2. Bundesliga

Marvin Bakalorz von Hannover 96: "Denke wenig über Fußball nach"

Kapitän von Hannover 96 äußert sich zur aktuellen Lage

Bakalorz im Interview: "Momentan denke ich wenig über Fußball nach"

Hat aktuell wenig Fußball im Kopf: 96-Kapitän Marvin Bakalorz.

Hat aktuell wenig Fußball im Kopf: 96-Kapitän Marvin Bakalorz. imago images

Herr Bakalorz, mit wem aus dem Team tauschen Sie sich während der Quarantäne aus und auf welche Weise - Telefon, soziale Medien, Skype, etc.?
Bakalorz: Wir haben eine Team-WhatsApp-Gruppe und sind darüber als ganze Mannschaft miteinander vernetzt. Aber wir stehen auch so alle untereinander in Kontakt. So viele Anrufe von den Jungs wie jetzt gerade habe ich noch nie gehabt. Aber klar: Wir haben ja einfach auch alle Zeit. Und auch ich rufe den einen oder anderen zwischendurch mal an. Ich telefoniere mit Physios, mit Fitnesstrainern und mit Jungs aus der Mannschaft - das Telefon ist immer auf laut. Ich spreche da echt mal mit jedem. Einfach ein bisschen zu quatschen, auch mal außerhalb der Familie, das tut in dieser Zeit gut und ist wichtig.

Was hören und erfahren Sie von anderen Wegbegleitern Ihrer Karriere, eventuell auch von Ex-Kollegen, die nun im Ausland spielen und leben?
Bakalorz: Ich habe zum Beispiel mit Florian Hübner (jetzt Union; Anm.d.Red.), mit Felix Klaus (Wolfsburg) und mit Oliver Sorg (Nürnberg) gesprochen. Olli hat mit seiner Mannschaft ja dieselbe Situation wie wir und ist in Quarantäne. Darüber haben wir zum Beispiel miteinander gesprochen. Aber der Hauptteil ist natürlich, darüber zu reden, wie es der Familie geht und ob zu Hause alles in Ordnung ist.

Machen Sie sich elementare Sorgen um den Fortbestand des Profifußballs?
Bakalorz: Eine sehr schwere Frage. Es sind natürlich aktuell ganz viele Dinge ungeklärt, viele Fragestellungen sind offen. Deswegen lässt sich das gar nicht so einfach beantworten. Ich glaube, nach allem, was man liest, wird es wichtig sein, dass wir uns wirklich bemühen, die Saison zu Ende zu spielen.

Wenn Martin Kind sagt, selbst im Worst Case bleibe Hannover 96 "wirtschaftlich handlungsfähig" - beruhigt Sie das?
Bakalorz: Ja, das beruhigt schon und gibt auf eine Art Sicherheit. In meinem Kopf sind aber aktuell ganz viele andere Dinge, über die ich mir Gedanken mache, weil es dieser Tage viele Unwägbarkeiten gibt. Ich sorge mich natürlich darum, ob es meiner Familie und den Menschen in unserem Umfeld gut geht, mache mir auch über unsere Gesellschaft Gedanken. Über allem steht die Frage, ob und wann wir wieder ein - in Anführungszeichen - normales Leben werden führen können. Das wünschen wir uns, glaube ich, alle.

Marvin Bakalorz ist Spieler von Hannover 96.

Marvin Bakalorz: "Andere, viel wichtigere Dinge haben den Fußball gerade in den Schatten gerückt." imago images

Sind Sie froh, dass Ihr Vertrag in diesem Jahr nicht ausläuft und Sie sich nicht damit beschäftigen müssen, was vor oder nach dem 30. Juni 2020 jobtechnisch für Sie ansteht?
Darüber denke ich tatsächlich gar nicht nach - und ich bin mir ziemlich sicher, ich würde es auch nicht, wenn es so wäre. Es ist - glaube ich - so, dass ich aktuell alle in der Gesellschaft die Frage stellen: "Wie geht es weiter?" Gerade denke ich nicht über Vertragslaufzeiten oder endende Verträge nach, sondern mehr über solche Dinge, dass die Gesundheit ein Privileg ist und ein Thema, das gerade oberste Priorität hat.

Sind Sie froh, dass 96 derzeit in der Tabelle einen ordentlichen Mittelplatz belegt und Sie sich nicht über womöglich platzende Aufstiegsträume oder gar einen am grünen Tisch festgelegten Abstieg ärgern müssen?
Bakalorz: Ich habe ja gerade schon gesagt: Andere, viel wichtigere Dinge haben den Fußball gerade in den Schatten gerückt. Und das ist auch richtig so. Wenn ich nur einmal rein das Sportliche betrachte, bin ich natürlich darüber froh. Aber es sind insgesamt auch noch keine endgültigen Entscheidungen gefallen, wie es weitergeht. Das muss man abwarten. Aber auch wenn ich mich da wiederhole, momentan denke ich wenig über Fußball nach.

Interview: Michael Richter

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