen dürfen." Bundeseinheitliche Regelungen, "die ihnen schnell und unbürokratisch helfen", seien für alle Klubs das Beste, so der 63-Jährige. "Denn wir wollen nicht nur, dass unsere Fußballerinnen und Fußballer, sobald medizinisch vertretbar und erlaubt, auf die Amateursportplätze zurückkehren - sondern auch, dass sie ihre wertvolle Arbeit, die der Gesellschaft auf vielfältige Weise zugutekommt, wieder aufnehmen." Der Sport und speziell der Fußball leiste "Großes für das Gemeinwohl".

Botschaft an Fan-Gruppierungen

Keller geht auch auf die Konflikte mit Fan-Gruppierungen vor dem Ausbruch der Corona-Krise ein. "Wir sind uns dabei sehr bewusst, dass dem Fußball ohne Fans sein Herz fehlt. Aus Gesprächen und Rückmeldungen von Fanorganisationen weiß ich, wie sehr es die Fans schmerzt, ihre Vereine nicht im Stadion unterstützen zu können." Bedenken gegenüber Geisterspielen könne er nachvollziehen. Die Konsequenz eines völligen Verzichts darauf "wäre aber, dass einige Fans vielleicht nie wieder ein Spiel ihres Klubs besuchen können, weil es ihn schon bald nicht mehr geben könnte. Wir möchten aber keinen Verein verloren geben." In der Zwangspause wolle man erarbeiten, "wie wir das Verhältnis von Fans, Verbänden und Vereinen verbessern können. Diesen Dialog werden wir fortsetzen."

Mit Blick auf die bevorstehenden Beratungen bei DFB und DFL kündigt der Verbandspräsident an: "In dieser Woche werden wichtige Weichen gestellt, wie es in den ersten drei Profiligen in Deutschland weitergeht. Dies wird auch positive Auswirkungen auf den Amateurfußball haben."

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Jörg Jakob

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