Bundesliga

Fanszenen sind gegen baldige Bundesliga-Wiederaufnahme

Zeitnahe Fortsetzung wäre "blanker Hohn"

Fanszenen sind gegen baldige Bundesliga-Wiederaufnahme

Eine Fortsetzung mit Geisterspielen sei "nicht vertretbar", heißt es im Schreiben von Fan-Vertretern.

Eine Fortsetzung mit Geisterspielen sei "nicht vertretbar", heißt es im Schreiben von Fan-Vertretern. imago images

In der jetzigen Zeit mit vielen Einschränkungen für jedermann sei "an einen Spielbetrieb der Bundesligen nicht zu denken. Wenn seit Wochen über einen Mangel an Kapazitäten bei CoVid-19-Tests berichtet wird, ist die Idee, Fußballspieler in einer extrem hohen Taktung auf das Virus zu untersuchen, schlicht absurd." Es dürfe kein "Lex Bundesliga" geben. Der Berufsverband "Akkreditierte Labore in der Medizin" hatte gegenüber der "Bild" am Donnerstag allerdings erklärt, dass selbst zahlreiche Tests für Spieler der 36 Teams aus Bundesliga und 2. Liga in Sachen Testkapazitäten "vollkommen unproblematisch" seien.

Die DFL berät am 23. April erneut über mögliche Szenarien zur Wiederaufnahme der Saison. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte am Donnerstag bereits angedeutet, dass er eine Fortsetzung ohne Zuschauer für denkbar hält. Da die öffentlichen Restriktionen vorerst bis zum 3. Mai verlängert wurden, könnte der Ball im besten Fall wohl ab dem 8. Mai wieder rollen.

Geisterspiele sind "nicht vertretbar"

Eine Fortsetzung mit Geisterspielen sei "nicht vertretbar - schon gar nicht unter dem Deckmantel der gesellschaftlichen Verantwortung", heißt es unterdessen in dem Schreiben der Fanszenen, in dem auch die Kommerzialisierung des Fußballs kritisiert wird. "Eine baldige Fortsetzung der Saison wäre blanker Hohn gegenüber dem Rest der Gesellschaft. Der Profifußball ist längst krank genug und gehört weiterhin in Quarantäne."

Zwar verstehe man, dass Vereinsfunktionäre rechtliche Verpflichtungen haben, "im Sinne des finanziellen Wohls ihres Vereins zu handeln. In einer Situation jedoch, in der die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft vor enormen Herausforderungen stehen, ist es für uns nicht nachvollziehbar, dass offenbar sämtliche Bedenken hintenangestellt werden, wenn es darum geht, den Spielbetrieb möglichst lange aufrechtzuerhalten bzw. erneut zu starten."

Kritik an der Abhängigkeit der Vereine

Der Profifußball, so heißt es weiter, habe "viel tieferliegende Probleme. Ein System, in das in den letzten Jahren Geldsummen jenseits der Vorstellungskraft vieler Menschen geflossen sind, steht innerhalb eines Monats vor dem Kollaps. Der Erhalt der Strukturen ist vollkommen vom Fluss der Fernsehgelder abhängig, die Vereine existieren nur noch in totaler Abhängigkeit von den Rechteinhabern." Das Schriftstück wurde mit "Fanszenen Deutschlands im April 2020" unterschrieben, dort sind die meisten Ultragruppen organisiert. Es erschien unter anderem auf Fan-Websites des FC Bayern, 1. FC Köln, VfB Stuttgart, SC Freiburg und 1. FC Nürnberg.

Am 23. April wird die DFL auf einer Mitgliederversammlung über die Zukunft beraten und Ergebnisse präsentieren. DFL-Geschäftsführer Christian Seifert hatte bereits Mitte März unmissverständlich klar gemacht, dass es "ohne Geisterspiele keine 18 Bundesligaklubs mehr geben" werde.

las/sid

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