2. Bundesliga

Marcel Hartel im Interview über Arminia Bielefeld, Union und England

Arminias Kreativspieler über den Aufstieg und das Team

Marcel Hartel im Interview: "Sonst wäre ich gar nicht nach Bielefeld gewechselt"

Weiß, wie man aufsteigt: Marcel Hartel mit Union Berlin - und Arminia Bielefeld?

Weiß, wie man aufsteigt: Marcel Hartel mit Union Berlin - und Arminia Bielefeld? imago images (3)

Herr Hartel, der kicker hat Sie im Winter in der Rangliste des deutschen Fußballs als besten offensiven Mittelfeldspieler der 2. Liga eingestuft. Wird sich das nach der Rückrunde wiederholen?

Ich habe mit Sicherheit eine gute Halbserie gespielt, aber das ist schwer zu sagen. Ich versuche, auch die restliche Rückrunde wieder meine Leistung zu bringen. Wenn ich im Sommer wieder oben stehe, dann freut es mich natürlich. (grinst)

Würden Sie die bisherigen sieben Monate im DSC-Trikot als Ihre Durchbruchssaison bezeichnen?

Ich habe hier nochmal einen guten Schritt nach vorne gemacht. Für die Arminia habe ich eigentlich jedes Spiel gespielt, also so oft wie nie zuvor. Das tut mir einfach gut.

Sie sind mit neun Assists der drittbeste Vorbereiter der Liga. Warum läuft es für Sie persönlich in Bielefeld so gut?

Ich verstehe mich mit den Jungs in der Mannschaft gut, das Konzept des Trainers passt perfekt zu mir. Man merkt, das glaube ich zumindest, dass ich mich auf dem Platz sehr wohl fühle.

Gehe ich den Schritt in die 1. Liga mit weniger Spielzeit, als mir lieb ist?

Hartel über seine Entscheidung, Union nach dem Aufstieg zu verlassen

Wie war die Umgewöhnung von der Hauptstadt Berlin auf das etwas kleinere Bielefeld?

Man denkt vielleicht, von Berlin nach Bielefeld sei es ein großer Schritt; dass ich auf viel verzichten müsste, aber hier in Bielefeld habe ich auch alles, was es in Berlin oder Köln gibt (Hartel ist gebürtiger Kölner und spielte 15 Jahre beim FC, d. Red.). Auf acht Restaurants in Berlin kommen hier vielleicht nur drei, aber diese drei haben dann auch ihre Qualität. Wir, meine Freundin, unsere zwei Hunde und ich, haben eine superschöne Wohnung gefunden, wir fühlen uns da sehr wohl.

Hatten Sie bei Ihrer Unterschrift in Bielefeld im vergangenen Sommer wirklich den Bundesliga-Aufstieg im Blick?

Ich sage mal so: Dass Bielefeld eine sehr starke Mannschaft hat, dass hier was entstehen kann, wusste ich vorher. Sonst wäre ich wahrscheinlich gar nicht gekommen. Ich wollte nach Union wieder zu einer Mannschaft, die oben mitspielt. Dass es jetzt so gut läuft, konnte vorher keiner erahnen. Wir sind umso glücklicher, dass wir gerade ganz oben stehen.

Wie ist es eigentlich, in die Bundesliga aufzusteigen? Sie haben es ja mit Union Berlin letztes Jahr erlebt.

Unglaublich! (lacht) Die Minuten nach Abpfiff, in denen dir klar wird, dass du es geschafft hast, sind unvergesslich. Ein ganz besonderes Gefühl.

Sie haben "damals" im Mai in beiden Relegationsspielen gegen den VfB Stuttgart in der Startelf gestanden und Ihren Teil zum Aufstieg beigetragen. Warum haben Sie Union dennoch verlassen?

Marcel Hartel

Der Eintrag ins Goldene Buch: Marcel Hartel nach dem Aufstieg mit Union. imago images

Ich bin nach dem Aufstieg in den Urlaub geflogen und habe danach von meinen Beratern die Info erhalten, dass Union die Einsatzzeiten, die ich mir in der Bundesliga vorgestellt hätte, so nicht anbieten kann. Deshalb musste ich überlegen: Gehe ich den Schritt in die 1. Liga mit weniger Spielzeit, als mir lieb ist? Ich bin ein Junge, der das machen will, was ihm Spaß macht - also Fußball spielen. Darum habe ich mich entschieden, nach Bielefeld zu wechseln.

Bei Ihrer Vorstellung hatte DSC-Sportdirektor Samir Arabi gesagt, dass es mit Ihrer Verpflichtung erst "im zweiten Anlauf" geklappt habe. Was meinte er damit?

