Bundesliga

Danny Latza, Kapitän des 1. FSV Mainz 05: "Szalai gibt uns zusätzlichen Input"

Der Mainzer Kapitän über seine neue Rolle und den Druck vor dem Kellerduell

Latza: "Szalai gibt uns zusätzlichen Input"

"Ich war schon immer jemand, der vorangegangen ist, auch wenn es schlecht lief": Der Mainzer Kapitän Danny Latza.

"Ich war schon immer jemand, der vorangegangen ist, auch wenn es schlecht lief": Der Mainzer Kapitän Danny Latza. picture alliance

kicker: Herr Latza, kam die Länderspielpause gelegen?

Latza: Einerseits ja, andererseits nein. Natürlich hatten wir jetzt etwas Zeit zum Durchatmen und konnten noch ein paar Sachen analysieren, andererseits möchte man in einer Situation wie der unsrigen so schnell wie möglich positive Resultate erzielen, damit sich die Stimmungslage verbessert.

kicker: Wie sehr steht Mainz 05 im Kellerduell gegen Hertha unter Druck?

Latza: Schon stark, weil wir endlich Erfolg haben wollen. Wir haben nach drei Spielen null Punkte, aber die Hertha ist auch in Zugzwang. Ich gehe davon aus, dass es ein enges Spiel wird, mit viel Leidenschaft und vielen Zweikämpfen. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir als Sieger vom Platz gehen werden.

kicker: Wie kann man den "letzten Kick" herausholen, den Trainer Schwarz zeitweise vermisst hat?

Latza: Wir haben zum Beispiel Ende der vergangenen Saison gegen Hoffenheim gesehen, dass wir in der Lage sind, Spiele nach einem Zwei-Tore-Rückstand noch zu gewinnen. Von den Negativerlebnissen im Spiel, die immer mal vorkommen können, dürfen wir uns nicht mehr runterziehen lassen. Das müssen wir abschütteln und weiter eine gute Körpersprache und Emotionen auf den Platz bringen.

kicker: Die Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren war insgesamt positiv, überrascht Sie der aktuelle negative Ausreißer?

Latza: Es ist meine fünfte Saison in Mainz und so etwas gab es in jedem Jahr. Natürlich hätten wir es diesmal gerne vermieden, aber vielleicht ist es sogar besser, eine Schwächephase am Anfang durchzumachen als während der Saison, wenn du unbedingt Punkte holen musst.

Wir müssen uns jetzt herausarbeiten, das gibt zusätzlichen Auftrieb

Danny Latza

kicker: Wie 2018/19?

Latza: Vor einem Jahr waren wir mit sieben Punkten aus drei Spielen gestartet, dann kam die Durststrecke. Vielleicht ist es Selbstzufriedenheit gewesen, wie der Trainer gesagt hat, die wir an den Tag gelegt haben, weil es nicht bedrohlich war, der Vorsprung gegenüber den Mannschaften im Keller war groß. Diesmal stecken wir unten drin, wir müssen uns jetzt herausarbeiten, das gibt zusätzlichen Auftrieb.

Wir spielen eigentlich einen ganz guten Fußball

kicker: Fehlt es der Mannschaft an Struktur?

Latza: Das sehe ich nicht. Weite Teile der bisherigen Spiele waren nicht schlecht. Im Pokal in Kaiserslautern hätten wir nur die vorhandenen Chancen verwerten müssen. In Freiburg haben wir 80 Minuten gut gespielt. Gegen Gladbach waren wir vor allem die erste Halbzeit richtig dominant und sind verdient in Führung gegangen. Wir spielen eigentlich einen ganz guten Fußball, sind dann aber in manchen Momenten nicht wach beziehungsweise konzentriert genug.

kicker: Mainz hat den geringsten Altersdurchschnitt der eingesetzten Spieler in der Liga, 24,5 Jahre, fehlen Routiniers?

