Bundesliga

Paulinho: Samba-Rhythmus, aber Bayer-Rückstand

Olympia-Quali für Leverkusens Talent ein zweischneidiges Schwert

Paulinho: Samba-Rhythmus, aber Bayer-Rückstand

Paulinho war in der Bundesliga-Hinrunde nur selten am Ball.

Paulinho war in der Bundesliga-Hinrunde nur selten am Ball. imago images

Aus Leverkusens Trainingslager in La Manga berichtet Stephan von Nocks

Er ist einer der Kandidaten, die im Januar wechseln könnten. Denn in der Hinrunde war Paulinho nur ganz selten gefragt. Insgesamt nur neun Kurzeinsätze durfte der 19-Jährige für sich verzeichnen, in denen er beim 2:0-Sieg in Wolfsburg seinen ersten Bundesligatreffer erzielte. Summa summarum durfte der von Trainer Peter Bosz vom Flügelstürmer zum zentralen offensiven Mittelfeldspieler umgepolte Rechtsfuß nur magere 132 Minuten auf dem Platz sein Können demonstrieren. Spielpraxis ist für das im Sommer 2018 für 18,5 Millionen Euro von Vasco da Gama geholte Talent derzeit die härteste Währung.

Spielpraxis bei der U 23 von Brasilien

Diese darf der kombinationsstarke Techniker ab dem dritten Januarwochenende sammeln. Allerdings nicht in der Bundesliga, sondern bei Brasiliens U-23-Nationalmannschaft, die vom 18. Januar bis zum 9. Februar in Kolumbien um eines von zwei Olympia-Tickets für den südamerikanischen Kontinent kämpft. "Er bekommt Spielpraxis. Das ist wichtig für seine Entwicklung", bewertet Sportdirektor Simon Rolfes die Turnierteilnahme für Paulinho als positiv.

Allerdings verpasst der Offensivakteur, der in Leverkusens Trainingslager nach La Manga fehlt, weil er sich in seiner Heimat für die Olympia-Qualifikation präpariert, dadurch die komplette Vorbereitung mit Bayer 04. So kann sich Paulinho also nicht bei Bosz für mehr Einsatzzeit empfehlen. Rolfes hält dagegen: "Dafür hat er einen guten Spielrhythmus, wenn er zurückkommt."

Eine Ausleihe war schon im Sommer angedacht

Falls er denn nach Leverkusen zurückkommt. Schließlich ergibt eine zweite komplette Saison mit extrem wenig Einsatzzeiten keinen Sinn für den Spieler und auch nicht für den Klub. Muss sich Paulinho doch weiterentwickeln, um die Hoffnung auch zu erfüllen, die in seine Verpflichtung gesteckt wurden. Deswegen war bereits im Sommer ein Leihgeschäft geplant, doch ein vorübergehender Wechsel zu Sporting Lissabon zerschlug sich.

Als Flügelstürmer hat ihn Bosz nicht mehr so im Fokus. Als solchen ließ der Niederländer in der Hinrunde neben den Spezialisten Karim Bellarabi, Leon Bailey und Moussa Diaby auch immer mal wieder Mittelstürmer Kevin Volland auflaufen. Und auch als Achter bzw. Zehner standen mit Kai Havertz, Kerem Demirbay, Nadiem Amiri und sogar Außenstürmer Diaby (in Moskau) diverse Akteure vor ihm. Eine Reihe, die mit Wintereinkauf Exequiel Palacios (21, River Plate) um einen starken Konkurrenten erweitert wird.

Auch wenn Bosz den Argentinier nicht als direkten Rivalen zu Paulinho einordnet: "Ich sehe Palacios nicht als Konkurrent für Paulinho", sagt der Niederländer, "ich sehe Paulinho mehr als offensiveren Spieler, Palacios ist mehr der Verbindungsspieler." Aber eben auch einer, der beispielsweise wie Paulinho als einer von zwei Achtern oder als Zehner agieren kann. "Er muss sich reinkämpfen", sagt der Trainer in Richtung des Brasilianers.

"Da sind wir ganz entspannt"

Doch wie gut ist die Perspektive für den Offensivakteur, um jetzt in Leverkusen den nächsten Schritt zu vollziehen? Durch seine durch die Olympia-Auswahl bedingte Absenz bis womöglich in die zweite Februarwoche wird Paulinhos Situation zusätzlich kompliziert, weil er bei einem Leigeschäft auch einem neuen Klub erstmal fehlen würde? Rolfes beunruhigt die Konstellation nicht. Im Gegenteil. "Da sind wir ganz entspannt", erklärt der 37-Jährige, "wir werden sehen, welche Optionen sich ergeben. Ansonsten kommt Paulinho mit Schwung zu uns zurück." Mit Samba-Rhythmus, aber auch mit Rückstand im Kampf um die Plätze. Sind dann doch bereits vier Spieltage in der Rückrunde absolviert.