Bundesliga

Emre Can im Interview: "Es geht unter, dass ich auch Fußball spielen kann"

BVB-Neuling über seinen Wechsel, Klopp und die EM

Emre Can im Interview: "Es geht unter, dass ich auch Fußball spielen kann"

"Ich lasse mir den Spaß am Fußball nicht nehmen": Emre Can im kicker-Interview.

"Ich lasse mir den Spaß am Fußball nicht nehmen": Emre Can im kicker-Interview. kicker

An diesem Outfit hätte wohl jeder professionelle Mode-Fotograf seine Freude. Emre Can trägt eine schwarze Hose, einen schwarzen Blouson und einen eleganten ockerfarbenen Mantel, als er zum exklusiven Interview mit dem kicker erscheint. Es ist das erste, das der Nationalspieler seit seinem Wechsel zum BVB gibt.

Herr Can, im Moment empört sich die Öffentlichkeit über die unschönen Seiten des Fußballs, über Beleidigungen, Diskriminierung und Rassismus in den Stadien. Sie sind als Profi viel rumgekommen: Ist es in der Bundesliga besonders schlimm?

Egal, wo es passiert: Es ist schlimm. Wir müssen alle etwas dagegen tun und versuchen, das einzudämmen. Wir sind alle Menschen, egal welcher Herkunft, welcher Hautfarbe und welcher Religion - wir wollen Fußball spielen. Das ist in dieser Saison leider etwas in den Hintergrund gerückt.

Was können Sie als Fußballer tun?

Ich bin dafür, diese Leute klar zu identifizieren und ihnen dann so lange wie möglich den Zutritt zum Stadion zu verwehren. Wir als Fußballer sind gefordert, auch mal ein Zeichen zu setzen und nicht mehr weiterzuspielen, wenn wieder jemand beleidigt oder diskriminiert wird. Ich wäre der Erste, der das unterstützen würde.

Stars wie Manuel Neuer oder Marco Reus positionieren sich deutlich und veröffentlichen Appelle für Toleranz und Miteinander als klare Abgrenzung gegen jede Form von Rassismus. Dringen solche Botschaften durch?

Davon bin ich überzeugt. Ich spüre, wie dieses Thema die Menschen bewegt. Denken Sie nur an den Anschlag von Hanau: Es ist verrückt, was in diesen Wochen geschieht. Die Welt geht gerade ein bisschen kaputt. Wir müssen alle zusammenkommen und einen Beitrag leisten, dass das aufhört.

Wir wollen weiterkommen. Und das wird in Paris, wo schon viele große Mannschaften auf die Nase geflogen sind, schwer genug. Es wird sogar extrem schwer.

Emre Can

Haben Sie aktuell noch Spaß an Ihrem Beruf, wenn Sie Hass und Hetze erleben?

Ich glaube daran, dass es nur eine Minderheit ist, die für die jüngsten Ereignisse verantwortlich ist. Von ihr lasse ich mir den Spaß am Fußball nicht nehmen.

Nach Ihren ersten Einsätzen für Dortmund sagten Sie: "Wir können Großes erreichen." Fangen Sie am Mittwochabend im zweiten Champions-League-Achtelfinale in Paris damit an?

Das hoffe ich sehr. Wir wollen weiterkommen. Und das wird in Paris, wo schon viele große Mannschaften auf die Nase geflogen sind, schwer genug. Es wird sogar extrem schwer.

Erwartet uns im Prinzenpark wieder Rasenschach wie in der ersten Hälfte des Hinspiels?

Ich glaube, dass Paris mehr kommen wird. Entsprechend müssen wir dagegenhalten.

In einer defensiven Grundhaltung?

Nein, wir sollten nicht versuchen, auf 0:0 zu spielen, sondern selbst attackieren. Wir sind immer in der Lage, ein Tor zu schießen.

Wir müssen es aus den Köpfen kriegen, dass man sagt: Im Achtelfinale ist für uns meistens Schluss.

Emre Can

Vor drei Wochen zeigte sich Paris beeindruckt von der Körperlichkeit im Dortmunder Spiel. Wird es wieder darum gehen, den Pariser Stars den Spaß am Spiel zu nehmen?

