Bundesliga

Dortmunds Trainer irritiert über Diskussionen um Einsatzzeiten - Götzes Weg in die Normalität - Favre: "Wir brauchen alle Spieler", Mario Götze, Lucien Favre, Borussia Dortmund

Dortmunds Trainer irritiert über Diskussionen um Einsatzzeiten

Götzes Weg in die Normalität - "Wir brauchen alle Spieler"

BVB-Coach Lucien Favre kann die Diskussion um die Einsatzzeiten von Mario Götze nicht nachvollziehen.

BVB-Coach Lucien Favre kann die Diskussion um die Einsatzzeiten von Mario Götze nicht nachvollziehen. Getty Images

Lucien Favre schaute etwas verdutzt, als er am vergangenen Freitag mit einer recht provokanten Frage nach Mario Götze konfrontiert wurde. So, als sei er sich nicht ganz sicher, ob er das Gesagte wirklich richtig verstanden habe. "Nein", sagte der BVB-Trainer dann, "ich habe absolut nichts gegen Mario - er weiß das." Dass er diese Frage überhaupt gestellt bekam, irritierte ihn sichtlich. Dabei müsste sich der Schweizer längst daran gewöhnt haben, dass er Fragen nach Mario Götze beantworten muss. So war es im Herbst des vergangenen Jahres. Und so ist es auch im Herbst dieses Jahres. Es ist die Dortmunder Version des Erfolgsfilms "Und täglich grüßt das Murmeltier...".

Die Parallelen sind in der Tat auffällig: In der Vorsaison kam Götze an den ersten sechs Bundesliga-Spieltagen überhaupt nicht zum Einsatz. Lediglich im DFB-Pokal und in der Champions League durfte der Offensivspieler damals mitmachen - ohne zunächst bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Und auch in dieser Saison sind Götzes Auftritte auf dem Rasen eher spärlich: elf Minuten im Pokal gegen Uerdingen, zwölf gegen Augsburg, zuletzt 14 beim ärgerlichen 2:2 in Frankfurt. In allen anderen Partien drückte er über die volle Distanz die Ersatzbank.

Das werden wir ziemlich schnell sehen.

Lucien Favre

Das allerdings dürfte sich in den letzten drei Monaten des Kalenderjahres 2019 ändern. Favre jedenfalls machte ihm - und den anderen Edel-Reservisten der Borussia - zuletzt Mut. "Wir brauchen alle Spieler im Kader. Das werden wir ziemlich schnell sehen", sagte der 61-Jährige mit Blick auf die vielen englischen Wochen, die bis zur Winterpause noch für seine Mannschaft auf dem Programm stehen. "Woche für Woche" entscheide er mit seinem Trainerteam neu, "wer auf welcher Position am besten spielen kann und wer auf welcher Position der Richtige ist".

Auf Götzes Position in der Sturmspitze bezogen, fiel die Entscheidung in den ersten Saisonwochen stets auf Paco Alcacer. Der Spanier, in der Vorsaison noch treffsichere, aber von Verletzungsproblemen gebeutelte Teilzeitkraft, hat körperlich deutlich an Robustheit und Stabilität zugelegt. Die Zeiten, in denen er regelmäßig mit kleineren Blessuren aussetzen musste, scheinen vorerst passé. Und Alcacer traf bislang konstant. In den ersten acht Pflichtspielen der Saison erzielte er im BVB-Trikot sieben Tore, für Spanien in zwei Begegnungen drei. Zuletzt allerdings blieb er sowohl gegen seinen Ex-Klub Barcelona als auch gegen Frankfurt ohne Treffer - und insgesamt auch ohne Wirkung auf das Spiel seines Teams, was die bescheidene Anzahl von jeweils nur 30 Ballkontakten eindrücklich belegte.

Es ist ein bekanntes, für Stürmer nicht untypisches Phänomen. Auch Pierre-Emerick Aubameyang, Alcacers Vorgänger, tauchte zuweilen völlig ab, so dass man am liebsten einen Suchtrupp losgeschickt hätte, um ihn aufzuspüren - um dann plötzlich am richtigen Fleck zu sein und zu treffen. Wenn der Torerfolg allerdings ausbleibt, wird es schwer, diese Spielweise zu rechtfertigen. Alcacer wandelte zuletzt stets auf einem schmalen Grat.

Götzes und Alcacers Interpretation der Stürmer-Position unterscheiden sich radikal

Götze ist da anders. Er bewegt sich mehr, arbeitet insgesamt stärker mit als Alcacer. Ihre Interpretationen der Stürmer-Position unterscheiden sich radikal. So lässt sich Götze immer wieder in die Tiefe fallen, um die Bälle abzuholen, Räume zu schaffen, Mitspieler in Szene zu setzen. All das geht allerdings zu Lasten seiner eigenen Torquote. In der Vorsaison etwa benötigte er 239 Minuten pro Treffer, Alcacer dagegen nur 67.

Gegen Frankfurt allerdings war er sofort im Spiel: Nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung spielte er Marco Reus frei, doch der BVB-Kapitän verpasste aus aussichtsreicher Situation das 3:1 und damit mutmaßlich die Entscheidung zugunsten der Borussia. Auch im Pokal gegen Uerdingen und am ersten Spieltag gegen Augsburg strahlte Götze jeweils sofort Gefährlichkeit aus - und sammelte damit durchaus Argumente für längere Einsatzzeiten.

Favre erinnert an Vorsaison: "Am Ende hat er viel gespielt"

Dass er sie in den kommenden Wochen bekommen wird - unabhängig vom Ausgang der noch ungeklärten Zukunftsfrage über den Sommer 2020 hinaus -, das ließ Favre bereits vor der Partie gegen Frankfurt anklingen: "Vor einem Jahr war es genauso", erinnerte auch er an die Parallelen zur Vorsaison, "aber Mario hat dann Stück für Stück gespielt, und am Ende hat er viel gespielt." Eine Wiederholung dieser Entwicklung ist auch in dieser Spielzeit alles andere als ausgeschlossen.

Matthias Dersch