Bundesliga

"Mit viel Herz gespielt" - und warum sich Kohfeldt kaputtlachte

Hektisches und emotionales Spiel an der Alten Försterei

"Mit viel Herz gespielt" - und warum sich Kohfeldt kaputtlachte

Der Moment, in dem Florian Kohfeldt aus der Haut fuhr, Gelb sah und sich später kaputtlachte.

Der Moment, in dem Florian Kohfeldt aus der Haut fuhr, Gelb sah und sich später kaputtlachte. imago images

"Wir werden auch in Berlin wieder eine richtig starke Mannschaft auf den Platz bringen und wollen dieses Spiel gewinnen", hatte Kohfeldt im Vorfeld des Spiels auf der Pressekonferenz verlauten lassen. Und die Grün-Weißen ließen in einem hitzigen Spiel Taten folgen: Werder gewann trotz der Ausfälle von zehn (!) Profis an der Alten Försterei mit 2:1, in einem Spiel das alles bot, nur keine Langeweile. Eine Analyse der entscheidenden Momente.

Die Elfmeter-Szenen:
Nach nicht einmal zwei Minuten zeigte Schiedsrichter Tobias Welz das erste Mal auf den Elfmeterpunkt. Ein glückliches Händchen bewies der Referee in Kooperation mit dem VAR (Bastian Dankert) nicht. Zwar lag in der Bewertung des Zweikampfes zwischen Union-Schlussmann Rafal Gikiewicz und Werder-Kapitän Davy Klaassen ein leichter Kontakt vor, aber anschließend ging der Niederländer sehr schnell zu Boden und warf sich mehr in seinen Gegenspieler Christopher Lenz, als dass dieser ihn zu Boden brachte. Laut "Sky"-Informationen hatte das Schiedsrichter-Gespann wohl die Gesamtsituation als elfmeterwürdig bewertet.

Richtig lagen die Unparteiischen wenig später bei Werders Startelf-Debütanten Christian Groß, der nach einer Ecke den Ball an den angehobenen Ellbogen bekam. "Ich sehe den Ball nicht, weil ich im Zweikampf mit Anthony Ujah bin", sagte der Verursacher später am "Sky"-Mikro, fügte aber noch entscheidend hinzu: "Am Ende hat der Schiedsrichter so entschieden."

"So entschieden" hatte er auch bei einem vermeintlichen Handspiel des Berliner Linksverteidigers Lenz, der einen Osako-Kopfball an die Hand bekam. Allerdings wertete Welz diese Situation wohl aufgrund der Reaktionszeit im Zweifel für den Angeklagten. Keinerlei Diskussionen gab es hingegen bei Bremens zweitem Foulelfmeter, als Trimmel Gebre Selassie per Trikotzupfer am Torerfolg hinderte. Klaassen scheiterte vom Punkt an Torwart Gikiewicz.

Die Platzverweise:
Sowohl der Referee und das gesamte Gespann vor Ort, als auch der VAR hatten an diesem Nachmittag alle Hände voll zu tun. Denn neben den vier genannten Elfmeter-Szenen gab es auch noch zwei Platzverweise. Unstrittig war der des Berliners Neven Subotic, der, schon Gelb-verwarnt, im hohen Tempo an der Außenlinie Gegenspieler Leonardo Bittencourt aus dem Feld drückte.

"Da wird einer meiner Spieler drei Meter vor meiner Nase mit dem Kopf gegen die Bande gerammt", echauffierte sich Werder-Coach Kohfeldt: "Die gesamte Bank springt auf und ich bekomme Gelb. Das ist das Problem an der Regel. Mit der Begründung: 'Ich gebe dem Spieler jetzt Gelb-Rot und deshalb gebe ich Ihnen Gelb.' Da muss ich mich kaputtlachen."

Ob sich Kohfeldt auch bei der Gelb-Roten Karte von Nuri Sahin kaputtlachte, darf bezweifelt werden. Der ehemalige türkische Nationalspieler sah bei der Ausführung des fälligen Freistoßes seine zweite Gelbe Karte. Über den Grund konnte Sahin nur spekulieren: "Bei der zweiten glaube ich, dass der Schiedsrichter es so verstanden hat, dass ich die Zeit verzögern möchte. Das wollte ich aber nicht. Ich wollte, dass Claudio (Pizarro, Anm. d. Red.) mit dem Ball in die Ecke geht. Er hat mich einmal zurückgepfiffen und mich gebeten zu warten. Als er dann gegangen ist, dachte ich, dass das Spiel frei war."

Freilich kann man Schiedsrichter Welz Regelkonformität nachweisen, Fingerspitzengefühl aber nicht. Doch vielleicht war dieses an dieser Stelle für die Bremer schon aufgebraucht. Denn die Gäste hatten eine Viertelstunde zuvor Glück, als der bereits verwarnte Niclas Füllkrug einen gefährlichen Zusammenstoß mit Keeper Gikiewicz in Kauf nahm und von einem Platzverweis verschont blieb.

Das Resultat:
Für die Bremer waren es drei wichtige Punkte, um den Anschluss an die Europa-Pokal-Plätze nicht schon früh in der Saison zu verlieren. Schließlich hatte der SVW nach zwei vermeidbaren Niederlagen zum Saisonauftakt (1:3 gegen Düsseldorf, 2:3 in Hoffenheim) nur drei Zähler aus den ersten drei Spielen vor der Länderspielpause eingefahren.

Die Bremer Spieler feiern den ersten Auswärtssieg

Gewohnt starke Unterstützung: Die Bremer feiern mit ihrem Anhang den ersten Auswärtsdreier der Saison. imago images

"Mit wie viel Herz mein Team gespielt hat, davor ziehe ich den Hut. Was die Mentalität angeht, Widrigkeiten überwinden zu wollen, damit bin ich sehr zufrieden. Mit so vielen Verletzten wieder drei Punkte zu holen, ist wichtig, um Erfolg zu haben", fasste Kohfeldt das unruhige Spiel an der Alten Försterei zusammen.

Einen interessanten Gedanken brachte derweil noch Union-Kapitän Christopher Trimmel, dem die Hektik und Emotionen auf und neben dem Rasen nicht entgangen waren. "Mir war es von allen Beteiligten zu viele Diskussionen. Wenn ein Spiel beginnt und es ständig Rudelbildung gibt", so der Österreicher, "da sind auch wir Spieler schuld".

ssc