Bundesliga

Nach der Fast-Katastrophe: BVB-Trainer Lucien Favre fliegt mit nach Barcelona

Viel Selbstkritik bei Team-Aussprache - Zorc schimpft

Nach der Fast-Katastrophe: Favre fliegt mit nach Barcelona

Die Entscheidung steht: Lucien Favre bleibt nach dem 3:3 gegen Paderborn Trainer von Borussia Dortmund.

Die Entscheidung steht: Lucien Favre bleibt nach dem 3:3 gegen Paderborn Trainer von Borussia Dortmund. imago images

Wenn der Dortmunder Mannschaftsflieger am Dienstag Richtung Spanien abhebt und sich das Team aufs Gastspiel bei Barça (Mittwoch, 21 Uhr, LIVE! bei kicker.de) einstimmt, wird Lucien Favre auf dem für ihn reservierten Platz sitzen - und kein auf die Schnelle verpflichteter Feuerwehrmann. "Wir gehen mit ihm nach Barcelona", sagte Sportdirektor Michael Zorc am Samstagnachmittag.

Jetzt die Reißlinie zu ziehen, hält man beim BVB für puren Aktionismus: Also behält der 62-Jährige seinen Posten, obwohl der BVB in der Bundesliga weit hinter der Marschtabelle liegt und beim 3:3 gegen Paderborn 45 verheerende Minuten bot. "Es ist erschreckend, in welcher Verfassung wir uns präsentiert haben", schimpfte Zorc. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wird sich erst am Sonntag in der Mitgliederversammlung (ab 11 Uhr, Westfalenhalle) zu Wort melden. Und dann sicher auch über den bisher äußerst unbefriedigenden Saisonverlauf sprechen.

Dass die Dortmunder die Partie nach erbärmlicher erster Hälfte noch drehten, spendete den Entscheidungsträgern der Borussia wenig Trost, gehört ihrer Meinung nach aber auch zur Wahrheit. Dass unmittelbar im Anschluss an die Partie eine Krisensitzung unter Vorsitz von Watzke stattgefunden habe, wird in Dortmund bestritten. Dass sich der BVB-Boss nach Spielen - auch nach gewonnenen - mit Freunden und Familienmitgliedern treffe, gehöre zum üblichen Ritual, heißt es.

Die gellenden Pfiffe der Fans schmerzen

Die dicke Luft beim letztjährigen Vizemeister, der in dieser Saison hoch hinauswollte, bestreitet jedoch niemand. Die gellenden Pfiffe der Fans schmerzen. Nach Informationen der "Ruhr Nachrichten" verließen Favre und Kapitän Marco Reus, der selbst ein Gesicht des Dortmunder Absturzes in dieser Saison ist, den Signal-Iduna-Park erst tief in der Nacht, drei Stunden nach dem Abpfiff. Am Samstagmorgen saß die Mannschaft zwei Stunden zusammen - erst danach wurde trainiert.

Der Trainer stellt uns immer gut ein, aber wir bekommen es nicht auf den Platz. Jeder muss sich an die eigene Nase fassen. Darüber müssen wir reden, nicht über unseren Trainer.

Marco Reus

Die Zusammenkunft, an der auch Lizenzspielerchef Sebastian Kehl teilnahm, ging nach kicker-Informationen über die sonst übliche Analyse weit hinaus. Eine Reihe von Spielern soll sich bei der Aussprache zu Wort gemeldet haben, von vielen selbstkritischen Stimmen ist die Rede. Das gefällt Zorc - aber er sagt auch: "Worte reichen nicht mehr. Wir brauchen Leistung."

Unterstützung erfährt der Trainer weiter aus Spielerkreisen. Reus empfahl bei "DAZN", über Unzulänglichkeiten aller Art zu reden, aber "nicht über den Trainer". Innenverteidiger Mats Hummels war es im Gespräch mit Journalisten ganz wichtig zu sagen, dass es "nichts mit der Trainerposition zu tun" habe, "wenn wir ohne Druck die Bälle herschenken".

Thomas Hennecke

Bilder zur Partie Borussia Dortmund - SC Paderborn 07