Latza: Nein, wir haben Daniel Brosinski, Stefan Bell, Alexander Hack und mich, außerdem Alex Maxim und Levin Öztunali, der zwar jung ist, aber auch schon über 100 Bundesligaspiele hat. Kürzlich ist Adam Szalai dazugekommen. Der Trend geht ohnehin insgesamt zu jungen Spielern. Ich erinnere mich noch an meine Zeit bei Schalke, da war das Durchschnittsalter 27, 28 Jahre.

kicker: Wie wichtig ist die Verpflichtung von Szalai?

Latza: Man merkt im Training, im Spiel und wie er sich in der Kabine verhält, dass Adam uns zusätzlichen Input gibt. Er hat schon viele Dinge angesprochen - positive und negative.

kicker: Nach dem 1:6 in München hat er gesagt, die Spieler müssten auf dem Platz mehr Eigencoaching betreiben...

Latza: ...wenn es dazu führt, dass wir künftig mehr coachen, finde ich das super. Adam kann aufgrund seiner Erfahrung viele Impulse geben.

kicker: Seit dieser Saison sind Sie der Kapitän, was hat sich dadurch verändert?

Latza: Gar nichts. Abgesehen davon, dass ich jetzt mehr Interviews geben muss (lacht). Ich war immer ein Typ, der vorweggegangen und seine Meinung intern oder in der Kabine geäußert hat. Auf dem Platz habe ich auch früher schon Kommandos und Hilfestellung gegeben.

Meine Leistung muss besser werden, ich bin nicht zufrieden damit

kicker: Hemmt Sie die Kapitänsbinde?

Latza: Nein. Meine Leistung muss besser werden, ich bin nicht zufrieden damit. Gerade beim Torabschluss muss ich mich steigern, ein Treffer würde mir Auftrieb geben. Aber mein Engagement und meinen Einsatz kann man mir nicht absprechen. Insgesamt spüre ich nicht mehr oder weniger Druck, weil ich jetzt Kapitän bin. Auch wenn es momentan nicht so läuft, werde ich mich nicht kleiner machen, als ich bin.

kicker: Nervt es, dass es noch keinen Erfolg gab, seitdem Sie Kapitän sind?

Latza: Es wäre schlimm, wenn mich diese Situation nicht nerven würde. Ich bin von jeher ein Kämpfertyp, mache mir aber überhaupt keine Gedanken, dass der ausgebliebene Erfolg mit meiner Rolle als Kapitän zu tun haben könnte.

Ich war schon immer jemand, der vorangegangen ist, auch wenn es schlecht lief.

Danny Latza

kicker: Haben Sie lange überlegen müssen, als Ihnen Sandro Schwarz die Kapitänsbinde angeboten hat?

Latza: Es ehrt mich natürlich und ich bin sehr stolz darauf. Vor allem, wenn man meinen Werdegang sieht: Von Schalke in die 3. Liga nach Darmstadt, von da ging es nach Bochum und dann 2015 nach Mainz. Dass ich nochmal Kapitän einer Bundesligamannschaft werde, war nicht unbedingt absehbar. Ich hoffe, dass ich dem Amt auch gerecht werde. Aber ich war schon immer jemand, der vorangegangen ist, auch wenn es schlecht lief.

kicker: Ihren Optimismus im Hinblick auf das Hertha-Spiel in Ehren, aber was passiert, wenn es kein Erfolgserlebnis gibt?

Latza: Davon gehe ich nicht aus.

kicker: Woher nimmt man in Mainz die Gelassenheit nach dem Fehlstart.

Latza: Ich bin nicht gelassen, ich kann die Situation ganz gut einschätzen. Wir tun gut daran, jetzt die ersten Punkte zu holen. Gerade zu Hause, wo uns die Fans immer nach vorne peitschen. Am Samstag muss von der ersten Minute an zu spüren sein, dass es Hertha bei uns ganz, ganz schwer haben wird.

Interview: Michael Ebert

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