Auf die Frage eines "Sky"-Reporters, was schief gelaufen sei in der ersten Hälfte, antwortete Kocak nur kurz und deutlich: "Alles." Dann holte der 38-Jährige noch weiter aus. "So, wie wir die erste halbe Stunde aufgetreten sind, dürfen wir nicht auftreten", sagte Kocak. "Wir haben alles vermissen lassen, um ein erfolgreiches Spiel abzuliefern. Das war nicht schönzureden." Bemerkenswert: Bereits zum achten Mal in dieser Saison ging Hannover mit einem Halbzeitrückstand in die Kabine, holte danach nur noch einen Zähler.
Erfolge können trügerisch sein.
Kenan Kocak
Vor allem die Einstellung seiner Mannschaft, die sich in der ersten halben Stunde selbst keine echte Torchance herausgespielt und defensiv zwei Gegentreffer gefangen hatte, kritisierte der Coach scharf. "Wir hatten nicht die Aggressivität und die mentale Bereitschaft zum Spiel", meinte Kocak und sah dafür auch die letzten Wochen verantwortlich, in denen sein Team sich mit zwei Siegen in Folge ein wenig freigeschwommen hatte: "Erfolge können auch trügerisch sein, wenn man sie nicht richtig einordnet und nicht richtig damit umgeht." Bei dem einen oder anderen Spieler seiner Mannschaft sei aber genau das passiert, merkte Kocak an, ohne Namen zu nennen.
Kocak weiterhin sieglos gegen Bochum
"Man hat unsere Mentalität in der zweiten Hälfte gesehen, das war ein Spiel auf ein Tor. Ein Punkt für uns wäre hochverdient gewesen", analysierte Kocak weiter. Tatsächlich hatten sich die Hannoveraner nach dem Seitenwechsel deutlich gesteigert - aber da stand es eben schon 0:2. Das Resümee des 96-Coaches daher: "Wir sind dem Spielstand hinterhergerannt und haben das Spiel aufgrund der ersten halben Stunde verloren."
Denn trotz der Leistungssteigerung im zweiten Abschnitt gelang es Hannover nicht mehr, den Spielstand noch auszugleichen - mal wieder. Auswärts holte Hannover in der laufenden Saison keinen einzigen Punkt mehr nach Rückstand. Für Kocak bedeutete das: Auch sein sechstes Spiel gegen den VfL Bochum endete ohne Erfolgserlebnis (zwei Unentschieden, vier Niederlagen).
Ducksch kommt, trifft - und schickt eine Geste in Richtung Bank
Eventuell könnte weitere Unruhe im Busch sein - und zwar in Person Marvin Ducksch. Der Angreifer, der bereits unter Ex-Trainer Mirko Slomka häufig gemeckert hatte, wenn er nicht zum Einsatz kam, saß auch in Bochum zunächst auf der Bank - und glänzte nach seiner Einwechslung zur Halbzeit als ständiger Aktivposten und Torschütze zum 1:2. Beim Torjubel schickte Ducksch eine kämpferische bis aggressive Geste in Richtung Bank. Ein Gruß an seine Familie, sagte Ducksch und gab sich am "Sky"-Mikrofon diplomatisch: "Wenn der Trainer ein anderes Gefühl hatte, dann akzeptiere ich das."