Bundesliga

Leverkusens Kerem Demirbay vor Hoffenheim-Spiel: "Ich bin nicht mehr so verkrampft, aber..."

Rekordeinkauf mit verbesserter Form und gesunder Skepsis

Demirbay: "Ich bin nicht mehr so verkrampft, aber..."

Befindet sich im Aufwind: Kerem Demirbay.

Befindet sich im Aufwind: Kerem Demirbay. imago images

Welchen persönlichen Rekord im Bayer-Trikot hat Kerem Demirbay in den ersten beiden Rückrundenspielen aufgestellt? Richtig! Der 26-Jährie hat zwei Bundesligapartien hintereinander über die kompletten 90 Minuten bestritten - in der Hinrunde war dies dem 32- Millionen-Einkauf nicht vergönnt gewesen.

Kein Wunder, dass sich die Stimmung des Linksfußes ins Positive gedreht hat. Nach zwei Auftritten, in denen er sich gegenüber der ersten Saisonhälfte gesteigert hat. "Ich merke, dass ich jetzt besser reinkomme. Ich fühle mich auf dem Feld wohler. Ich kriege wieder mein Selbstbewusstsein, mein freies Aufspielen, diese Lockerheit. Und ich bin jetzt nicht mehr so verkrampft", erklärt der Mittelfeldspieler, um selbst direkt relativierend anzufügen: "Aber: Es sind erst zwei Spiele. Der Fußball ist so schnelllebig. Mache ich ein schlechtes Spiel, wird wieder alles infrage gestellt. Aber ich mache mir da keinen Druck."

Die Winterpause kam gelegen

Was diese Änderung herbeigeführt hat, kann Demirbay nicht sagen. "Eine Erklärung dafür habe ich nicht. Es ist im Fußball manchmal so. Und ich bin kein Mensch, der sich so gerne mit negativen Dingen beschäftigt. Ich habe die sechs Monate abgehakt. Ich habe nicht geliefert. Ich bin ein ehrlicher, optimistischer Mensch. Ich analysiere sehr ehrlich. Ich habe nicht abgeliefert. Aber das war. Ich muss nach vorne schauen", so der frühere Nationalspieler, "ich bin, glaube ich, auf einem guten Weg."

Klar ist: Die Winterpause kam Demirbay als Verschnaufpause gelegen. "Mit Sicherheit ja", sagt der Techniker, "ich freu mich, dass ich Fußball spielen darf. Zwei Spiele, zweimal 90 Minuten. Top." Wenn man eine schwere Zeit durchlebt hat, weiß man auch wieder vermeintliche Selbstverständlichkeiten zu schätzen.

Rückkehr nach Sinsheim

Etwas Außergewöhnliches steht für Demirbay auch am Samstag bevor, wenn er mit Bayer erstmals nach seinem Wechsel wieder an seiner alten Wirkungsstätte in Sinsheim gegen 1899 Hoffenheim antritt. "Wenn ich sagen würde, ich freue mich nicht drauf, würde ich lügen. Das erste Spiel beim Ex-Klub ist natürlich etwas Besonderes", sagt er, wobei er nicht vorherzusagen wagt, wie der Empfang für ihn aussehen wird. "Erwarte ich, dass die Fans mich gut aufnehmen, pfeifen sie mich vielleicht aus. Erwarte ich, dass sie mich auspfeifen, passiert vielleicht das Gegenteil. Im Fußball ist alles möglich", so Demirbay.

Sicher ist er sich hingegen, dass 1899 nicht nochmal so destruktiv defensiv auftreten wird wie beim 0:0 im Hinspiel. "Natürlich macht es wenig Spaß, wenn sich der Gegner nur hinten reinstellt und kaum mitspielen möchte", erklärt Demirbay, "aber ich gehe davon aus, dass Hoffenheim sich zumindest zuhause nicht hinten reinstellen wird. Ich glaube nicht, dass sie sich diesen Druck machen wollen. Stellen sie sich hinten rein, wird da nach zehn oder 15 Minuten mit Sicherheit gepfiffen. Ich kenne das ja. Ich hoffe, dass sie mitspielen möchten."

Gerade wenn dies der Fall sein sollte, sieht Demirbay die Werkself im Vorteil. "Wir müssen unser Ding einfach durchziehen. Von der Qualität her sind wir besser besetzt", sagt der Kreativspieler, der jedoch betont: "Trotzdem wird an diesem Tag entscheiden, wer mehr investiert. Am Ende werden Kampfgeist, Leidenschaft, gutes Verteidigen, aggressives Spielen mit und ohne Ball entscheidend sein."

Vierter Sieg in Serie wäre ein Zeichen

Sollten diese Faktoren den Ausschlag für Bayer 04 geben, wäre es der vierte Liga-Sieg in Serie. Durch den 3:0-Erfolg gegen Düsseldorf hatte Bayer erstmals in dieser Saison drei Punktspiele am Stück gewonnen. Vier Dreier nacheinander gelangen dem Team von Peter Bosz zuletzt vom 29. bis 32. Spieltag der herausragenden Rückrunde der Vorsaison. Damals eine entscheidende Phase der fulminanten Aufholjagd.

Demirbay und Co. würden gut daran tun, ein ähnliches Zeichen am Samstag zu setzen, soll es am Ende erneut für die Teilnahme an der Königsklasse reichen. Wobei Demirbay für dieses Ziel die von seinem Trainer präferierte Sichtweise formuliert: "Wir haben uns wirklich fest vorgenommen, von Spiel zu Spiel zu schauen. Da macht uns am Ende stark - und stärker als den einen oder anderen da oben. Wir müssen versuchen, unser Spiel durchzuziehen, und am Ende werden wir dafür belohnt."

Stephan von Nocks

Mit Pathos und Provokationen: Kreative Choreos des Jahres 2019