Kompromissloser Zweikämpfer - aber noch mehr: Emre Can, hier im Hinspiel gegen PSG im Duell mit Neymar.

Kompromissloser Zweikämpfer - aber noch mehr: Emre Can, hier im Hinspiel gegen PSG im Duell mit Neymar. imago images

Auf jeden Fall. Gegen solche Mannschaften muss man von Anfang an zeigen, dass man da ist und keine Angst hat. Das ist ganz, ganz wichtig.

Fredi Bobic beschimpfte Neymar, Mbappé und di Maria nach dem Hinspiel bei Sky als "Traumtänzer" und den Pariser Auftritt als "absolute Frechheit". Nimmt das dem Hinspielsieg seinen Glanz?

Ich finde überhaupt nicht, dass Paris eine katastrophale Leistung gezeigt hat. Wir haben es einfach sehr gut gemacht, das geht in so einem Statement leider etwas unter. Paris hatte es schwer, weil wir als Mannschaft an diesem Abend außergewöhnlich gut funktioniert haben.

Schon in der 19. Minute zwangen Sie Neymar in einen knackigen Zweikampf. Geht es in so einer Aktion mehr darum, Zeichen zu setzen und sich Respekt zu verschaffen, oder darum, das Stadion anzuzünden?

Ganz einfach: In erster Linie geht es bei einem Tackling darum, den Ball zu gewinnen. Und manchmal kommt es dabei zu 50:50-Situationen, ob man den Ball trifft oder nicht. Das sind manchmal Momente, aus denen ich meine Stärken für so ein Spiel ziehe. Eine gelungene Aktion bringt mich rein ins Spiel.

PSG-Trainer Thomas Tuchel nannte Matchwinner Erling Haaland ein "Tier". Ist Ihnen schon einmal ein vergleichbarer Spieler begegnet?

(überlegt lange) Erling ist schon ein spezieller Typ und ein ganz spezieller Fußballer. Er hat extreme Anlagen - und alles, was ein Stürmer braucht. Er ist unheimlich schnell, körperlich stark, besonders torgefährlich, professionell und für seine 19 Jahre schon sehr reif. Wenn er so weitermacht, steht er vor einer großen Karriere.

Seit der Finalteilnahme 2013 erreichte der BVB in der Champions League nur noch zweimal das Viertelfinale. Wie stehen die Chancen diesmal?

Gut. Wir müssen es nur aus den Köpfen kriegen, dass man sagt: Im Achtelfinale ist für uns meistens Schluss. Wir müssen an uns glauben und als Einheit auftreten. So wie vor drei Wochen im Hinspiel. Dann können wir uns auch fürs Viertelfinale qualifizieren.

Kinder sind der beste Beweis dafür, dass Nuri recht hat. Ich glaube auch, dass man in diese Rolle geboren wird.

Emre Can

Bei den Auswärtsspielen dieser Saison in Barcelona und Mailand war die Borussia - noch ohne Sie - chancenlos. Ist die Mannschaft jetzt reif genug, in Paris zu bestehen?

Was in Barcelona oder Mailand war, weiß ich nicht. Aber auch auswärts spielen wir mit elf gegen elf und schießen Tore.

Axel Witsel meint, dass man "die meisten Spiele in der Mitte" gewinnt. Wird es vor allem auf ihn und Sie ankommen?

Axel und ich waren sehr aggressiv und haben es in aller Bescheidenheit super gemacht im Hinspiel. Das jetzt wieder so hinzukriegen wird ein wichtiger Faktor sein, weil wir im zentralen Mittelfeld die direkten Duelle führen und idealerweise gewinnen. Aber es kommt nicht nur auf uns an.

Normalerweise guckt sich ein neuer Spieler den Laden erst einmal an. Sie haben sich vom ersten Tag an in Dortmund als Meinungsführer und Anführer positioniert und nach den Niederlagen in Bremen und Leverkusen gleich deutliche Worte benutzt. Wie fanden das die anderen Platzhirsche?

Das weiß ich nicht, gesagt hat mir niemand etwas. Wenn ich von Journalisten gefragt werde, was mir missfallen hat, versuche ich ehrlich zu antworten und beschreibe, was ich gesehen habe.

