2. Bundesliga

1. FC Nürnberg: Coach Jens Keller muss schleunigst eine Lösung finden

Gegen Sandhausen muss der beim HSV enttäuschende Club siegen

Keller muss schleunigst eine Lösung finden

Nürnbergs Trainer Jens Keller muss einige Probleme beseitigen.

Nürnbergs Trainer Jens Keller muss einige Probleme beseitigen. imago images

Einigkeit besteht beim Club derzeit in nur einem Punkt: Am Sonntag (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) muss nach dem Abrutschen auf einen direkten Abstiegsplatz zu Hause gegen den SV Sandhausen ein Sieg her. Ansonsten droht die Stimmung endgültig zu kippen.

Realität Abstiegskampf

Denn von der Zuversicht, die nach einer ordentlichen Vorbereitung beim FCN allerorten zu hören war, sind momentan nur noch Trümmer übrig. Momentan jedenfalls ist die gerne geäußerte These, dass die Mannschaft viel besser ist als ihr Tabellenplatz, eine verdammt steile. Die Debatte, ob und wie viel Qualität im runderneuerten Kader steckt, braucht nun jedenfalls nicht geführt werden. Die Realität heißt direkter Abstiegsplatz. Punkt!

Und der Vortrag in Hamburg hat zunächst mal keine großen Argumente geliefert, dass sich nach der ersten kompletten Vorbereitung unter Trainer Jens Keller alles zum Guten wendet. Auch wenn man berücksichtigt, dass es gegen einen Topfavoriten der Liga ging, so erweist sich im Nachgang Kellers Aussage vor dem Spiel, "dass sich die Mannschaft auf einem sehr guten Weg befindet", zunächst als Irrtum. Der FCN hat an der Alster exakt wieder all die Schwächen präsentiert, die ihn in diese missliche Lage gebracht hat: in der Defensive anfällig und nach vorne ohne rechten Plan und Durchschlagskraft.

Schwachstelle Defensive

Dass die Franken nach dem aus dem Nichts gefallenen Anschlusstreffer von Tim Handwerker eine Viertelstunde ganz ordentlich unterwegs waren, ist angesichts des dürftigen Gesamtbildes nur ein flüchtiger Lichtblick. Und auch wenn man gewohnt ist, dass sich der FCN seit vielen Monaten intensiv in Schönfärberei übt, so erzeugt dies doch immer wieder aufs Neue Stirnrunzeln - zum Beispiel, wenn Sportvorstand Robert Palikuca davon spricht, dass man "ein gutes Zweikampfverhalten" mit nach Hause nehmen könne.

Welcher Akteur nun wie gut individuell seine Zweikämpfe geführt hat, ist irrelevant vor dem Hintergrund, dass die Mannschaft im Verbund nicht gut verteidigt hat. Die Lücken wie die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen waren mitunter erneut viel zu groß, was wiederum der Abwehrreihe ihre Aufgabe brutal erschwerte. So war es auch kein Wunder, dass Winterzugang Konstantinos Mavropanos nicht wie erhofft zum großen Stabilisator wurde. Der Arsenal-Leihspieler konnte es ja auch gar nicht werden, und dies nicht wegen seiner mangelnden Spielpraxis: Die Zone direkt vor ihm erwies sich wie im ersten Halbjahr als neuralgische Zone.

Keller braucht eine Lösung - und zwar intern

Das beginnt damit, dass sich des Trainers Wahl, erstmals den 20-jährigen Adam Cerin in die Doppelsechs zu stellen, als keine glückliche erwies. Zur Ehrenrettung des slowenischen Nationalspielers muss allerdings angefügt werden, dass ihm sein erfahrener Nebenmann Johannes Geis in puncto Defensivarbeit keine große Hilfe war. Der 26-Jährige, fraglos ein feiner Fußballer mit starkem rechten Fuß, konnte die ihm nachgesagten Defizite in der Defensive nicht widerlegen.

Was die Besetzung der defensiven Mittelfeldzentrale anbelangt, muss Keller schleunigst eine gute Lösung finden - und zwar eine interne, denn laut dem Sportvorstand wird der Club auf dem Transfermarkt wohl nicht mehr tätig. Dies würde ohnehin nur Sinn machen, wenn der Club einen voll im Saft stehenden Ausnahmekönner finden würde, der auf dieser zentralen Position auf Anhieb die Mannschaft führen kann. Dass solche Akteure rar sind, vor allem in der Wintertransferperiode, versteht sich von selbst.

Sieg am Sonntag Pflicht

Also, was nun FCN? Die Antwort ist simpel: erstmal am Sonntag gewinnen! Dass dies nun ein Muss ist, macht die Aufgabe für die Mannschaft nicht leichter. Eine Mannschaft, um deren Selbstvertrauen es nach den vielen Negativerlebnissen nicht gut bestellt ist, ja nicht gut bestellt sein kann. Hinzu kommt, dass auf dem Rasen, auch bedingt durch den riesigen Umbruch, keine echte Mannschaft zu sehen ist.

Den Willen kann man keinem absprechen, auch wenn man hier und da die energischen Sprints in die Tiefe wie nach hinten vermisst. Was dem großen Kader abgeht, ist eine Hierarchie wie auch das große Miteinander, das den FCN auch in der vergangenen Aufstiegssaison noch auszeichnete. Somit macht momentan paradoxerweise die für den FCN arg ernüchternde Tabelle sogar Mut: Rang 11 ist nur drei Punkte entfernt.

Christian Biechele