Eishockey

"Harter Schlag" für Straubing Tigers und Fischtown Pinguins

DEL-Überraschungsteams trauern Play-offs hinterher

"Harter Schlag" für Straubing und Bremerhaven

Ernüchterung in Straubing und Fischtown: Tigers und Pinguins (hier Sena Acolatse und Jan Urbas) trauern den abgesagten Play-offs hinterher.

Ernüchterung in Straubing und Fischtown: Tigers und Pinguins (hier Sena Acolatse und Jan Urbas) trauern den abgesagten Play-offs hinterher. imago images

Stell dir vor, du zählst in der höchsten Spielklasse Deutschlands zu den kleinsten Teams, spielst die beste Hauptrunde deiner Vereinsgeschichte und dann wird die Saison abgesagt. Dieses harte Schicksal traf Straubing und Bremerhaven, die sich am heutigen Mittwoch im Play-off-Viertelfinale gegenübergestanden wären. Doch aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus wurde die Spielzeit 2019/20 nach der regulären Saison abgesagt. Einen Deutschen Meister wird es in diesem Jahr nicht geben.

"Wir haben die beste Saison der Vereinsgeschichte gespielt und hätten im Viertelfinale gegen Straubing eine gute Chance auf das Halbfinale gehabt", hat Pinguins-Manager Alfred Prey das plötzlich Aus noch nicht verdaut. "Ich weiß nicht, was den Eishockey-Gott da geritten hat. Wir wollten alle das Highlight, aber es gibt Dinge im Leben, die über dem Sport stehen."

Auch am Pulverturm herrscht Ernüchterung: "Ich bin immer noch nicht darüber weg, ich bin enttäuscht", sagte Tigers-Sportchef Jason Dunham. "Das war einfach nur tragisch nach so einer Saison. Wir haben uns alle mehr vorgestellt und mehr vorgenommen", findet auch Kapitän Sandro Schönberger. Das Gefühl sei wie ein "harter Schlag in die Magengrube, den man nicht wahrhaben wollte. Aber das ist höhere Gewalt, da kann man nichts machen".

Die "Kleinen" ganz groß

Straubing (47.800 Einwohner) und Bremerhaven (113.600 Einwohner) zählen neben Iserlohn (92.700 Einwohner) und Schwenningen (95.200 Einwohner) zu den vier kleinsten DEL-Standorten. Fischtown hat mit 4,5 Millionen Euro auch den geringsten Etat in der Liga. Umso stärker sind die Leistungen der beiden "Kleinen" zu beurteilen: Die Niederbayern durften nach 98 Punkten und Platz drei vom Titel träumen. "Das war einmalig in diesem Jahr. Das wissen wir alle, das wissen auch die Fans", so Dunham. Die Norddeutschen zogen wiederum mit 84 Punkten erstmals in der Klubgeschichte ins Viertelfinale ein.

Finanzielle Einbußen und ein sportliches "Zuckerl"

Doch nicht nur sportlich schmerzt das unverhoffte Saisonende, sondern auch finanziell: Beide Klubs müssen auf Mehreinnahmen aus den Play-offs verzichten. Existenzbedrohend ist das Aus nach der regulären Saison aber für keinen der 14 DEL-Klubs, denn die Lizenzierung erfolgt ohne Berücksichtung einer Endrunden-Qualifikation. So auch in Bremerhaven. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Daher gibt es jetzt kein Stöhnen und keinen Grund zu klagen", sagt Prey. "Tristesse gibt es daher nur im sportlichen Bereich."

Hier darf sich zumindest Straubing auf ein wenig Versüßung freuen: Durch Platz drei sind die Tigers in der kommenden Saison für die Champions Hockey League qualifiziert und dürfen sich auf einer internationalen Bühne präsentieren. Allerdings wird das Gesicht der Erfolgsmannschaft dann wohl ein anderes sein: Travis Turnbull wechselt zu den Schwenninger Wild Wings, Top-Torjäger Jeremy Williams wird angeblich vom ERC Ingolstadt umworben und Verteidiger Sena Acolatse soll mit den Kölner Haien in Verbindung stehen. Nicht umsonst sagte Dunham der Süddeutschen Zeitung: "Man weiß nie, ob so eine Saison noch einmal wiederkommt."

cru