Bundesliga

Kai Havertz über Leverkusens Probleme und Dortmunds Julian Brandt

Rolfes zu möglichen Pfiffen gegen Brandt in Leverkusen

Havertz über Probleme, Dortmunds Besten und Trost für Brandt

Kai Havertz hat das Duell mit Kumpel Julian Brandt vor Augen.

Kai Havertz hat das Duell mit Kumpel Julian Brandt vor Augen. imago images

Er hatte zweimal getroffen. Allerdings zweimal aus Abseitsposition. Und so war Havertz' Anteil am 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart im DFB-Pokal-Achtelfinale nicht so groß. Der Nationalspieler hatte eine ordentliche in einer über weite Strecken schlechten Partie der Werkself abgeliefert. Offenbar genug, um am Ende zum Spieler des Spiels gewählt zu werden. Eine Auszeichnung, die den 20-Jährigen ("Die interessiert mich eigentlich wenig") nicht wirklich bewegte.

Wir haben in den letzten beiden Spielen nicht unseren besten Fußball gespielt.

Kai Havertz

Havertz und Bayer 04 sind noch nicht in der Form, die das Team von Peter Bosz in der Rückrunde der Vorsaison von Platz 9 noch in die Champions League stürmen ließ. Auch der zumindest von der Ausbeute starke Sechs-Punkte-Start in den ersten beiden Spielen hat sich zwei Partien später schon wieder relativiert. Einer selbstverschuldeten 1:2-Niederlage bei 1899 Hoffenheim war am Mittwochabend ein lange Zeit quälendes 2:1 gegen den Aufstiegskandidaten aus der 2. Liga gefolgt.

"Wir haben in den letzten beiden Spielen nicht unseren besten Fußball gespielt. Da müssen wir uns an die eigene Nase packen", erklärte der Kreativakteur, "unser Anspruch muss sein, eigentlich immer offensiv guten Fußball zu spielen. Das wird auch am Samstag sehr wichtig sein. Da werden wir es hoffentlich besser machen."

Borussia Dortmund - die andere Herausforderung

Denn dann geht es gegen den BVB, das Offensivmonster der Liga (15 Tore in den letzten drei Spielen). Eine Mannschaft, die Phasen der Unkonzentriertheit und Nachlässigkeit, wie sie sich Bayer schon beim 4:1 in Paderborn nach der Pause und besonders beim 3:0 gegen Düsseldorf ebenfalls im zweiten Abschnitt leistete, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bestrafen wird. Nicht umsonst betont Simon Rolfes: "Da warten andere Herausforderungen auf uns. Dortmund hat nochmal eine andere Qualität." Wobei auch etwas Hoffnung mitschwingt, wenn der Sportdirektor anfügt: "Dortmund wird offensiver auftreten." Gegen den tief stehenden VfB wirkte Bayer lange wenig kreativ, spielte ungenau und uninspiriert.

Der Mann, der vergangene Rückrunde für diesen Esprit im Spiel der Werkself sorgte, wird am Samstag an die alte Wirkungsstätte zurückkehren: Julian Brandt. Havertz, best buddy und vor Jahresfrist noch kongenialer Partner Brandts im offensiven Mittelfeld bei Bayer, hatte dem Neu-Dortmunder nach der 2:3-Niederlage des BVB in Bremen Trost zugesprochen. "Ich habe ihm am Dienstag nach dem Spiel geschrieben. Das wird reichen", scherzte Havertz, der seinen früheren Mitspieler in höchsten Tönen lobt: "Sancho und Haaland spielen auch nicht so schlecht, aber im Moment ist er der beste Spieler bei Dortmund."

"Leverkusen gegen Dortmund ist immer ein heißes Spiel"

Das Ausscheiden des BVB aus dem Pokal möchte Havertz nutzen. Auf dem Weg nach Berlin ("Natürlich ist das ein Traum von uns"), aber auch auf dem Weg in die Königsklasse. "Leverkusen gegen Dortmund ist immer ein heißes Spiel, auch wenn wir da in den letzten Jahren gerade auswärts nicht so gut aussahen. Jetzt spielen wir zuhause. Das muss uns Rückenwind geben", fordert der Linksfuß, "weil das Spiel vom Dienstag bei den Dortmundern auch noch in den Köpfen ist."

Brandts Rückkehr: Wie reagieren die Fans?

In den Köpfen der Leverkusener Fans ist auch noch der Abschied Brandts im Sommer 2019, der diesem übelgenommen wird. Der Empfang für den verlorenen Sohn, der wohl nie unters Bayer-Kreuz zurückkehren wird, dürfte unfreundlich ausfallen. "Die Enttäuschung der Fans kann ich verstehen", sagt Rolfes, "trotz allem hat er eine sehr erfolgreiche Zeit hier gehabt. Er ist damals als 17-Jähriger im Winter gekommen, Nationalspieler geworden. Das waren fünfeinhalb Jahre, die schon zu großen Teilen sehr erfolgreich waren. Das wissen wir auch zu schätzen, auch wenn wir enttäuscht waren, dass er gegangen ist. Aber so ist es einmal: Manche Spieler kommen zu uns, manche gehen. Wie die Fans reagieren, weiß ich nicht."

Sollte es Pfiffe gegen Brand geben, darf der 23-Jährige diese getrost auch als eine Form der Wertschätzung deuten. Schmerzt sein Verlust doch die Fans aufgrund des nicht mehr so berauschenden Spiels der Werkself doppelt.

Havertz jedenfalls möchte seinem Spezi am Samstag nach dem Spiel "hoffentlich" erneut tröstende Worte widmen. Aber nur für eine Dortmunder Niederlage. Auf Pfiffe gegen Brandt könnte Bayers Jungstar problemlos verzichten - auf die drei Punkte angesichts des Leverkusener Rückstands auf die Top-Vier der Liga hingegen nicht.

Stephan von Nocks

Bundesliga-Stadien: Das kosten die Namensrechte