Bundesliga

"Keine Kunststücke": Kovac und das doppelte Fußball-ABC

Trainer spricht von "schlotternden Knien"

"Keine Kunststücke": Kovac und das doppelte Fußball-ABC

Fordert mehr Einfachheit im Spiel seiner Bayern: Trainer Niko Kovac.

Fordert mehr Einfachheit im Spiel seiner Bayern: Trainer Niko Kovac. imago images

Hasan Salihamidzic, der Sportdirektor der Münchner, hatte in seinem Ärger über das Pokalspiel beim Zweitligisten auf skurrile Art geäußert, dass dieses Spiel keine Analyse verdiente.

Kovac dagegen machte sich dennoch ans Werk und versuchte zu ergründen, warum seine auf dem Papier in allen Belangen überlegene Mannschaft es zuließ, den Bochumern fast eine Stunde lang das Feld zu überlassen. "Wir arbeiten immer alles auf, wir sprechen die guten Sachen an, aber auch die schlechten. Wir sehen viele Automatismen, auch wenn die nicht zu 100 Prozent klappen. Dorthin zu kommen, ist ohnehin schwierig", sagt Kovac.

Und was ergab dann seine Untersuchung, die er am Dienstagabend als "Fehlpass-Festival" brandmarkte? Offensichtlich zweierlei, denn Kovac forderte zum einen glasklar eine Rückbesinnung auf das Fußball-ABC sowie zum zweiten eine Einstellung zum Spiel, die einem nicht die "Knie schlottern lässt". Konkret will er, dass sich seine Mannschaft "durch kleine Erfolgserlebnisse, durch sicheres Spiel, Selbstvertrauen holt".

"Mia-san-mia" - das war einmal

Das einst gefürchtete "Mia-san-mia"-Gefühl, das jedem Gegner vom Anpfiff jede Sieggewissheit rauben sollte, davon ist beim Rekordmeister derzeit offensichtlich nicht viel übrig. "Wenn Sie fünfmal den Ball verlieren", antwortet Kovac auf kicker-Nachfrage, "dann wird es schwierig, sich ein sechstes Mal anzubieten. Dann fangen die Knie an, zu schlottern, dann fängt man an, über Dinge nachzudenken."

Deshalb appelliert Kovac auch an die Spieler, "sauber und einfach zu spielen. Ballannahme, Ballmitnahme - das muss alles funktionieren". Was er nicht sehen will, sind "Zaubersachen" oder "irgendwelche Kunststücke" - er schüttelt bei diesen Worten den Kopf und sagt: "Ist nicht nötig, weil die Einfachheit ist die Schwierigkeit und darin liegt auch die Schönheit."

Die Einfachheit ist die Schwierigkeit und darin liegt auch die Schönheit.

Niko Kovac

Kovac nennt diese Konzentration auf das einfache Spiel ein "back to the roots" und dazu gehört mit Sicherheit auch, dass seine Mannschaft von Anfang an hellwach ist. Das Gegenteil häufte sich zuletzt, nach dem 27-Sekunden-Rückstand in Augsburg stand auch beim VfL der Bochumer Simon Zoller nach 40 Sekunden mutterseelenallein am Elfmeterpunkt frei. "Man muss sofort in einen Rhythmus kommen, in dem man positive Erlebnisse hat - sei es im Zweikampf oder im Ballbesitz, das ist der springende Punkt."

Für Kovac ist das ein Kopfproblem, denn "in den großen Spielen bekommen wir das schon ganz gut hin". Dabei erinnert er an die starke erste Hälfte in Leipzig (0:0) und den aus Münchner Sicht traumhaften zweiten Durchgang bei Tottenham (7:2). "Wenn aber die Angst in den Knochen steckt, dann ist es schwierig", so Kovac, der guten Mutes ist, dass "wir das in den vermeintlich kleinen Spielen schon auch noch hinkriegen".

Hellwach und anderes Gesicht: "In Frankfurt geht die Post ab"

Das Duell in Frankfurt am kommenden Samstag (15.30 Uhr, LIVE! Bei kicker.de) ist zwar nur ein normales Bundesligaspiel, aber in der aktuellen Lage der Bayern ein dennoch richtungsweisendes: "Wir müssen dort ein anderes Gesicht zeigen als in Bochum. Vor allem in den ersten Minuten, weil da geht schon die Post ab."

Am Ende des Tages aber, und darauf wies Kovac zuletzt auch mehrfach hin, muss in Frankfurt vor allem das Resultat stimmen - und erst dann kommt die "B-Note". Denn "Fußball ist ein Sport, der ergebnisorientiert abläuft. Wenn du gewinnst, ist es besser, als wenn du verlierst. Die beste Kombination ist gewinnen und gut spielen. Im Moment gelingt uns das nicht." Ehrlich bleibt er.

bst

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