Bundesliga

Durchs Schlüsselloch geschaut

BVB-Doku "Inside Borussia" startet bei Amazon Prime

Durchs Schlüsselloch geschaut

Auch Marco Reus war bei der Premiere auf dem "Black Carpet".

Auch Marco Reus war bei der Premiere auf dem "Black Carpet". imago images

Weil Filmemacher und Produzent Aljoscha Pause, der für die vierteilige Dokumentation verantwortlich zeichnet, kurzfristig absagen musste, spendeten ihm die 3000 Gäste auf der Westtribüne des Stadions in Abwesenheit freundlichen Applaus. Sie bekamen den ersten von insgesamt vier Teilen in einer Zusammenfassung und den zweiten in voller Länge zu sehen. 5,8 Millionen Euro zahlt Weltkonzern Amazon dem BVB dafür, dass er einem Filmteam über Monate einen Blick hinter die Kulissen gestattete. Dafür verspricht Amazon vom 16. August an "gänsehautnahe" Momente.

Seit dem Winter-Trainingslager in Marbella/Spanien begleitete Pause den BVB, an 70 Drehtagen entstand das Material, das in den Monaten nach Saisonende zu der rund fünfstündigen Dokumentation verdichtet und geschnitten wurde. "Anfangs war es ungewöhnlich und ab und zu auch unangenehm", so viel Nähe zulassen zu müssen, verrät BVB-Routinier Marcel Schmelzer, "aber nach ein paar Wochen hat sich das gelegt." Nach einer Weile habe er sich "damit arrangiert" und die häufige Anwesenheit des Filmteams auch "nicht als nervig empfunden". Im Gegenteil: Schmelzer und Torhüter Roman Bürki ließen sogar private Aufnahmen in ihren Häusern zu.

Bürki verspricht Einblicke, "die Außenstehende nicht haben", er hält das Projekt, das in mehr als 200 Ländern bestaunt werden kann, für eine "coole Sache". Auch Marco Reus hat ein "bisschen gebraucht", um Gefallen an der Doku zu finden, heute mit ein bisschen Abstand sagt er: "Es hat unheimlich viel Spaß gemacht." So schwierig es war, in der vergangenen Saison bittere Niederlagen und schmerzhafte Rückschläge wie beim 0:5 in München zu ertragen - Kapitän und Kollegen teilen auch ihren Schmerz mit der Öffentlichkeit. "Davon", meint Reus, "lebt eine Dokumentation. Sie ist authentisch."

Roman Bürki

Für die Autogrammwünsche der Fans nahmen sich Roman Bürki & Co. bei der Premiere ebenfalls Zeit. imago images

Filmemacher Pause montiert in der für ihn typischen Erzählform einen Mix aus Interview-Passagen, aus chronologischen und historischen Sequenzen. Das vermittelt einer rund um den Globus angesiedelten Zielgruppe mehr fundamentale Einsichten als Fans und Insidern hierzulande. Ihren besonderen Reiz bezieht die Doku, wenn die Kamera durchs Schlüsselloch blickt: Paco Alacer und Axel Witsel beim Deutschunterrricht zu erleben - köstlich. Die Szenen aus dem Heiligtum der Mannschaft, der Kabine - spannend. Die Abschlussuntersuchung von Marco Reus nach seinem Faserriss im Februar - fast schon intim.

Carsten Cramer, Dortmunds Geschäftsführer für Vertrieb, Marketing und Digitalisierung wollte ausdrücklich "keine Glanz- und Glamour-Doku". Nach Ansicht aller vier Teile urteilt er: "Das ist sehr gut gelungen."

Thomas Hennecke