Bundesliga

Union-Präsident Dirk Zingler sieht Profifußball in der Verantwortung

Corona-Krise

Union-Präsident Dirk Zingler sieht Profifußball in der Verantwortung

Hat sich nochmals erklärt: Union-Präsident Dirk Zingler.

Hat sich nochmals erklärt: Union-Präsident Dirk Zingler. imago images

Der 1. FC Union Berlin nutzte die Pressekonferenz zum Heimspiel gegen Tabellenführer Bayern München am Sonnabend (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) auch zur Information über die aktuelle Lage des Vereins in Zeiten der Coronavirus-Pandemie. Es waren diesmal sogar alle drei Stehpulte besetzt. Neben Trainer Urs Fischer und Vereinssprecher Christian Arbeit, den üblichen Verdächtigen bei Spieltags-Pressekonferenzen, vervollständigte Präsident Dirk Zingler quasi den "Krisenstab".

Für den Aufsteiger ist es im Premierenjahr hart, ausgerechnet gegen die Bayern ohne Zuschauer antreten zu müssen. Der Verein, allen voran Zingler, kämpfte um eine Austragung des Spiels mit Fans, bis die Behörden am Mittwoch diesbezüglich für den Schlusspfiff sorgten.

"Wir müssen den Behörden und der Politik Raum und Zeit lassen, mit der Situation umzugehen", sagte Zingler. "Es lief nicht alles glatt. Das müssen wir akzeptieren. Niemand war darauf vorbereitet."

Zingler wollte offensichtlich auch noch einmal erklären, warum er so vehement gegen die Geisterkulisse argumentiert hatte. Der finanzielle Verlust sei das eine, der emotionale aber um ein Vielfaches höher, wenn man ohne Menschen auf den Rängen im Stadion Fußball spielen müsse, sagte Zingler.

Mitarbeiter und Pauschalkräfte: "Um die mache ich mir Sorgen"

Dabei dachte er auch an jene, die mit dem Wirtschaftszweig Fußball ihr Geld verdienen. "Rund 1000 Mitarbeiter und Pauschalkräfte sind an einem Spieltag bei uns beschäftigt. Die haben sich auf Einnahmen eingerichtet. Denen fehlt jetzt Geld in der Kasse", meinte Zingler. "Um die mache ich mir Sorgen. Wir brauchen Rechtssicherheit, um Lösungen anbieten zu können. Wenn wir Menschen nicht mehr Beschäftigung geben können, ist das eine dramatische Lage."

Zingler sieht die Profiklubs hinsichtlich der Einnahmeverluste durch Geisterkulissen in der Verantwortung. Der deutsche Fußball müsse in der Lage sein, diese Herausforderung zu meistern. Es gebe keine Sportart und Organisation, die mehr Mittel zur Verfügung habe.

"Das gehört auch zu unserer Pflicht als Veranstalter"

Dirk Zingler ist Präsident von Union Berlin.

Appelliert an die Fans, nicht zum Stadion zu kommen: Union-Präsident Dirk Zingler. imago images

Hinsichtlich des Ablaufs beim Spiel gegen den FCB, was Stadionmusik oder Ansagen betriff, hielt sich Union noch zurück. Fest steht nur, dass Zaunfahnen der Fans angebracht oder abgelegt werden. Angesichts der aktiven Fanszene ist damit zu rechnen, dass sich etliche Anhänger während der Partie in der Nähe des Stadions aufhalten wollen. Öffentliche Wege grenzen direkt an den Stadionzaun.

Doch Zingler wandte sich mit einem Appell an die Anhänger, dies zu unterlassen. "Wir als Verein planen nichts. Wir werden unsere Unioner auffordern, nicht zum Stadion zu kommen. Wir wollen keine chaotischen Umstände um das Stadion herum", sagte Zingler. "Das gehört auch zu unserer Pflicht als Veranstalter. Letztlich ist der Mensch aber frei. Wir bitten alle Unioner, sich nicht auf den Weg zum Stadion zu machen."

"Die ganze Welt"

Für Chefcoach Fischer ist Union sportlich "mal nicht" der Favorit. Der Schweizer versucht derzeit, sich zu 100 Prozent auf den Fußball zu konzentrieren. Fischer gibt aber zu bedenken, dass der Coronavirus "uns alle, die ganze Welt" erreicht habe.

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Matthias Koch