2. Bundesliga

Jattas Gänsehaut-Moment

Der Gambier lässt den Volkspark beben und vereint den HSV

Jattas Gänsehaut-Moment

Ehrenrunde: Unter großem Applaus verlässt Bakery Jatta in der 86. Minute das Spielfeld.

Ehrenrunde: Unter großem Applaus verlässt Bakery Jatta in der 86. Minute das Spielfeld. imago images

Das Stadion erhob sich, feierte den 21-Jährigen auf dessen halber Ehrenrunde frenetisch. Ein Drehbuch für diese Abfolge hätte als zu kitschig empfunden werden können, die Momente im Hamburger Volkspark aber fühlten sich echt an. Und gingen unter die Haut.

"Ich hatte selbst auf dem Platz eine Gänsehaut", verrät Adrian Fein. Jattas Treffer hatte einen Urknall ausgelöst. Im Stadion, aber auch beim Spieler selbst. Beseelt war er danach in die weit ausgebreiteten Arme seines Trainers gelaufen, der danach einen Einblick in das Innenleben des Menschen Jattas gab. "Er hatte zwei schwere Tage hinter sich, weil er nicht verstanden hat, weshalb er in Karlsruhe so ausgepfiffen wurde. Wir haben ihn wieder abgeholt", sagt Hecking. Erstmals, seit vor vier Wochen über Zweifel an seiner Identität berichtet wurde, hatten die sportlichen Verantwortungsträger mit dem Gedanken gespielt, Jatta eine Pause zu geben. "Natürlich", erklärt Sportvorstand Jonas Boldt, "macht man sich Gedanken, ob irgendwann der Tag kommt, an dem er das nicht mehr erträgt."

In diesen Wochen aber wird Jatta getragen. Von einem Verein, der ein lange nicht gezeigtes Bild der Geschlossenheit abgibt und von einer Stadt, die vereint hinter ihm steht. Als erster Konkurrent hatte sich der Stadtrivale und kommende Gegner FC St. Pauli pro Jatta und gegen einen Protest ausgesprochen, während der abgelaufenen Woche hielten auch Stuttgarts Trainer Tim Walter und Osnabrücks Daniel Thioune flammende Appelle in Richtung Menschlichkeit.

"Bakas größter Wunsch ist es, dass die Sache nun während der Länderspielpause geklärt wird", sagt Hecking. Jatta muss am kommenden Montag in Frankfurt beim DFB erscheinen, der 1. FC Nürnberg hat eine Belastungszeugen aufgetan. Demgegenüber stehen Jattas Papiere. Neuerdings auch eine Geburtsurkunde, deren Echtheit aus Gambia an Eidesstatt versichert wurde. "Für mich", erklärt Hecking, "stellt sich die Beweislage so dar, dass die Sache im Sande verläuft." Ein sportliches und menschliches Urteil hat der Coach schon jetzt gefällt: "Wie Baka mit der ganzen Geschichte umgeht, ist sensationell."

Sebastian Wolff