Sind Sie einer von denen, über die Nuri Sahin einmal sagte, dass man in die Rolle eines Leaders hineingeboren wird - und dass man es nicht lernen kann, Führungsspieler zu sein?

Kinder sind der beste Beweis dafür, dass Nuri recht hat. Man sieht es schon in den Schulen, wer sich vor allem nur um sich - und wer sich mehr um die Gruppe kümmert. Ich glaube auch, dass man in diese Rolle geboren wird. Man merkt, wenn jemand diese Rolle nur spielt. Ich für meinen Teil möchte der Mannschaft helfen und mache alles für den Erfolg. Dazu gehört, bei Bedarf auch laut zu sein.

Ich habe in einem 20-Sekunden-Telefonat mit Sarri erfahren, dass ich nicht auf der Champions-League-Liste bin. Danach wurde mir jegliche Chance verwehrt. Das war ungerecht.

Emre Can

Waren Sie auch als Jungprofi schon so?

Selbst wenn ich es in mir trage, ein Führungsspieler zu sein: Ich kann mit 18, 19 Jahren keinen Franck Ribery auf dem Platz zurechtweisen. Erst einmal muss man Leistung auf dem Platz bringen, sonst nimmt dich niemand ernst.

"Ich will im Juni unbedingt dabei sein": Emre Can denkt auch an die EM.

"Ich will im Juni unbedingt dabei sein": Emre Can denkt auch an die EM. kicker

Wie sehr hat Sie die Zeit bei großen Klubs wie Bayern München, Liverpool oder Juventus Turin als Persönlichkeit geprägt?

Ich habe überall etwas mitgenommen und bin sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich auf meinen Stationen machen durfte. Ich bin als Fußballer und Mensch gereift. Vor allem die fünfeinhalb Jahre im Ausland waren cool.

Wenn Sie die fantastische Entwicklung in Liverpool sehen mit dem Gewinn der Champions League 2019 und der fast sicheren Meisterschaft in diesem Jahr: War die Entscheidung 2018, den Verein nach vier Jahren zu verlassen, im Nachhinein falsch?

Nein, ich bereue es auf keinen Fall, dass ich den Schritt nach Italien gemacht habe. Mich freut es für Liverpool, dass dieser Klub die Champions League gewonnen hat. Ein Jahr zuvor spürte ich, dass ich etwas Neues brauche. Dann kam das Angebot aus Turin. Zumindest das erste Jahr dort war schön, ich habe viel gespielt, gute Leistungen gezeigt und bin verdient italienischer Meister geworden.

Dann wurden Sie bei Juventus vom Stammspieler zum Auslaufmodell. Nach 37 Spielen unter Massimiliano Allegri folgten nur noch acht unter dessen Nachfolger Maurizio Sarri. Wie können zwei Trainer die Bedeutung eines Spielers so unterschiedlich einschätzen?

Herr Sarri war krankheitsbedingt (Lungenentzündung, Anm. d. Red.) mehrere Wochen nicht im Training. Nachdem wir uns mit den Verantwortlichen von Juventus Turin abgestimmt hatten, den Verein nicht zu verlassen (Can stand damals kurz vor einem Wechsel zu Paris St. Germain, Anm. d. Red.), habe ich in einem 20-Sekunden-Telefonat mit Sarri erfahren, dass ich nicht auf der Champions-League-Liste bin. Danach wurde mir jegliche Chance verwehrt. Das war ungerecht und nicht in Ordnung, deshalb wollte ich dann auch im Winter weg. Mit dem Verein hatte das nichts zu tun: Juventus ist ein großartiger Klub mit großartigen Fans in einer großartigen Stadt.

Es freut mich, dass Jürgen, einer der größten Trainer der Welt, ein positives Urteil über mich gefällt haben muss.

Emre Can

Verließen Sie Juventus vor allem, um Ihre EM-Teilnahme nicht zu riskieren?

Der erste Grund war: Ich wollte wieder Fußball spielen. Und natürlich hat auch die EM etwas mit meinem Entschluss zu tun. Ich will im Juni unbedingt dabei sein.

