Bundesliga

Bosz verteidigt sein sanftes Training

Trainer verweist auf die Rückrunde sowie seine Erfolge mit Ajax

Bosz verteidigt sein sanftes Training

Taktgeber im Trainingslager: Peter Bosz.

Taktgeber im Trainingslager: Peter Bosz. imago images

Aus Leverkusens Trainingslager in Zell am See/Kaprun berichtet Stephan von Nocks

Das Trainingslager unter Peter Bosz ist ein völlig ungewohntes. Nicht nur, dass der Trainer nur an einem Tag in dieser Woche zwei Einheiten absolviert, ist bemerkenswert. Auch die Länge der Einheiten und ihre Intensität überrascht.

Nach einem 90-minütigen Training am Anreisetag folgte am Dienstag eine hoch intensive Einheit, bei der die Spieler an ihre Grenzen gehen mussten. Daran schlossen sich allerdings am Mittwoch und Donnerstag insgesamt drei Einheiten mit viel geringerer Belastung an. Die am Mittwoch dauerte etwa eine Stunde und hatte mehr regenerativen Charakter. Am Donnerstag mussten die Bayer-Profis zweimal etwas weniger als eine Stunde lang ran: erst bei einem physisch lockeren Standardtraining, dann ließ Bosz am Nachmittag im Mannschaftsverbund Flanken üben, bei denen die Abnehmer kurze Sprints vors Tor anzogen.

Eine intensivere Einheit als am Vormittag, aber bei weitem nicht so anspruchsvoll wie am Dienstag. Am Freitagnachmittag erfolgt noch eine Einheit, bevor der zweite starke Trainingsreiz dieser Woche am Samstag mit den beiden Testspielen gesetzt wird, denen am Sonntag eine regenerative Einheit im Hotel folgt. Eingerahmt wird dieses Programm von einem freien Sonntag vor der Reise nach Österreich sowie zwei freien Tagen nach der Rückreise am Sonntag.

"Aber mit Ajax bin ich bis ins Finale der Europa League gekommen"

Bedenken, dass er mit diesem moderaten Training zu wenig verlangen und somit ein Risiko eingehen könnte, teilt Bosz nicht. "Ich habe keine Angst, dass meiner Mannschaft Kondition fehlt. Im Gegenteil. Ich glaube, dass wir in der Rückrunde schon gezeigt haben, dass es eine Stärke von uns war", argumentiert der Niederländer. Wobei er damals vor einer nur zweiwöchigen Vorbereitung eine Mannschaft von Heiko Herrlich übernahm, die konditionell in einem sehr guten Zustand war.

Den Einwand, dass Bayer in der ersten Jahreshälfte 2019 nur in der Anfangsphase der Rückrunde englische Wochen bestreiten musste, die nun in der Hinrunde en masse anstehen, wischt Bosz weg. "Aber mit Ajax bin ich bis ins Finale der Europa League gekommen. Da hatten wir sehr viele Spiele. Bis zum letzten Spiel waren wir frisch", sagt der 55-Jährige mit Blick auf die Saison 2016/2017 und fügt an: "Wir hatten damals im Mai eine viel bessere Kondition als im August." Ob die physischen Anforderungen an ein Spitzenteam wie Ajax in der von einem hohen Leistungsgefälle gekennzeichneten Eredivisie aber mit denen in der deutlich stärkeren und ausgeglichenen Bundesliga eins zu eins vergleichbar sind, kann man zumindest hinterfragen.

"Wenn wir diese kleinen Schritte nach vorne machen, verletzten sich die Spieler nicht"

Bosz setzt jedenfalls auf eine ganz sanfte Entwicklung der Physis ohne Rückschläge. "So wie ich die Kondition aufbaue, hört das nach sechs Wochen Vorbereitung nicht auf. Es wird immer schwerer", erklärt Bosz, der dies am Beispiel des dienstäglichen hoch intensiven Sieben-gegen-sieben veranschaulicht. "Jetzt haben wir vier Blöcke von sieben Minuten gemacht. Im Mai werden wir die Spieler wahrscheinlich sechs mal acht Minuten fordern. So wird sich das steigern, ohne dass sich die Spieler verletzten", nennt der Trainer ein für ihn gewichtiges Argument, "denn das ist ein Ziel, das ich noch dazu nehme. Wenn wir diese kleinen Schritte nach vorne machen, verletzten sich die Spieler nicht. Und die Kondition wird jedes Mal besser."

Ob Boszs spezieller Ansatz aufgeht, wird sich spätestens im Herbst zeigen, wenn es in der Gruppenphase der Champions League auf schweren Böden um das Weiterkommen geht und Bayer gleichzeitig seinen hohen Ansprüchen in der Liga gerecht werden muss.

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