Bundesliga

"So werden wir nie ein Herausforderer für die Spitze"

Torhüter Hradecky bemängelt Defensivverhalten und Gegentorflut

"So werden wir nie ein Herausforderer für die Spitze"

Findet deutliche Worte zum derzeitigen Leistungsstand von Bayer Leverkusen: Keeper Lukas Hradecky.

Findet deutliche Worte zum derzeitigen Leistungsstand von Bayer Leverkusen: Keeper Lukas Hradecky. imago images

Es sind Zahlen, die nicht nur Lukas Hradecky nicht gefallen können. 16 Gegentreffer hat Bayer 04 in den jüngsten sieben sieglosen Testspielen kassiert und dadurch fünf Niederlagen einstecken müssen. Doch nicht nur die Zahl der geschluckten Tore ärgert Leverkusens Torhüter, sondern auch die Tatsache, dass die Werkself nicht nur dem spanischen Champions-League-Teilnehmer zu viele Torchancen gestattet. "Wir haben in der ganzen Vorbereitung zu viel zugelassen, und auch wieder viel zu viele Gegentore bekommen", monierte der finnische Nationalspieler nach der 1:2-Niederlage, die noch deutlich höher hätte ausfallen können, wenn Hradecky nicht einige Male glänzend im Eins-gegen-eins reagiert hätte.

Bayer erlaubte sich nicht nur krasse individuelle Fehler: So verlor Kai Havertz nach 20 Minuten auf Höhe der Mittellinie leichtfertig den Ball. Den darauffolgenden Konter wusste Aleksandar Dragovic nur per Notbremse zu stoppen. Doch schon vor dem Platzverweis hatte sich Leverkusen als sehr konteranfällig erwiesen. "Die Spielweise funktioniert nicht völlig, wie wir es wollen. Beim Pressing müssen wir hinten sicherer stehen", fordert also Hradecky.

Hradecky: "Es ist noch viel zu tun"

Bayer muss wieder die Stabilität der Rückrunde der Vorsaison erreichen. Doch schon in dieser waren die Gegentreffer ein Dorn im Auge des Torhüters. 52-mal schlug es im Kasten der Werkself ein. Viel zu viel für einen Klub, der hohe Ambitionen hat. "Mit diesem Schnitt werden wir nie ein richtiger Herausforderer für die Spitze", warnt Hradecky, der mahnt: "Es ist noch viel zu tun. Ich hoffe nur, dass wir, wenn es losgeht, endlich eine gewisse Leistungsstärke zeigen." Doch einfach durch ein Fingerschnipsen wird Bayer nicht all das Potenzial anrufen, das in der Truppe steckt. Dies ist auch Hradecky bewusst, der auf die Frage, ob man denn der Schalter zum Pflichtspielstart so einfach umlegen könne, antwortet: "Ich hoffe, dass das in uns steckt."

Bosz: "Froh, dass das heute passiert ist und nicht in Aachen"

Auch Trainer Peter Bosz ("So wie wir spielen, ist die Restverteidigung unheimlich wichtig") hat die Schwächen im Umschaltspiel erkannt. Die Sieglosserie in der Vorbereitung, in der man nur das erste Spiel beim Regionalligisten Wuppertaler SV (4:0) gewinnen konnte, bereitet ihm weniger Sorgen, auch wenn er erklärt: "Natürlich hätte ich lieber alle Testspiele gewonnen, aber wir haben noch keine Punkte verloren. Doch die Mannschaft hat zumindest Charakter gezeigt."

Dass nicht nur Havertz vor dem Platzverweis patzte ("Wir verlieren den Ball ganz einfach. Das darf nicht passieren"), sondern auch Rekordeinkauf Kerem Demirbay mit einem bösen Fehlpass den Siegtreffer der Spanier einleitete ("Beim 1:2 spielt Kerem einen Fehlpass und mit einem Pass ist Valencia hinter unserer Abwehr"), hat er registriert. Doch bei den beiden Passmaschinen geht Bosz von einem eher einmaligen Ereignis aus. Und dieses ist aus Sicht des Niederländers zumindest gut getimt gewesen. So erklärte der Trainer mit Blick auf das Erstrundenspiel im DFB-Pokal am Samstag: "Ich bin froh, dass das heute passiert ist und nicht in Aachen."

Stephan von Nocks