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2015 - Die Anschläge von Paris

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2015 - Die Anschläge von Paris

Zuschauer halten sich nach dem Länderspiel auf dem Rasen auf - sie bleiben aufgrund der Terroranschläge in Paris erstmal im Stadion.

Zuschauer halten sich nach dem Länderspiel auf dem Rasen auf - sie bleiben aufgrund der Terroranschläge in Paris erstmal im Stadion. imago images

Beim ersten Knall in der 17. Minute schaut Jerome Boateng ins Publikum - und wundert sich, warum er nirgendwo Rauch sieht, wo er zündelnde Fans vermutet. Beim zweiten dumpfen Böllerschlag drei Minuten später wird dem Nationalverteidiger wie auch vielen der 80.000 Besuchern des Testspiels zwischen Frankreich und Deutschland im Stade de France endgültig mulmig - weil sie ahnen, dass diese Explosionen in unmittelbarer Nähe, aber außerhalb des Stadions etwas Bedrohliches darstellen.

In der Halbzeit schaut Boateng auf sein Handy "und wusste, was los war". An mehreren Orten in Paris und Umgebung töten islamistisch motivierte Attentäter an jenem 13. November 2015 insgesamt 130 Menschen, verletzen weitere 683. In St. Denis werden zwei Selbstmordattentäter daran gehindert, ins Stadion zu gelangen, beide sprengen sich vor den Einlasstoren in die Luft. Die Partie, die Frankreich mit 2:0 gewinnt, wird zu Ende gespielt, um eine Panik auf den Rängen zu vermeiden. Dort hat sich längst herumgesprochen, dass Frankreichs Hauptstadt gerade Schauplatz einer konzertierten Terrorattacke ist. Überall im Stadion ist die Beklemmung spürbar - auch auf der Pressetribüne.

Die deutschen Spieler und der gesamte DFB-Tross verbringen angesichts der unklaren Lage die Nacht im Stadion, das französische Team bleibt aus Solidarität ebenfalls vor Ort. Zwei Tage fällt die Entscheidung, dass es weitergehen muss, dass das für den 17. November in Hannover angesetzte Testspiel gegen die Niederlande "als Zeichen der Gemeinschaft", so Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff, wie geplant stattfinden soll. Doch dazu kommt es nicht. Knapp 90 Minuten vor dem geplanten Anpfiff wird die Partie wegen eines befürchteten Sprengstoffanschlags abgesagt und die HDI-Arena evakuiert. Erstmals in der Geschichte des DFB wird ein Länderspiel am Spieltag abgeblasen.

Oliver Hartmann

2015: Was sonst noch geschah ...

Meister: Bayern München

Pokal: VfL Wolfsburg (nach 3:1 gegen Borussia Dortmund)

Fußballer des Jahres: Kevin De Bruyne (VfL Wolfsburg)

Torschützenkönig: Alexander Meier (Eintracht Frankfurt, 19 Tore)

Champions League: FC Barcelona (nach 3:1 gegen Juventus Turin)

Europa League: FC Sevilla (nach 3:2 gegen Dnipro Dnipropetrowsk)

Frauen-WM in Kanada: Sieger USA (nach 5:2 gegen Japan) - Deutschland WM-Vierter (nach 0:2 gegen USA im Halbfinale und 0:1 n.V. gegen England in Spiel um Platz drei)

Frauen-Fußball: Bayern München (Meister), VfL Wolfsburg (Pokalsieger), Torschützenkönigin: Celia Sasic (1. FFC Frankfurt, 21 Tore), Fußballerin des Jahres: Celia Sasic (1. FFC Frankfurt), Champions League: 1. FFC Frankfurt (gegen Paris St. Germain)