Bundesliga

DFL-Sportreport: Alarmsignal beim Nachwuchs

U-21-Spieler haben es immer schwerer

DFL-Sportreport: Alarmsignal beim Nachwuchs

Kritische Entwicklung: Für Nachwuchsspieler wird es immer schwieriger, in der Bundesliga zum Einsatz zu kommen.

Kritische Entwicklung: Für Nachwuchsspieler wird es immer schwieriger, in der Bundesliga zum Einsatz zu kommen. imago images

Für Nachwuchsspieler wird es immer schwieriger, in der Bundesliga zum Einsatz zu kommen. Das belegen die Zahlen des DFL-Sportreports 2020. Waren in der Spielzeit 2017/18 gemessen an der Gesamtspielzeit noch 17,1 Prozent der eingesetzten Profis U-21-Spieler, sind es in dieser Spielzeit nur noch 9,2 Prozent - damit hat sich der Anteil beinahe halbiert. Noch gravierender ist die Entwicklung bei den einheimischen U-21-Spielern: Deren Anteil reduzierte sich von 7,8 auf 3 Prozent. Das Durchschnittsalter aller eingesetzten Profis erhöhte sich seit 2017/18 von 26 auf 26,5 Jahre.

Vor dem Hintergrund dieser Fakten können die großen Probleme in den Nachwuchsmannschaften des DFB nicht mehr verwundern. Ansgar Schwenken, DFL-Direktor Fußballangelegenheiten und Fans, spricht von einer "bedenklichen" Entwicklung. "Die U-21-Generation bekommt zu wenig Spieleinsätze", moniert er und führt aus: "Gemeinsam mit dem DFB arbeiten wir als DFL sehr intensiv am Projekt Zukunft. Wir müssen uns anstrengen, den Fokus noch deutlicher auf die Nachwuchsarbeit zu richten und Talente noch besser zu entwickeln, damit sie zu einem höheren Prozentsatz Bundesliga-Qualität haben, wenn sie aus den Nachwuchsleistungszentren herauskommen."

Ansgar Schwenken, DFL-Direktor Fußballangelegenheiten und Fans

Schlägt Alarm beim Thema Nachwuchs: Ansgar Schwenken, DFL-Direktor Fußballangelegenheiten und Fans. imago images

NLZ: Ergebnis wichtiger als Entwicklung

Die Hoffnungen von Andreas Nagel, DFL-Direktor Sport und Nachwuchs, ruhen insbesondere auf einer verbesserten Trainerausbildung für den Nachwuchsbereich. "Das Modul Trainerentwicklung spielt eine ganz große Rolle", sagt Nagel und spricht von "speziell ausgebildeten Fußballlehrern" für die Nachwuchsleistungszentren. Seit Jahren steht dort zu oft das Ergebnis im Vordergrund und nicht die Entwicklung des einzelnen Talents. Bis eine verbesserte Trainerausbildung erste Früchte trägt, werden allerdings noch viele Jahre verstreichen.

Wir spüren in der 2. Liga, dass das mehr zu einem strategischen Mittel in den Klubs wird.

Ansgar Schwenken, über die Ausschüttung nationaler Medienerlöse für Einsatzzeit von U-23-Spielern

Dass zwei Prozent der nationalen Medienerlöse - 2018/19 waren das mehr als 22 Millionen Euro - nach den Einsatzminuten von U-23-Lizenzspielern der Kategorie Local Player ausgeschüttet werden, hat in der 1. Liga offenbar keinen spürbaren Einfluss. Anders verhält es sich in der 2. Liga, wo Holstein Kiel als Spitzenreiter zuletzt 1,28 Millionen Euro für 9354 Einsatzminuten der U-23-Local-Player erhielt. Bei der Ausschüttung spielt es keine Rolle, ob die Local Player im eigenen Klub oder im Bereich des DFB bei einem anderen Verein ausgebildet wurden. "Wir spüren in der 2. Liga, dass das mehr zu einem strategischen Mittel in den Klubs wird", sagt Schwenken. Ein kleiner siebenstelliger Betrag besitzt für Zweitligisten eben eine weitaus höhere Wertigkeit als für Erstligisten mit teils mehreren Hundert Millionen Euro Umsatz jährlich.

1000 in 2019: In der Bundesliga fallen die meisten Tore

Die allgemeinen Sportdaten zur 1. Liga, die sich auf die Hinrunde 2019/20 beziehen, lesen sich erfreulicher als die Statistiken zum Nachwuchs: Im Vergleich mit den anderen europäischen Top-Ligen (England, Spanien, Frankreich, Italien) fallen in der Bundesliga die meisten Tore, durchschnittlich 3,2 pro Spiel. In Frankreich, das Schlusslicht in diesem Ranking, sind es nur 2,5. Exakt 1000 Tore gab es im Kalenderjahr 2019, diese Marke wurde zuletzt 1997 durchbrochen. Über die Qualität einer Liga sagt das zwar nichts aus, für einen hohen Unterhaltungswert sorgen viele Treffer aber allemal.

Neuer Rekord bei Auswärtssiegen - FCB europaweit mit meisten Ballaktionen

Nur fünf Partien endeten bis zum 17. Spieltag 0:0, das sind gerade einmal 3,3 Prozent aller Spiele. Wer im Freundeskreis als Tippkönig glänzen will, sollte also stets lieber ein paar Tore eintragen… Interessant ist auch der Blick auf die generelle Remis-Statistik: Lediglich 22 Prozent der Partien endeten mit einem Unentschieden, vergangene Saison waren es noch 25 Prozent, 2017/18 sogar 29 Prozent. "Es wird noch klarer auf Sieg gespielt", konstatiert Schwenken. Das lässt sich auch an den Dreiern der Auswärtsteams ablesen: 51 der 153 Spiele endeten mit einem Auswärtssieg, das ist der dritthöchste Anteil in der Bundesligageschichte (Stichtag 17. Spieltag).

Was sticht noch heraus? Der FC Bayern. Die Münchner verzeichneten 862 Ballaktionen pro Spiel und thronen damit an der europäischen Spitze vor Paris St. Germain (855), Manchester City (842), Dortmund (839), Barcelona (831) und Leverkusen (827). Bei den Ballaktionen pro Spiel liegt die Bundesliga (1303) knapp hinter der Premier League (1311). Schwenken führt dies unter anderen auf eine vergleichsweise hohe Nettospielzeit zurück.

Julian Franzke