Bundesliga

Werder Bremen in der Krise: Baumann will "die Spieler härter anfassen"

Werder-Boss lässt keine Zweifel an Kohfeldt zu

Baumann will "die Spieler härter anfassen" - intern und öffentlich

Die Lage wird immer bedrohlicher: frustrierte Werder-Profis nach dem 0:2 gegen Union Berlin.

Die Lage wird immer bedrohlicher: frustrierte Werder-Profis nach dem 0:2 gegen Union Berlin. imago images

Die Mannschaft wurde zur Rückrunde in Person von Abwehrchef Kevin Vogt und Mittelstürmer Davie Selke auf den neuralgischen Positionen sinnvoll verstärkt. Im Pokal gegen Dortmund feierte sie am Dienstag ein spektakuläres Erfolgserlebnis, das die mentalen Fesseln eigentlich gelöst haben sollte. Alles schien bereitet für eine Wende in der Liga - doch beim 0:2 gegen Aufsteiger Union Berlin präsentierte sich Werder Bremen ganze vier Tage nach dem Pokalcoup wieder wie ein sicherer Absteiger.

Sieben Pleiten aus den letzten acht Partien und Platz 17 zeichnen ein deutliches Bild. Doch allen, die nun einen Trainerwechsel für den letzten verbleibenden Ausweg halten, erteilt Geschäftsführer Frank Baumann eine glasklare Absage. Stattdessen nimmt der Boss die Spieler noch deutlicher in die Pflicht.

Baumann zählt auf: "Deutlich weniger Leidenschaft, Bereitschaft, Mumm"

Die Frage nach Florian Kohfeldt, so Baumann, "braucht man jetzt nicht nach jedem Spiel wieder zu stellen". Das Bekenntnis, an dem Fußballlehrer festzuhalten, "steht". Für den Manager ist klar: "Wir stehen zwar alle in der Verantwortung, doch in allererster Linie ist die Mannschaft in der Pflicht. Am Dienstag haben wir insbesondere durch Leidenschaft überzeugt, die Bereitschaft, zu arbeiten und gewisse Dinge zu erzwingen. Darüber bekommt man Selbstvertrauen und kann dann auch fußballerisch glänzen."

Gegen Union, so Baumanns treffende Bestandsaufnahme, war von alledem praktisch nichts zu sehen: "Deutlich weniger Leidenschaft, Bereitschaft, Mumm. Das war alles ganz nett. Aber nett ist nicht das, was wir in unserer Situation brauchen. Wir haben ein sehr wichtiges Spiel in gewisser Weise verschenkt. Jetzt wird es noch schwieriger, die Spiele werden immer weniger."

"Wir haben gestandene Spieler, die zu viel über sich ergehen lassen"

Intern wie öffentlich, kündigt Baumann an, "werden wir die Spieler jetzt härter anfassen. Das muss eine Wirkung haben, die Mannschaft muss eine Reaktion zeigen." Namen nennt Baumann zwar nicht explizit, doch Akteure wie Davy Klaassen, Ömer Toprak, Kevin Vogt, Niklas Moisander und Yuya Osako dürfen sich den Schuh getrost anziehen, wenn ihr Chef formuliert: "Wir haben gestandene Spieler, die zu viel über sich ergehen lassen. Sie sind in erster Linie gefordert. Wir werden das knallhart ansprechen und schauen, auf wen wir in den nächsten Wochen besonders setzen können."

Der Haken dabei: Sportlich gleichwertige Alternativen zu denen, die am Samstag auf dem Platz standen, gibt der Kader aktuell so gut wie gar nicht her. Zudem werden die noch verletzten Außenverteidiger Theo Gebre Selassie und Ludwig Augustinsson nach ihrer Rückkehr demnächst auch nicht auf Anhieb die Kastanien aus dem Feuer holen können.

Gelb für Selke & Co. - "auch da verhalten wir uns nicht clever"

Zu Recht kritisiert Baumann derweil auch, dass sich Werder durch unnötige Gelbe Karten immer wieder selbst schwächt. Gegen Union kassierte Selke wegen einer Schwalbe seine fünfte Verwarnung, fehlt in Leipzig gesperrt. Vogt bekam Gelb wegen Meckerns, Marco Friedl wegen eines disziplinlosen Gerangels mit dem Gegner. "Wir bekommen keine Gelbe in einem richtigen Zweikampf, wo wir vielleicht auch mal dem Gegner wehtun", moniert Baumann, "kriegen aber selbst ständig auf die Hölzer. Auch da verhalten wir uns nicht clever. Das ist mit ein Punkt, warum wir uns in Probleme bringen."

Ganz gewiss durch die Bank berechtigte Vorhaltungen an die Spieler. Entschuldigungen für deren so eklatantes Versagen sind auch objektiv nicht zu finden. Wie lange sich die Trainerfrage von den regelmäßig enttäuschenden Auftritten der Mannschaft trennen lässt, bleibt trotzdem unweigerlich als Frage im Raum.

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Thiemo Müller

Bilder zur Partie Werder Bremen - 1. FC Union Berlin