Bundesliga

BVB-Profi Julian Brandt: "Ich zweifle grundsätzlich nie"

Der nächste starke Aufritt im BVB-Zentrum

Brandt: "Ich zweifle grundsätzlich nie"

Zeigte gegen Fortuna Düsseldorf eine starke Leistung: Julian Brandt.

Zeigte gegen Fortuna Düsseldorf eine starke Leistung: Julian Brandt. Imago Images

Sich zu hinterfragen, seine eigenen Darbietungen auch mal kritisch zu reflektieren, das sollte zum Handwerkszeug eines jeden Menschen zählen. Selbstzweifel allerdings, die sind selten ein guter Ratgeber. Das gilt umso mehr für einen Fußballprofi, der sein Tagewerk vor Tausenden von Zuschauern im Stadion - und teils Millionen Kritikern vor dem TV- oder Smartphone-Bildschirm - verrichtet. Denn wo Zweifel sind, da fehlt die Freiheit. Und wer nicht frei ist, der kann seine Stärken auch nicht voll ausspielen. Man gerät in einen Teufelskreis, aus dem nur schwer herauszukommen ist.

"Ich weiß, dass viele gute Dinge in mir stecken"

Julian Brandt hat dieses Problem nicht. Der 23-Jährige ist mit einer gesunden Portion Selbstvertrauen ausgestattet, das auch dann nicht ins Wanken gerät, wenn es sportlich - wie in seinen Anfangsmonaten beim BVB - mal nicht so gut läuft. "Ich zweifele grundsätzlich nie, zumindest nicht an mir selbst", sagte Brandt nach dem 5:0-Sieg über Fortuna Düsseldorf am Samstag, der fraglos zu den bislang überzeugendsten der Borussia in dieser Spielzeit zählte. "Ich habe ein gesundes Selbstvertrauen. Ich weiß, dass viele gute Dinge in mir stecken." Aussagen, die schnell als Arroganz ausgelegt werden könnten. Doch dieser Vorwurf träfe im früheren Leverkusener den Falschen. Sie zeugen eher von einer unverstellten Art, von einer Frische und auch Frechheit, die sich der Nationalspieler dankenswerter Weise bewahrt hat. Auch nach seinem Wechsel vom eher beschaulichen Leverkusen ins deutlich turbulentere Umfeld bei Borussia Dortmund.

An guten Tagen spiegelt sich Brandts Art außerhalb des Platzes in seinem Vortrag auf dem Rasen. Wie beim 2:1-Sieg in Berlin am vergangenen Wochenende - und wie beim jüngsten 5:0-Sieg über Düsseldorf. Gegen die Fortuna steuerte Brandt zwar keinen Treffer und keine Vorlage bei, dafür aber leitete er zwei Tore durch starke vorletzte Pässe ein und war nicht nur deshalb neben den Doppeltorschützen Marco Reus und Jadon Sancho einer der auffälligsten Borussen in einer insgesamt starken Mannschaft. Er überzeugte nämlich auch in der Arbeit gegen den Ball und wies damit erneut nach, dass er dann am stärksten ist, wenn er viele Spieler um sich herumhat. Wenn er also dort positioniert ist, wo die Action passiert: im Zentrum. Als Teil der Doppelsechs (neben Axel Witsel) bildete er zum zweiten Mal hintereinander das Herzstück eines stark verbesserten, weil deutlich griffigeren und zunehmend auch freieren Dortmunder Teams, das mit der Umstellung auf eine 3-4-3-Grundordnung spürbar mehr Sicherheit und Struktur gewonnen hat.

Brandt mit einer starken Leistung gegen Düsseldorf

"Wenn man aus dem Zentrum heraus aktiv ist, dann kann das das ganze Spiel beleben. Denn man ist die Verknüpfung zwischen Abwehr und Angriff", sagte Brandt nach seiner blitzsauberen Partie, "es macht mir Spaß, dort zu spielen. Ich denke, das hat man gegen Düsseldorf gesehen." In der Tat: 10,2 gelaufene Kilometer in 79 Minuten, 111 Ballkontakte, 89 Prozent erfolgreiche Pässe und 75 Prozent gewonnene Zweikämpfe standen am Ende in seiner Leistungsbilanz. Es sind Zahlen, die offenlegen, wie groß sein Spaß an diesem Tag war - und wie wertvoll er für seine Mannschaft.

Zwei Siege in Serie hat der BVB nun eingefahren in der Liga und sich damit tabellarisch wieder in eine ordentliche Position gebracht. Vor allem aber ist der Herbstblues erst einmal verschwunden, die Zeit der harten Kritik vorerst überstanden - sofern die positiven Auftritte in Berlin und gegen Düsseldorf keine Ausnahme bleiben. "Wir haben es zur rechten Zeit geschafft, aus der Situation, in der viel Negatives um dich herum ist, herauszukommen", bilanzierte Brandt nach dem Spiel gegen die Fortuna zufrieden: "Wir haben eine andere Atmosphäre geschaffen." Und sein Anteil daran ist - ganz zweifelsfrei - nicht zu unterschätzen.

Matthias Dersch

Bilder zur Partie Borussia Dortmund - Fortuna Düsseldorf