Bundesliga

Frankfurt: Rechts zu anfällig? Kamada, Toure und der Risikofaktor

Frankfurt: Rechts zu anfällig im 4-3-3?

Kamada, Toure und der Risikofaktor

Nicht immer im Bilde: Frankfurts Daichi Kamada und Almamy Toure (v.li.).

Nicht immer im Bilde: Frankfurts Daichi Kamada und Almamy Toure (v.li.). imago

Die Anfälligkeit in dieser Formation auf der rechten Seite liegt einerseits an Almamy Toure, der bei allem unbestrittenen Talent noch zu unkonstant agiert, Spielsituationen oft zu spät erkennt oder unachtsam beim Bewachen eines Gegenspielers ist. An die Nase packen muss sich aber auch Daichi Kamada, dessen Defizite im Spiel gegen den Ball auf der Zehn im 4-2-3-1 in der Regel nicht ganz so deutlich zu Tage treten wie im 4-3-3, wenn er halbrechts spielt.

Nicht nur in Leverkusen, auch beim 2:2 in Salzburg war die Eintracht gerade in der Anfangsphase extrem anfällig auf dieser Seite. Vor dem 0:1 in Salzburg attackierte Kamada Vorlagengeber Patson Daka nur halbherzig, während Toure Andreas Ulmer zu viel Platz ließ, den dieser mit einem fulminanten Schuss zur Führung nutzte. Im folgenden Pokalspiel gegen Bremen (2:0) agierte Frankfurt im 4-2-3-1 mit Timothy Chandler auf der rechten Seite vor Toure, Kamada lief als Zehner auf; in Leverkusen stellte Trainer Adi Hütter dann abermals auf ein 4-3-3 um. Das Ergebnis: Toure und Kamada sahen bei den ersten beiden Gegentreffern ziemlich alt aus. Vor dem 0:1 lief Kamada Leverkusens Rechtsverteidiger Wendell nur halbherzig hinterher, dessen Pass auf Vorlagengeber Moussa Diaby war der Schlüssel zum Führungstor. Statt sich auf Diaby zu konzentrieren, schaute Toure nur zum Ball, ließ seinen Gegenspieler entwischen und nahm sich so selbst aus dem Spiel. Vor dem 0:2 bot sich Kamada gleich zweimal die Chance, Vorlagengeber Paulinho zu attackieren, doch er blieb ebenso passiv und schläfrig wie Toure. Natürlich hätten beide Treffer auch noch im Zentrum verhindert werden können, der Knackpunkt war aber jeweils das Fehlverhalten vorher. Aufgrund dieser Unzulänglichkeiten war die Partie bereits in der 14. Minute entschieden, denn ein 0:2 in Leverkusen holt eine individuell schwächer besetzte Mannschaft wie Frankfurt normalerweise nicht mehr auf.

Nahezu die komplette Mannschaft zeigte wie so oft auswärts eine desolate Leistung

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Es wäre unseriös und falsch, die Niederlage allein Kamada und Toure in die Schuhe zu schieben. Nahezu die komplette Mannschaft zeigte wie so oft auswärts eine desolate Leistung, was insbesondere an der fehlenden Kompaktheit und Passivität lag. Allerdings ist es auffällig, dass Frankfurt in Salzburg und Leverkusen vor allem über die rechte Seite derart gefährdet war. Zur Erinnerung: Hütter stellte zur Winterpause nicht zuletzt deshalb auf Viererkette um, weil die defensive Absicherung im 3-5-2 häufig zu riskant geriet.

Gegen Gladbach und München mit zwei gelernten Außenverteidigern?

Gerade gegen die kommenden Top-Teams aus Gladbach und München könnte es ratsam sein, die Mannschaft wieder in einem 4-2-3-1 auszurichten. Als gelernte Außenverteidiger sind Profis wie Chandler oder Danny da Costa naturgemäß defensivstärker als Kamada. Wenn sie die Seite zusammen mit Toure absichern, verspricht das eine größere Stabilität. Der Nachteil: Im 4-2-3-1 fällt die Position des tiefen Sechsers hinter den zwei Achtern weg, Makoto Hasebe hatte in dieser Rolle einige gute Spiele gemacht, indem er sich auch immer wieder zwischen die Innenverteidiger fallen ließ. Die Sechser-Rolle im 4-2-3-1 dürfte für den 36-jährigen Japaner mittlerweile zu laufintensiv sein.

4-3-3 nicht zu den Akten legen

Das 4-3-3 sollte ohnehin nicht zu den Akten gelegt werden. Gegen Gegner, die Frankfurt dominieren kann, ist diese Ausrichtung eine gute Wahl, da die rechte Seite mit Kamada in der offensiven Halbspur torgefährlicher ist als mit zwei gelernten Verteidigern auf dem Flügel. Das zeigte sich zum Beispiel im Hinspiel gegen Salzburg (4:1), als Kamada drei Tore schoss und auch Toure eine tolle Leistung zeigte und mit viel Zug nach vorne spielte.

Julian Franzke

Bilder zur Partie Bayer 04 Leverkusen - Eintracht Frankfurt