2. Bundesliga

Hitzlsperger rechtfertigt Partie zwischen VfB Stuttgart und Bielefeld

VfB Stuttgart war im ständigen Austausch mit den Behörden

"Spiel null"? Hitzlsperger rechtfertigt Partie gegen Bielefeld

Abstand halten! Im Stadion ein Ding der Unmöglichkeit.

Abstand halten! Im Stadion ein Ding der Unmöglichkeit. picture alliance

In Italien ist von der Champions-League-Partie zwischen Atalanta Bergamo und dem FC Valencia (4:1) schon als "Spiel null" die Rede. Die Partie war am 19. Februar vor 44.236 Zuschauern im Mailänder San-Siro-Stadion ausgetragen worden und hat das Coronavirus in der Krisenregion wohl weiter verbreitet. "Wegen des Spiels sind 44.000 Atalanta-Tifosi zum San-Siro-Stadion nach Mailand gereist. Sie waren in Bussen, Zügen oder auf Autobahn-Raststätten und Restaurants in engem Kontakt. Die Epidemie ist in Bergamo genau zwei Wochen nach diesem Spiel explodiert", sagte Francesco Le Foche, Leiter der Abteilung für Infektiologie der römischen Poliklinik "Umberto I", jetzt rückblickend.

Das Rückspiel am 10. März in Valencia (3:4) hatte bereits ohne Zuschauer und Journalisten stattgefunden, ein spanischer Journalist hatte sich in Italien zuvor mit dem Coronavirus angesteckt. Sechs Tage nach dem Rückspiel hatte Valencia mitgeteilt, dass 35 Prozent der Personen aus dem direkten Umfeld der Profimannschaft positiv auf das Virus Sars-CoV-2 getestet worden seien.

Hitzlsperger: "Vor zwei Wochen war die Welt noch eine ganz andere"

Einen Tag vor jenem Rückspiel gegen Bielefeld trug der VfB das Spitzenspiel des 25. Spieltages in der 2. Bundesliga noch vor einem fast ausverkauften Stadion (54.302 Zuschauern) aus. "Vor zwei Wochen war die Welt noch eine ganz andere - vor allem hier in Deutschland", blickt Stuttgarts Vorstandsvorsitzender Thomas Hitzlsperger im TV-Interview mit "Sky" zurück.

Allerdings waren im Vorfeld des Spiels Stimmen laut geworden, die Partie ohne Zuschauer auszutragen, weil die Corona-Infektionen auch in Deutschland bereits im Anstieg waren. "Es ist wichtig, wie wir diese Entscheidung getroffen haben", erklärt Hitzlsperger die damalige Situation. "Wir waren im ständigen Austausch mit den Ministerien und haben nachgefragt, ob es vertretbar ist. Wir haben keine Entscheidung getroffen, wo wir uns über andere hinweggesetzt haben."

Die Maßgabe sei gewesen, dass die Gesundheit an erster Stelle stehen müsse "und so haben wir auch gehandelt". Das sei nicht mit der Partie in Bergamo und den Fallzahlen in der Lombardei vergleichbar gewesen. "Ich verfolge die Zahlen auch immer", sagt Hitzlsperger. "Wenn man sieht, wie in einzelnen Ländern und Regionen die Todesfälle hochgehen, ist es schon beängstigend."

Wie vernünftig sind die Fans?

"Der VfB Stuttgart vertraut der persönlichen Gesundheitseinschätzung aller Stadionbesucher", hieß es damals in einer Mitteilung. Die Zuschauer wurden aufgerufen, nicht ins Stadion zu gehen, wenn sie in einem Risikogebiet waren oder Kontakt mit einem Coronavirus-Infzierten gehabt hatten. Doch wie vernünftig die Fans mitunter sind, zeigte sich zwei Tage später, als Gladbach den 1. FC Köln im Derby, das schon als Geisterspiel ausgetragen wurde, 2:1 besiegte und sich die Fans anschließend vor dem Stadion zur Siegesparty versammelten.

Drei Tage nach dem Spiel gegen Bielefeld hatten die Schwaben mitgeteilt, dass ein Mitarbeiter der Arena Betriebs GmbH positiv getestet worden ist. Und so bleibt im Nachhinein doch mindestens ein mulmiges Gefühl, ob die Entscheidung von vor zwei Wochen richtig gewesen ist.

tru