Ihnen boten sich einige Wechselmöglichkeiten. Warum entschieden Sie sich für Dortmund, wo von Ihnen sogar ein deutlicher Gehaltsverzicht verlangt wurde?

Ich hatte allein drei Angebote aus der Premier League, unter anderem von Manchester United. Aber darüber habe ich aufgrund meiner Liverpooler Vergangenheit keine Sekunde nachgedacht. Für den BVB empfand ich schon immer eine extreme Sympathie. Ich wollte zu einem Verein, für den ich wichtig sein kann, wo ich gebraucht werde. Das ist in Dortmund der Fall. Die Borussia passt gut zu mir - und umgekehrt. Und das Geld: Ja, das ist wichtig, aber nicht alles.

Ihr ehemaliger Trainer Jürgen Klopp teilt offenbar Ihre Meinung, er sagt, dass Borussia Dortmund "wie die Faust aufs Auge" zu Ihnen passt. Gab es vor Ihrem Wechsel Gespräche oder hatten Sie Kontakt zu ihm?

Ich persönlich - nein. Ich weiß aber, dass der Verein Kontakt zu Jürgen Klopp hatte. Es freut mich, dass Jürgen, einer der größten Trainer der Welt, ein positives Urteil über mich gefällt haben muss. Nach gut zweieinhalb Jahren Zusammenarbeit kennt er mich recht gut.

Wie genau wurde vor dem Wechsel zum BVB in den Gesprächen mit Trainer Lucien Favre oder Sportdirektor Michael Zorc Ihre Position definiert?

Nur dahingehend, dass ich sehr gern im Zentrum spiele. In der Innenverteidigung oder im defensiven Mittelfeld.

Du kannst im Mittelfeld eine große, aber als Innenverteidiger eine Weltkarriere machen. Das habe ich jahrelang nicht eingesehen.

Emre Can

In der Nationalmannschaft räumt man Ihnen in der Innenverteidigung die besten Perspektiven ein. Zu Recht?

Wenn ich vor zwei Jahren von Ihnen gefragt worden wäre, hätte ich abgewinkt: Nein danke, diese Position will ich nicht spielen. Mittlerweile habe ich mich extrem damit angefreundet. Meine Jugendtrainer Mehmet Scholl und Stefan Beckenbauer sowie mein Berater Reza Fazeli prophezeiten mir: Du kannst im Mittelfeld eine große, aber als Innenverteidiger eine Weltkarriere machen. Das habe ich jahrelang nicht eingesehen. Inzwischen glaube ich, dass meine Stärken in der Abwehr tatsächlich besser zur Geltung kommen. Das soll natürlich nicht heißen, dass ich im Mittelfeld nicht spielen kann oder will.

Erstes Interview seit dem BVB-Wechsel: Emre Can mit kicker-Reporter Thomas Hennecke.

Erstes Interview seit dem BVB-Wechsel: Emre Can mit kicker-Reporter Thomas Hennecke. kicker

Geht beim DFB die Tür zur Abwehr nur dann auf, wenn Niklas Süle nicht rechtzeitig fit werden sollte oder andere die Rolle nicht zur Zufriedenheit von Bundestrainer Löw spielen?

Das klingt so, als ob ich nur die zweite Geige spielen kann. Das ist aber nicht so. Ich kann mich zeigen. Ich will kein Spieler sein, der nur die zweite Wahl ist. Ich bin Emre, ich habe in großen Vereinen gespielt, ich muss mich vor niemandem verstecken. Wo der Bundestrainer im Endeffekt mit mir plant, kann ich nicht sagen. Wenn meine jüngsten drei Länderspiele der Maßstab sind, sieht er mich in der Abwehr-Dreierkette.

Niemand weiß so genau, wie die deutsche Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in diesem Jahr abschneiden kann. Was steckt in diesem Team?

Einerseits: Unsere Vorrunden-Gruppe mit Frankreich und Portugal ist extrem schwer. Andererseits: Du solltest als Deutscher Fußball-Bund versuchen, das Turnier zu gewinnen. Russland muss man vergessen - die Welt- und Europameisterschaften davor waren alle gut. Unsere Mannschaft ist jung, und sie ist außerordentlich talentiert. Wir können weit kommen. Beim Confed-Cup 2017 ...

... gewann Deutschland ...

