2. Bundesliga

Bernd Hoffmanns Aus beim Hamburger SV als logische Folge

Ein "Weiter so" hätte das Chaos vergrößert - Jansen neuer Aufsichtsratsboss

Hoffmanns Aus als logische Folge

Nicht mehr Vorstandsvorsitzender beim Hamburger SV: Bernd Hoffmann.

Nicht mehr Vorstandsvorsitzender beim Hamburger SV: Bernd Hoffmann. imago images

Zuvor hatte der siebenköpfige Aufsichtsrat seit 11 Uhr im HSV-Campus getagt - zum letzten Mal in dieser Konstellation. Denn auch das Kontrollgremium ist nun kleiner. Aufsichtsrats-Vorsitzender Max-Arnold Köttgen legte sein Amt mit sofortiger Wirkung nieder. Er war gegen eine Abberufung des Vorstandsvorsitzenden.

"Veränderungen im Vorstand vor dem Hintergrund der aktuell zu bewältigenden Anforderungen halte ich derzeit für verfehlt", erklärt Köttgen, "die mehrheitlich gegen mein Votum getroffene Entscheidung des Aufsichtsrates bedeutet für mich, dass ich der HSV Fußball AG weder als Aufsichtsratsvorsitzender noch als normales Mitglied des Kontrollgremiums weiter zur Verfügung stehe." Köttgen hatte bis zuletzt für Hoffmann gekämpft, mit ihm zog sich auch Vereins-Vizepräsident Thomas Schulz aus dem Gremium zurück. Neuer Vorsitzender des nun als Fünferrates fungierenden Gremiums ist der Präsident des e.V., Marcell Jansen, der Vorstand wird nun von dem Duo Frank Wettstein und Jonas Boldt geführt.

Eine Entwicklung, die wenig überraschend kommt nach den zurückliegenden Wochen und folgerichtig ist. Der Finanzvorstand und der Sportvorstand hatten in Einzelgesprächen am Mittwoch den Aufsichtsräten dargelegt, dass sie ein "Weiter so" mit Hoffmann nicht für möglich hielten (der kicker berichtete). Eine Klarheit der beiden, die den Aufsichtsrat unter Handlungsdruck setzte. Köttgens Ziel, zumindest die Corona-Krise mit dem Vorstands-Trio zu überbrücken, war in weite Ferne gerückt. Und in der Sitzung am Samstag nicht mehr erreichbar.

Nur zwei Wege waren möglich

Es hatte sich deutlich herauskristallisiert, dass nur noch zwei Wege möglich waren: Entweder mit Hoffmann, dann aber ohne Wettstein, dessen Vertrag erst im November verlängert worden war und Boldt, der vor allem auf Hoffmanns Initiative erst im Sommer geholt worden war. Da hatte es noch Ex-Sportvorstand Ralf Becker erwischt. Da es nun auch mit dessen Nachfolger knirschte - und das bereits nach den ersten Wochen der Zusammenarbeit - war nur konsequent und logisch, nun vor allem auch Hoffmanns Wirken auf den Prüfstand zu stellen. Der wähnte bis zuletzt vier von sieben Aufsichtsräten auf seiner Seite, doch nur Köttgen und Schulz blieben es bis zuletzt und gehen mit ihm.

Umfrage: Schlägt der HSV den richtigen Kurs ein?

Hoffmann, vor rund zwei Jahren zunächst als e.V.-Präsident in den HSV zurückgekehrt, nimmt die Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis. "Ich hätte den HSV sehr gern durch diese Krise geführt, muss aber akzeptieren, dass der Aufsichtsrat sich für einen anderen Weg entschieden hat."

Klar ist: Auf den ersten Blick betrachtet, gibt der HSV als Verein, der inmitten der Corona-Krise seinen Vorstand abberuft, einmal mehr das Bild des Chaos-Klubs ab. Ein Ignorieren der massiven internen Probleme innerhalb des Vorstandes und ein "Weiter so" indes hätte ein noch weitaus größere Ausmaß des Chaos bedeutet.

Sebastian Wolff