Arminia war schon mal an mir interessiert, da hatten wir uns auch getroffen. Damals, das muss Anfang 2016 gewesen sein, habe ich allerdings meinen ersten Profi-Vertrag beim FC unterschrieben.

Und warum hat es erst im zweiten Anlauf geklappt?

Diesmal hat es einfach alles gepasst. (grinst)

Ich werde auf jeden Fall bleiben.

Hartel über seine Zukunft in Bielefeld

Sie sind zwar der laufstärkste Bielefelder, laut kicker-Notendurchschnitt (2,93) in dieser Saison aber nur der siebtbeste. Was sagt das über diese Mannschaft aus?

Man sieht ja Woche für Woche, was wir für eine starke Mannschaft auf dem Platz haben; was wir auch generell für einen kompletten Kader haben. Ob ich jetzt Siebter, Dritter, Achter oder Zehnter bin, spielt im Endeffekt keine Rolle, solange wir als Team Erfolg haben.

Was zeichnet diese Arminia aus?

Unser Wille, jedes Spiel zu gewinnen; der Teamgeist, jeden Rückschlag zu bewältigen. Oder, wie vor zwei Wochen gegen Hannover, so ein Spiel im Regen anzunehmen. Das Spiel mit langen Bällen ist eigentlich gar nicht unseres, aber irgendwie haben wir auch das gemeistert. Jeder gibt alles für jeden auf dem Platz.

Marcel Hartel

Marcel Hartel mit kicker-Redakteur Mario Krischel. kicker

Setzt sich dieser Zusammenhalt auch abseits des Platzes fort?

Auf jeden Fall. Wenn einer Geburtstag hat, lädt er die Jungs zum Essen ein. Wir gehen generell als Mannschaft ab und zu essen, nach dem Training mal einen Kaffee trinken.

Wie genau hat Uwe Neuhaus diesen Verein wieder in Bundesliga-Verfassung gebracht? Was unterscheidet ihn von bisherigen Trainern?

Jeder Trainer hat seine Philosophie - seine sieht Dominanz und Ballbesitz vor, wir wollen das Spiel kreieren. Seine Art, Fußball zu spielen, passt perfekt zu uns. Da hat er mit Arminia den perfekten Verein gefunden. Der Trainer bereitet uns sehr gut auf jeden Gegner vor, wie wir uns Chancen herausspielen und sie hinten verhindern.

Wie ist er als Typ?

Er ist schon ein Kumpeltyp, hat immer einen Spruch auf den Lippen und ist menschlich einfach sehr locker. Mit ihm kann man schon auch mal spaßen. Wenn es dann drauf ankommt, ist er allerdings sofort konzentriert und fokussiert.

Marcel Hartel

Der Lenker im Mittelfeld der Arminia: Marcel Hartel ist Bielefelds bester Vorbereiter. imago images

Wird es außer dem VfB Stuttgart und dem Hamburger SV noch einen Verein geben, mit dem Sie sich um den Aufstieg streiten werden?

Heidenheim ist dicht dran am HSV, die würde ich dazuzählen. Bis jetzt ist es für mich noch ein Vierkampf.

War es ein Vorteil für die Arminia, dass zumindest in der Hinrunde meistens nur über den VfB und den HSV gesprochen wurde?

Ich glaube schon. Wir wissen, was wir können, und haben das Woche für Woche auf den Platz gebracht. Hamburg und Stuttgart haben immer noch - berechtigterweise - den Druck, aufsteigen zu müssen. Wir, das haben wir auch schon oft gesagt, dürfen aufsteigen. Wir haben nicht den gewaltigen Druck, können locker und befreit aufspielen.

War das 1:0 gegen Hannover, die eben schon angesprochene Regenschlacht, nicht genau so ein Fall: Wer so ein Spiel gewinnt, steigt auf?

Diese Spiele sind am Ende entscheidend. Wenn du da so "dreckig" drei Punkte holst, denkst du schon darüber nach, was das am Saisonende wert sein könnte.

Arminia Bielefeld steigt also auf, weil...

... wir eine geile Truppe sind.

Das war's schon?

Das war's! (lacht)

Eine Frage trotzdem noch: Sie sind gerade erst 24 Jahre alt geworden und am Ende der Saison potenziell zum zweiten Mal in Folge Bundesliga-Aufsteiger. Werden Sie dieses Mal bleiben?

Ich werde auf jeden Fall bleiben. Wenn sich irgendwann mal eine neue Situation ergibt, denke ich darüber nach. England ist eine schöne Adresse, aber so weit sind wir noch lange nicht.

Interview: Mario Krischel