... obwohl uns niemand etwas zugetraut hatte.

Für Spieler wie Sie könnte Ottmar Hitzfeld den Begriff des "aggressive Leaders" erfunden haben. Fühlen Sie sich korrekt beschrieben, wenn Sie vor allem auf Eigenschaften wie Robustheit, Wucht, Aggressivität, Selbstbewusstsein oder Siegeswillen reduziert werden?

Natürlich sind das meine Stärken. Wenn man mich jedoch allein darüber definiert, dann geht leider unter, dass ich auch Fußball spielen kann. Ich bin kein Blinder! Ich habe mich in Liverpool oder Turin nicht allein wegen meiner guten Mentalität behauptet.

Auf dem Rasen bin ich auch lieb, nur auf eine andere Art und Weise.

Emre Can

Kommen Sie in Deutschland in der öffentlichen Betrachtung zu schlecht weg?

Ich habe das schon häufiger thematisiert: In Deutschland hat mir die Wertschätzung gefehlt, die ich in Italien oder England genossen habe.

Worauf führen Sie das zurück?

Vielleicht sehen sich die Menschen in Deutschland einfach weniger Fußball aus Italien und England an. Dann fehlte ihnen in Bezug auf meine Person eine korrekte Bewertungsgrundlage.

Norbert Dickel hat Sie im Klub-TV als jemanden beschrieben, der auch "mal böse und aggressiv" wird. Sie entgegneten: "Eigentlich bin ich ein Lieber." Lassen Sie Ihren liebenswerten Teil in der Kabine?

Auf dem Rasen bin ich auch lieb, nur auf eine andere Art und Weise. Selbst wenn ich meine Teamkollegen mal anschreie: Das ist immer nur positiv gemeint. Ich mache niemanden dumm an, nur, weil er einen Fehlpass gespielt hat.

Mit einem spektakulären Seitfallzieher gelang Ihnen in England 2017 das Tor des Jahres. Bei Ihrem Bundesligadebüt für den BVB am 21. Spieltag in Leverkusen zauberten Sie einen Schuss aus 31 Metern ins Kreuzeck. Müssen Ihre Tore immer gleich Kunstwerke sein?

Das Wichtigste ist, dass der Ball überhaupt reingeht. Wenn das dann auf besonders schöne Weise geschieht, soll es mir auch recht sein. In Leverkusen merkte ich sofort, dass der Ball perfekt passen wird, als er meinen Fuß verließ.

Waren van Bommel und Effenberg fußballerisch so gut, auch beidfüßig wie ich und so schnell?

Emre Can

Wer nach ähnlichen Mittelfeldspielern wie Ihnen sucht, landet relativ schnell bei Mark van Bommel oder Stefan Effenberg. Passen solche Vergleiche?

Ich kann mich nicht erinnern: Waren die fußballerisch so gut, auch beidfüßig wie ich und so schnell? (lacht) Irgendetwas haben wir bestimmt gemeinsam. Jeder entwickelt als Fußballer seinen eigenen Stil. Effenberg, van Bommel, auch ich.

Wem eiferte der junge Emre denn nach?

Auf dem Bolzplatz war immer derjenige das Vorbild, der gerade "in" war. An einem Tag dieser, am nächsten Tag jemand anders. Zinedine Zidane war schon jemand, von dem ich dachte: Toll, wie der den Ball streichelt. Das möchte ich auch mal können.

Mats Hummels sagte: "Emre ist ein Gewinner." Woher stammt dieser unbedingte Wille, immer gewinnen zu wollen?

Als Kinder kickten wir auf einem Gummiplatz und spielten immer eine "Mini-WM". Wir grätschten, bis die Knie schlimm aussahen, aber es ging immer darum, unbedingt zu gewinnen. Diese Eigenschaft habe ich auf dem Bolzplatz gelernt - und sie hat mich überallhin begleitet. Keine Frage, aus einer Niederlage kann man lernen. Doch zu gewinnen ist viel geiler. Ich hasse es zu verlieren.

(Hinweis: Das Interview wurde geführt, bevor entschieden war, dass die Partie in Paris ohne Zuschauer stattfinden wird)

Interview: Thomas Hennecke

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