Bundesliga

Bayern-Mannschaft spricht sich für Boatengs Verbleib aus

Weltmeister von 2014 hinterlässt den besten Eindruck

Bayern-Mannschaft spricht sich für Boatengs Verbleib aus

Hat wieder Spaß beim FCB: Jerome Boateng, hier mit Alphonso Davies.

Hat wieder Spaß beim FCB: Jerome Boateng, hier mit Alphonso Davies. imago images

Wer am 18. Mai die Meisterfeier des FC Bayern in der Allianz-Arena erlebte, konnte sich nur schwer vorstellen, Jerome Boateng noch einmal in diesem Stadion im Trikot des Rekordmeisters spielen zu sehen. Nur aus der Ferne beobachtete Deutschlands Fußballer des Jahres 2016 den Jubel der Mannschaftskollegen nach dem 5:1 gegen Eintracht Frankfurt, der die siebte Meisterschaft in Serie sicherte. Es war zugleich der siebte nationale Titel Boatengs, der sich jedoch abseits der Jubelarien seinen Zwillingstöchtern widmete.

Zu tief saß beim Weltmeister die Enttäuschung über die Degradierung zur Aushilfskraft in der Rückrunde. Dazu muss man wissen, dass Trainer Niko Kovac im Sommer zuvor Boatengs Wechsel zu Paris St. Germain einen Riegel vorgeschoben hatte, weil er fest mit dem Innenverteidiger plante. Doch mit Rückrundenbeginn änderte sich dies plötzlich, der mittlerweile nach Dortmund abgewanderte Mats Hummels bekam den Vorzug. Nach frustrierenden Monaten schien Boateng mit Bayern München abgeschlossen zu haben, Präsident Uli Hoeneß empfahl am Tag nach dem Pokalsieg öffentlich einen Tapetenwechsel - der bis jetzt nicht stattgefunden hat.

Auch wenn ein Abschied nach wie vor möglich ist, hat sich zuletzt vieles zum Positiven für den 30-Jährigen verändert, der sich nichts zuschulden kommen ließ, stattdessen topfit zum Vorbereitungsstart Anfang Juli erschien. Wie in all den Jahren zuvor auch hatte er sich mit Individualtraining in den USA darauf vorbereitet. "Seine Zukunft ist noch nicht final entschieden, im Augenblick können wir mit ihm sehr zufrieden sein", lobte Karl-Heinz Rummenigge bereits während der USA-Reise.

Geht es nach sportlichen Kriterien, müsste Boateng im Supercup am Samstag neben Niklas Süle in der Startelf stehen. Von allen Innenverteidigern hinterließ er bislang in den Testspielen den besten Eindruck. Exemplarisch sein Vertikalpass auf Alphonso Davies im Finale des Audi-Cups, in dessen Folge Fiete Arp allein auf das Tottenham-Gehäuse zulaufen und ein Tor schießen konnte. Dass Boateng am Ende als siebter Schütze den entscheidenden Elfmeter verschoss? Verzeihlich.

Viel bemerkenswerter: Er trug die Kapitänsbinde, auch nach den Einwechslungen der Neuer-Stellvertreter Müller und Lewandowski. Das roch stark nach Solidarität aus dem Mannschaftskreis, zumal sich die Fürsprecher für Boatengs Verbleib häufen: Neuer, Müller, Süle, alle brachen zuletzt öffentlich die sprichwörtliche Lanze für ihn. "Ich bin ein großer Fan von Jerome, liebe es, mit ihm zu spielen", schwärmte Süle, bei Müller klang es so: "Ich denke, dieser Jerome Boateng, der so Fußball spielt, der tut uns gut."

Bis 2021 läuft dessen Vertrag, dennoch bleibt es völlig offen, ob er auch nach Schließung des Transferfensters am 2. September bei den Bayern spielt. Klopft ein europäischer Topklub an, ist ein Wechsel jederzeit möglich. Schließlich gibt es Lucas Hernandez, den 80-Millionen-Euro teuren Neuzugang von Atletico Madrid. Er soll nach seiner Knie-OP nächste Woche ins Mannschaftstraining einsteigen und gilt gemeinsam mit Süle als Innenverteidiger-Paar der Zukunft. Ob sie besser sind als ein Boateng in Topform, müssen sie beweisen.

Frank Linkesch