2. Bundesliga

Nürnberg: "Ein Heimsieg! Es wird Zeit"

Interimstrainer Mintal hat vor Bielefeld keine Angst

Nürnberg: "Ein Heimsieg! Es wird Zeit"

Fährt der Club mit Marek Mintal auf der Bank den ersten Heim-Sieg seit August ein?

Fährt der Club mit Marek Mintal auf der Bank den ersten Heim-Sieg seit August ein? imago images

Bei letzterem spricht er allen Club-Anhänger aus dem Herzen. Der Club ist nicht nur seit fünf Pflichtspielen sieglos, im eigenen Stadion gelangen ihm bei den bisherigen sechs Auftritten ein einziger Dreier, und der liegt mit dem 1:0 über Osnabrück am 25. August über zehn Wochen zurück. Angesichts der Ambitionen des Club eine verdammt lange Zeitspanne. Doch darauf will das Club-Idol, das im Frankenland unter dem Spitznamen "Phantom" jedem geläufig ist, gar keine Gedanken verschwenden. "Zurückzuschauen bringt nichts, wir sollten uns nur auf den Sonntag konzentrieren." Und auf das eigene Können, die Qualität der Mannschaft sei schließlich extrem hoch.

Und zwar so hoch, dass der 42-Jährige gar nicht groß auf den Gegner eingehen möchte: "Die Arminia hat einen Lauf und eine starke, offensivfreudige Mannschaft. Vor ihr haben wir Respekt, aber Angst müssen wir keine haben."

Dabei ficht ihn auch die Verletzungsseuche auf der Torhüterposition nicht an, die ihresgleichen sucht. Am Donnerstag stieg nach überstandener Grippe mit Andreas Lukse die Nummer 1 voller Tatendrang wieder ins Mannschaftraining ein, um wenig später schmerzverzerrt auf dem Boden liegen zu bleiben. Der 32-Jährige zog sich einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel zu und wird in diesem Jahr nicht mehr zum Einsatz kommen können - wie Christian Mathenia (Kniescheibenbruch), Patrik Klandt (Achillessehnenriss) und Jonas Wendlinger (Schambeinentzündung).

Benedikt Willert

Geht laut Mintal unbelastet in sein nächstes Profi-Spiel: Nürnbergs Nachwuchstorhüter Benedikt Willert. imago images

Somit muss wie beim 1:3 gegen Bochum Ersatz-Ersatz-Ersatz-Ersatz-Keeper Benedikt Willert wieder ran. Dass der 18-Jährige bei seinem Debüt vom Glück wie seinen Vorderleuten im Stich gelassen wurde und er deswegen bei zwei Toren schlecht aussah, wird er nicht als belastenden Rucksack mit sich herumtragen, da ist sich Mintal sicher. Willert, der noch in der U 19 spielen darf und zuletzt in die von Mintal trainierte U 21 hochrückte, braucht auch keine extra Aufbauhilfe. "So etwas passiert Torhütern eben, damit kann er umgehen. Er hat in der U 21 Top-Leistungen im Training und im Spiel gezeigt, wir müssen uns keine Gedanken machen", betont Mintal.

Ob der diese Tage auf Probe mittrainierende Torhüter Oliver Zelenkia (26) einen Vertrag erhält, wird nächste Woche entschieden. Auch über "zwei, drei weitere vereinslose Torhüter" macht sich der FCN laut Sportvorstand Robert Palikuca noch seine Gedanken.

Doch zurück zum Sonntag. Enrico Valentini hat seine Grippe und Oliver Sorg seine im Pokal gegen Kaiserslautern erlittene Kopferschütterung auskuriert - damit stehen anders als in Bochum wieder die zwei Rechtsverteidiger des Kaders zur Verfügung. Gut möglich, dass beide verteidigen, Valentini links und Sorg rechts. "Zwei, drei Änderungen", kündigt Mintal an, der seine Premiere als Cheftrainer erleben wird. Ein Umstand, den er für "völlig unwichtig" hält. "Es freut mich zwar, dass ich das Vertrauen bekomme, aber es geht nicht um mich, sondern ausschließlich um die Mannschaft und den FCN."

In seiner Trainerkarriere stellen diese Tage dennoch den vorläufigen Höhepunkt dar. Eine Karriere, für die er nie eine Marschroute aufstellte. "Schritt für Schritt weiterentwickeln, wo dies dann hinführt, bin ich selbst gespannt." Dies sagte er im Frühjahr 2018 gegenüber dem kicker, als sich in der U 16 seine erste Spielzeit als Cheftrainer zu Ende neigte. Die nächsten Schritte folgten und lauten: U 17, dann im Saisonendspurt der Wechsel als Co-Trainer zu den Profis, ab dem Sommer die U 21 und nun eben Chef der Profis. Dass er vorerst "nur" eine Interimslösung ist, liegt von sich aus in dem Umstand begründet, dass der Bundesliga-Torschützenkönig von 2005 in der Slowakei gerade seine Fußball-Lehrerlizenz baut und aufgrund von Lehrgängen nicht durchgängig in Nürnberg sein kann.

Trainerfrage: Zeidler als weiterer Name gehandelt

Bei der Nachfolgefrage des glücklosen Damir Canadi gibt es nichts neues. Der Sportvorstand arbeitet an ihr mit Hochdruck, um zu Beginn der nächsten Woche möglichst den neuen Cheftrainer präsentieren zu können. Vieles deutet dabei weiterhin auf Markus Anfang hin, auch wenn nun ein weiterer interessanter Name in Nürnberg die Runde macht: Und zwar der von Peter Zeidler, der von 2005 bis 2007 die zweite Mannschaft des Club trainierte. Seitdem hat sich der 57-jährige ehemalige Gymnasiallehrer stetig weiterentwickelt und aktuell zur Überraschung der Fachwelt in der Schweiz die im Schnitt rund 21 Jahre junge Mannschaft von St. Gallen zum einzigen Gegenspieler von Young Boys Bern und dem FC Basel gemacht - und dies mit äußerst geringen Mitteln. Mutiger, leidenschaftlicher und intensiver Offensivfußball zeichnen Zeidlers Mannschaft aus, die am Wochenende als Dritter nach Bern zum Spitzentreffen reist. Ein Kennzeichen des perfekt französisch sprechenden Zeidler ist auch eine extrem gute Kommunikation zu den Spielern. So gesehen passt er perfekt ins Anforderungsprofil des Club. Ob er aber überhaupt zur Verfügung stehen würde, ist mit einem Fragezeichen zu versehen.

Christian Biechele