Die "Veilchen" bleiben gern gesehene Gäste in Wiesbaden. Zum fünften Mal empfingt der SVWW die Erzgebirger zu einer Pflichtpartie, zum fünften Mal schickten sie sie mit einem Zu-null-Sieg nach Hause. Besonders schön anzusehen war das Spiel am Dienstagabend nicht, auch wenn die Anfangsviertelstunde viel versprach.
"Wir haben super begonnen", lobte Wiesbadens Torwart Heinz Lindner, ohne den späteren Verlauf unter den Tisch fallen zu lassen. Denn gegen Ende "haben wir mit Mann und Maus verteidigt", sagte der Österreicher - und fand daran durchaus Gefallen.
"Nach der vierten Gelben Karte ist er gesperrt?"
Kein Wunder, diese defensive Stabilität suchten die Hessen zum gleichen Zeitpunkt in der Vorrunde noch vergeblich. Wie schon beim letzten Ligaspiel, dem Auswärtssieg in Karlsruhe, hatte Rehm nur einen defensiven Mittelfeldspieler aufgeboten. Damals war es Gökhan Gül, diesmal Siegtorschütze Paterson Chato, den Trainer Rehm hinterher als "Laufmaschine" adelte.
Dafür konnten die Gastgeber mit Daniel-Kofi Kyereh einen zusätzlichen Abnehmer für die vielen langen Bälle aufstellen, die aus der letzten Reihe regelmäßig nach vorn segelten. Erster Adressat war aber Manuel Schäffler.
Der Mittelstürmer zeigte sich nach Abpfiff nicht ganz im Bilde darüber, dass sein Coach das nächste Ligaspiel in Hannover (Samstag, 13 Uhr, LIVE bei kicker) verpassen würde. "Nach der vierten Gelben Karte ist er gesperrt?", fragte Schäffler. "Ja gut, das wird teuer." Wenn die Spieler für Sanktionen wegen Meckerns zur Mannschaftskasse gebeten würden, gelte dies auch für den Trainer.
Eine historische Leistung, die keine war
Die Höhe der Geldstrafe wollte der 30-Jährige nicht verraten. Wie die Partie in Hannover ohne Rehm werde, konnte sich Schäffler noch nicht vorstellen, äußerte aber lachend eine Vermutung: "Vielleicht ruhiger." Rehm selbst mochte seine Verwarnung auch mit einigen Minuten Abstand nicht verstehen. "Ich bin mir sicher, dass ich sehr angenehm war", befand er über seinen Umgang mit Schiedsrichter Patrick Ittrich. Wenn er für das Verhalten an diesem Abend Gelb erhalte, "dann werde ich in diesem Jahr noch ein paar bekommen".
An Karten herrschte ohnehin kein Mangel am Dienstagabend in Wiesbaden. Ittrich verfolgte eine sehr kleinliche Linie, die sich auch im Platzverweis für Sebastian Mrowca niederschlug - und eben in der Verwarnung für Rehm.
Nachdem dessen erste Gelbe Karte gegen Hannover am 3. Spieltag noch nicht mitgezählt worden war, hatte Rehm in Fürth (6. Spieltag), in Dresden (13. Spieltag) und gegen Kiel (14. Spieltag) nachgelegt. "Jetzt bin ich nun mal der Dumme", sagte der Coach über seine historische Leistung, die keine war. Seiner Mannschaft hingegen verteilte er in puncto "Körpersprache und Mentalität" Komplimente. Nur einen Vorwurf machte er ihr: dass sie die langen Bälle nicht öfter vorne festgemacht habe.