Bundesliga

Dichter Kovac und die Missverständnisse

Was die Bayern-Profis vermissen

Dichter Kovac und die Missverständnisse

Ist sein Training zu sehr auf die Defensive ausgerichtet? Niko Kovac, hier mit Thiago in Bochum.

Ist sein Training zu sehr auf die Defensive ausgerichtet? Niko Kovac, hier mit Thiago in Bochum. picture alliance

Es ist nicht einfach für ihn dieser Tage in München. Die Kritik an Trainer Niko Kovac nimmt nach den zuletzt schwachen Auftritten intern zu. Spieler vermissen taktische Variabilität und fußballerische Lösungen in der Offensive, einstudierte Spielzüge. Das Training sei, so heißt es aus dem Inneren, zu sehr auf die Defensive ausgerichtet.

"Wir werden es schon noch hinkriegen", sagt Kovac

Doch selbst die Arbeit gegen den Ball krankt, zwölf Gegentreffer in den jüngsten sieben Partien sind zu viele. Es fehlen vorne wie hinten Struktur und Automatismen. Das glückliche 2:1 in Bochum unterbot die Auftritte in Piräus (3:2) und gegen Union Berlin (2:1) nochmals auf der Negativskala.

Trainersteckbrief Kovac
Kovac

Kovac Niko

Wo die Bayern einst zu Glanzzeiten - und die sind noch nicht allzu lange her - den Gegner dominierten und ihr Stil einer anderen Sportart glich, wissen die Spieler heute nicht mehr, ob sie gegen ein Team aus der unteren Tabellenhälfte oder einen abstiegsbedrohten Zweitligisten gewinnen können. Trotzdem blickt Kovac zuversichtlich nach vorne. Er sagt: "Wir werden es schon noch hinkriegen." Also: gewinnen und zugleich besser beziehungsweise ansehnlicher Fußball spielen.

Die Spieler registrieren Kovacs öffentliche Auftritte genau

Dafür benötigt der 48-Jährige aber Profis, die ihm folgen. Doch die Spieler registrieren die öffentlichen Auftritte des Trainers, Interviews wie Pressekonferenzen, sehr genau. Und da trifft der Coach manchmal den falschen Ton. Die ständige Kritik an den Spielern kommt in der Kabine nicht gut an.

Kovac fühlt sich allerdings meist missverstanden. "Man versucht es so abzuleiten, wie man es gerne ableiten möchte", sagt der in Berlin geborene Kroate. Nach der Partie gegen Bochum meinte Kovac, dass man sehen könne, was passiert, wenn eine Mannschaft die Vorgaben des Trainers umsetzt - in diesem Fall war das VfL-Team gemeint. Und es sollte keine Spitze gegen die eigenen Spieler sein, versichert er. Genauso sei es mit dem km/h-Vergleich zwischen Liverpool und Bayern ("Man kann nicht versuchen, mit 200 auf der Autobahn zu fahren, wenn sie nur 100 schaffen"), als es ums Pressing ging.

Kovac will nicht mehr "wie ein Dichter erzählen"

Deshalb wolle er künftig auf Metaphern verzichten, sagt Kovac: "Vielleicht darf ich nicht so wie ein Dichter erzählen." Damit seine Botschaften fortan so ankommen, wie sie gemeint sind. Einfach und plausibel. Genau darum geht's auch in seiner fußballerischen Idee: einfach spielen. Denn: "Die Einfachheit ist die Schwierigkeit", philosophiert Kovac: "Darin liegt auch die Schönheit." Das hätte selbst ein Dichter nicht schöner sagen können.

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Georg Holzner