Bundesliga

"Jeder Schiedsrichter geht mit Neymar falsch um"

"kicker meets DAZN" - Folge 12 mit Babak Rafati

"Jeder Schiedsrichter geht mit Neymar falsch um"

Babak Rafati wünscht sich einen anderen Umgang der Schiedsrichter mit den Spielern - auch mit Neymar.

Babak Rafati wünscht sich einen anderen Umgang der Schiedsrichter mit den Spielern - auch mit Neymar. picture alliance/imago images

Wäre Babak Rafati heute noch Schiedsrichter, würde er einiges anders machen auf dem Platz. "Wenn ein Spieler reklamiert hat", erinnert sich der einstige FIFA-Referee in "kicker meets DAZN - Der Fußball Podcast" an seine aktive Zeit, "habe ich mich Kopf-an-Kopf gegenübergestellt und praktisch Macht demonstrieren wollen, um mir Respekt zu verschaffen. Oder ich habe streng geguckt, wenn ich eine Gelbe Karte gezeigt habe. Das ist einfach nicht gut."

"Heute würde ich dem sagen: 'Ich hätte den auch weggewichst, aber ich muss jetzt Gelb geben, okay?'"

Als Schiedsrichter müsse man dem Spieler stets vermitteln, dass man ihn verstehe, findet der 49-Jährige, der bis 2012 84 Bundesliga- und 102-Zweitliga-Partien leitete. "Heute würde ich hinlaufen und dem sagen: 'Okay, ich hätte den auch weggewichst, aber ich muss jetzt Gelb geben, okay?' Der würde mir auf die Schulter klopfen. Das gleiche Ergebnis, aber anders präsentiert." Die Spieler müssten eben "alle Mittel einsetzen, um den Gegenspieler zu stoppen. Warum muss ich mich da als der Weltverbesserer hinstellen und so streng auftreten?"

Ein gutes Beispiel sei auch Neymar und dessen Faible für Theatralik und Schwalben. "Jeder Schiedsrichter geht mit dem falsch um", behauptet Rafati. Nämlich, "indem du hingehst und den von oben herab so anblubberst und sagst: 'Lass den Mist sein, sonst gibt's beim nächsten Mal Gelb.' Den musst du anders packen!" Und dann hätte selbst er mehr Respekt vor Referees und Gegenspielern.

Kimmich fällt ganz oft in internationalen Spielen, kriegt den Freistoß nicht und muss dann wie ein Maikäfer hinterherlaufen.

Babak Rafati

Rafati, der heute als Referent und Mentalcoach arbeitet, wünscht sich von den Schiedsrichtern generell "eine Portion Menschenverstand" und "ein wenig Bauchgefühl" bei der Spielleitung - sie ist ihm vor allem in Deutschland viel zu kleinlich. "Wir wundern uns, warum die anderen international viel weiter sind als wir. Auch ein Grund: Wir pfeifen jeden Mist weg - mich eingeschlossen."

Großzügigere Spielleitung? "Wagt es doch mal!"

Der Verteidiger, der an der Seitenlinie "den Po rausnimmt und sich fallen lässt", kriege hierzulande den Freistoß, so Rafati. "Und dann wundern wir uns, dass diese Zweikämpfe gegen Liverpool nicht abgepfiffen werden." Bayern-Verteidiger Joshua Kimmich etwa "fällt ganz oft in internationalen Spielen, kriegt den Freistoß nicht und muss dann wie ein Maikäfer hinterherlaufen".

Doch woran liegt diese Kleinlichkeit? "Wir haben in Deutschland einfach das Problem der Fehlerkultur", glaubt Rafati. "Wir dürfen bloß keinen Fehler machen. Das ändert deine Haltung zur ganzen Sache. Du hast dann nicht diese Großzügigkeit und Toleranz." Sein einfacher Rat an die heutige Schiedsrichter-Generation: "Wagt es doch mal!"

"Ich habe in dieser Nacht alles im Zimmer in die Hand genommen und als Waffe gegen mich eingesetzt": Hören Sie jetzt die neue Folge von "kicker meets DAZN - Der Fußball Podcast", in der Rafati ausführlich über sein persönliches Schicksal, die "katastrophale" Umsetzung des Videobeweises und die Handspielregelung spricht.

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KMD #210 (mit Jan-Niklas Beste)
01:38:29 Stunden
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jpe