2. Bundesliga

Castro contra Schiedsrichter Siewer: "Dann können wir alle Schach spielen"

Stuttgart sieht sich in Fürth um einen Elfmeter gebracht

Castro contra Schiedsrichter Siewer: "Dann können wir alle Schach spielen"

Die Szene aus der 20. Minute: Gonzalo Castro wird im Strafraum von Maximilian Wittek zu Fall gebracht.

Die Szene aus der 20. Minute: Gonzalo Castro wird im Strafraum von Maximilian Wittek zu Fall gebracht. imago images

Die Szene hätte zum Steigbügelhalter für einen möglichen Stuttgarter (Teil-)Erfolg werden können: Gonzalo Castro bekommt in der 20. Minute in der Mitte des Fürther Strafraums den Ball, will schießen und wird von hinten von Maximilian Wittek umgerannt. Der Pfiff des Unparteiischen folgt. Allerdings gegen den Stuttgarter - wegen vermeintlichen Handspiels. Thorben Siewer sah fälschlicherweise kein elfmeterwürdiges Foul. Im Gegensatz zum VfB-Mittelfeldspieler, der sich entsprechend echauffierte. Ohne dabei allerdings weder den Unparteiischen anzusehen noch irgendwie anzugehen oder anzusprechen. Dafür, dass er den Ball auf den Boden pfefferte und ein heftiges Selbstgespräch führte, sah Castro dennoch die Gelbe Karte.

Castro: "Emotionen gehören dazu"

In diesem Moment war klar: Diese beiden werden keine Freunde mehr. "Meiner Meinung nach war es Elfmeter", sagt der Stuttgarter. "Ich habe mich aufgeregt, vielleicht ein bisschen zu viel, aber so ist es im Fußball. Der Schiri war heute sowieso ein bisschen anders drauf, als sonst." Womit der Ex-Nationalspieler die teilweise uneinheitliche Bewertung von Zweikämpfen und persönlichen Strafen durch den Referee meint. Die Regelung, wonach Spieler bei emotionalen Ausbrüchen sofort sanktioniert werden sollen, stößt ihm auf. "Emotionen gehören dazu. Wenn dann so kleinlich gepfiffen wird und man bei jeder Meinung, die man äußert, sofort Gelb kriegt, können wir alle Schach spielen. Das ist ein bisschen übertrieben. Es ist zwar ein bisschen gelockert worden, aber zum Anfang des Jahres war es schon extrem."

Stenzel: "Aber das ist der Lauf der Dinge"

Nicht weniger kritisch sieht es auch Pascal Stenzel, der sich eine Gelbe Karte fürs Ballwegschlagen einhandelte. Immerhin rund 20 Meter weit, locker aus der Hüfte geschwungen, was durchaus als Unsportlichkeit und weniger als ausgeprägter Emotionsausbruch zu bewerten war. "Ich halte nichts davon, genau so wenig wie vom Videobeweis", sagt der Verteidiger. "Aber das ist der Lauf der Dinge. Wir werden das nicht entscheiden." Für ihn ist die Sachlage einfach. "Zum Fußball gehören Emotionen einfach dazu. Die kann man nie ganz unterdrücken." Sollte man auch nicht, weil sie in seinen Augen zu einem richtigen Fußballspiel gehören, wie der Ball.

"Das wollen die Fans sehen. Sie wollen auch mal sehen, dass sich einer aufregt. Die Schiedsrichter brauchen ein gewisses Fingerspitzengefühl." Dennoch sieht auch Stenzel Grenzen, die es zu beachten gilt: "Ich bin kein Fan davon, wenn einer 30 Meter auf den Schiedsrichter zurennt und den wilden Max macht. Aber man sollte sich auch mal ab und zu die Haare raufen oder mal die Hände über den Kopf schlagen dürfen." Wozu die Schwaben in Franken oft genug Anlass hatten. Vor allem wegen eigener Unzulänglichkeiten, zum Beispiel beim Vergeben klarer Torchancen.

George Moissidis