Bundesliga

"Herr Spahn kann uns nicht empfehlen, unseren Betrieb einzustellen"

Union Berlins Präsident Zingler geht von Zuschauern gegen Bayern aus

"Herr Spahn kann uns nicht empfehlen, unseren Betrieb einzustellen"

Union Berlin Präsident Zingler geht von einem Spiel mit Zuschauern gegen den FC Bayern aus.

Union Berlin Präsident Zingler geht von einem Spiel mit Zuschauern gegen den FC Bayern aus. imago images

Zingler äußerte sich am Dienstagvormittag am Rande des Trainings zur Ausbreitung des Coronavirus und zu einem möglichen Zuschauerausschluss für das kommende Heimspiel des 1. FC Union am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen die Bayern. Anders als beim rheinischen Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln oder beim Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 soll in Berlin am Samstagabend im Stadion An der Alten Försterei vor vollen Rängen gespielt werden.

Ich gehe davon aus, dass kein Grund besteht, das Spiel ohne Zuschauer stattfinden zu lassen.

Unions Berlins Präsident Dirk Zingler
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"Wenn wir alle sachlichen Gründe untersuchen - und wir haben eine Risikoanalyse gemacht nach Vorgaben des Robert-Koch-Instituts -, gehe ich davon aus, dass kein Grund besteht, das Spiel ohne Zuschauer stattfinden zu lassen", sagte Zingler und meinte: "Ich gehe davon aus, dass wir die Bayern heute Nachmittag anrufen können und sagen: Kommt vorbei, trinkt mal ein vernünftiges Berliner Pils."

"Es entscheidet nicht Herr Spahn, sondern die Gesundheitsbehörde in Köpenick"

Zingler erwartet eine Entscheidung in der Sache "noch im Laufe des Tages", außerdem betonte der Klubchef des Bundesliga-Aufsteigers mehrfach, dass die Entscheidung über eine Absage oder einen Zuschauerausschluss nicht beim Bund oder Bundesgesundheitsminister Jens Spahn liege, der zuletzt empfohlen hatte, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen.

Sondern "das Infektionsschutzgesetz hat klar geregelt, und das aus gutem Grund, dass in der Region entschieden werden muss. Es gibt nichts, wenn es um Infektionen geht, das für Europa oder ganz Deutschland gilt. Es muss in der Region vor Ort entschieden werden, deshalb entscheidet nicht Herr Spahn, sondern die Gesundheitsbehörde in Köpenick", so Zingler. Aufgrund der Zuständigkeit der jeweiligen Behörden an den unterschiedlichen Bundesliga-Standorten spiele es auch "gar keine Rolle", dass man sich beispielsweise in Nordrhein-Westfalen zu Geisterspielen entschieden habe.

Zingler: "Uns wird die Unternehmensgrundlage entzogen"

Unions Präsident warb in der ganzen Debatte um Sachlichkeit und sprach sich gegen pauschale Urteile aus. Folge man der Empfehlung von Gesundheitsminister Spahn, "dann sollten wir anfangen, den öffentlichen Personennahverkehr in Berlin einzustellen - und nicht Veranstaltungen aufzukündigen".

Auch kämen ihm in der Diskussion die wirtschaftlichen Folgen für die Vereine zu kurz. "Aus der Sicht des Zuschauers kann man das leicht nehmen und sagen: Dann sieht er mal drei Spiele weniger", sagte Zingler. Aus Sicht des Veranstalters aber, also etwa des Vereins Union Berlin, der "Arbeitgeber mit 180 Mitarbeitern" sei, sehe das anders aus. "Uns wird die Unternehmensgrundlage entzogen", sagte Zingler und ergänzte: "Herr Spahn hat auch nicht empfohlen, dass BMW in Berlin die Produktion einstellt, also kann er uns auch nicht empfehlen, dass wir unseren Betrieb einstellen. Deshalb ist es richtig, dass eine sachliche, fundierte, fachliche Entscheidung getroffen wird durch die Gesundheitsämter in den Bezirken."

Sollte es dennoch zu einem Ausschluss der Zuschauer kommen, sieht Zingler die Behörden in der Pflicht. "Klar ist, das regelt auch das Infektionsschutzgesetz, wenn aus präventiven Maßnahmen eine Behörde eine Anordnung erlässt, das wäre bei uns ja so, dann muss die Behörde für alle wertmindernden Ereignisse Schadensersatz leisten und sämtliche Einnahmeausfälle ersetzen", sagte der Unternehmer und berichtete: "Wir tauschen uns aus, wir legen dem Gesundheitsamt einen Maßnahmen- und Durchführungsplan vor, wie wir das organisieren wollen, wie wir auch unsere Hygienemaßnahmen erhöhen, wie wir die Menschen informieren. Wir müssen schon einen großen Teil dazu beitragen, dass Spiele stattfinden, und das haben wir getan."

Jan Reinold

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