Bundesliga

Nagelsmanns Agenda bei Leipzig: Flügelspiel, Großchancen, Grundordnung

RB Leipzig: Viele Ansatzpunkte in der Vorbereitung

Nagelsmanns Agenda: Flügelspiel, Großchancen, Grundordnung

Julian Nagelsmann gibt die Richtung bis zum Rückrundenstart klar vor.

Julian Nagelsmann gibt die Richtung bis zum Rückrundenstart klar vor. imago images

"Wir werden es ein bisschen anders machen als in der Vorbereitung auf die Hinrunde, weil wir nicht so viel Zeit haben", sagt der RB-Coach. Er will "die Schwerpunkte mixen und viel in die zwölf Tage reinpacken".

In der Defensive wird es vor allem um die Verteidigung auf dem Flügel gehen. "Da", findet Nagelsmann, "müssen wir uns ein bisschen stabilisieren. Wir kassieren nicht allzu viele Gegentore (20 in 17 Spielen, d. Red.). Aber die, die wir kassieren, haben wir zu viel über die Flügelpositionen kassiert. Da müssen wir strukturierter werden." Trotzdem will er die Kompaktheit im Zentrum - eine der Leipziger Stärken in der abgelaufenen Hinrunde - nicht gefährden. Nagelsmann ahnt: "Das wird eine Gratwanderung. Wir dürfen nicht zu viel Personal für den Flügel opfern, aber wollen es trotzdem dort gut machen."

Auch offensiv hat Nagelsmann sehr präzise Vorstellungen, wie sich das Spiel seiner Elf weiter verfeinern lässt. "Wir haben jetzt schon mehr Kontertore als in der gesamten letzten Saison und trotzdem unseren Ballbesitzwert um fünf, sechs Prozent nach oben geschraubt. Da sind wir in den Top3 der Liga. Wir haben statistisch gesehen überall sehr, sehr gute Werte. Es geht darum, diese Dinge zu festigen." Und idealerweise noch effektiver zu werden. RB hat mit 48 die meisten Tore ligaweit erzielt und den eigenen Schnitt von 1,85 Toren pro Spiel in der Vorsaison auf 2,82 pro Partie in dieser Spielzeit fulminant erhöht. Elf Kontertore sind ligaweit ebenso unerreicht wie 13 Tore nach Standards und zwölf Scorerpunkte durch eingewechselte Spieler. Ein Defizit hat Nagelsmann freilich in der Verwertung der Großchancen ausgemacht: "Wir erspielen uns die meisten Großchancen, aber wir vergeben auch die meisten Großchancen. Wir haben dennoch die beste Trefferquote, weil wir aus vielen Situationen Tore machen, wo man eigentlich kein Tor schießt. Wenn wir da noch ein bisschen stabiler werden, werden wir noch mehr Tore machen."

Spieleröffnung "geradliniger und aktiver"

Auch in der Spieleröffnung sieht der Rangnick-Nachfolger weiter Luft nach oben, "da war ich in vielen Situationen nicht ganz so zufrieden". Nagelsmann will sein Team in diesem Punkt in der Rückrunde "geradliniger und aktiver" sehen und die bereits im ersten Halbjahr unter ihm ausgebaute Variabilität weiter steigern. "Wir werden in der Vorbereitung eine andere Grundordnung reinbringen, um in der Rückrunde noch ein bisschen variabler zu werden", kündigt der Coach an. "Meist haben wir zwei oder drei verschiedene Grundordnungen gespielt, jetzt soll noch eine vierte dazukommen, mit der wir es gerade auch defensiv gut lösen können gegen eine gewisse Grundordnung beim Gegner. Da haben wir eine Idee, sie ein bisschen besser wegverteidigen zu können." Und gegen tief stehende Gegner will Nagelsmann künftig "mit einem Tick mehr Flanken operieren".

Wir haben die richtigen Schlüsse aus der Hinrunde gezogen.

Julian Nagelsmann

Man ahnt: Die zwölftägige Vorbereitung bis zum Rückrunden-Start gegen Aufsteiger Union Berlin (18. Januar) wird angesichts der Fülle an Themen knackig. "Wir haben die richtigen Schlüsse aus der Hinrunde gezogen", betont Nagelsmann. Während sich die Bundesliga-Konkurrenten mit Ausnahme des SC Paderborn in diesen Tagen wahlweise in Spanien (elf Klubs), Portugal (Wolfsburg), Katar (Bayern), den USA (Hertha, Frankfurt) und auf Malta (Augsburg) den Feinschliff holen, bleibt RB bewusst in der Heimat. Nagelsmann sieht "für beide Varianten Vor- und Nachteile", den Verzicht auf einen Trip in die Wärme begründet er vor allem mit der Zeitersparnis durch die wegfallenden Flüge: "Es ging darum, den Jungs im Verhältnis zu den meisten anderen Teams zwei Tage länger frei zu geben, weil wir eine ganz junge Mannschaft sind, sich die jungen Körper auch noch ein bisschen entwickeln müssen und wir auch einige angeschlagene Spieler hatten und eine sehr intensive Hinrunde. Wir mussten in vielen Spielen an unsere Grenze gehen, wir mussten sehr viel investieren. Deshalb waren uns die zwei Tage länger frei wichtig, und deshalb haben wir jetzt eine kurze Vorbereitung." Arbeitsintensiv wird sie trotzdem.

Steffen Rohr

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