2. Bundesliga

Dietrich geht, wie er geherrscht hat

Kommentar zum Rücktritt des VfB-Präsidenten

Dietrich geht, wie er geherrscht hat

Ende eines Selbstzerstörungsmodus: Wolfgang Dietrich, hier am Sonntag bei der Mitgliederversammlung.

Ende eines Selbstzerstörungsmodus: Wolfgang Dietrich, hier am Sonntag bei der Mitgliederversammlung. picture alliance

Wolfgang Dietrich ging, wie er geherrscht hat: unnachgiebig, unversöhnlich, unbelehrbar, uneinsichtig. Allein die Tatsache, dass der Stuttgarter Präsident seinen Rücktritt als Erstes per Facebook und damit die vereinseigenen Kanäle ignorierend verkündet hat, ist der letzte Federstrich für ein Selbstporträt eines Mannes, der vor allem sich selbst im Sinn hat. Auch in seinen letzten Worten schwingt keine glaubhaft wirkende Selbstkritik mit. Tenor: Ich habe mein Bestes versucht, schuld waren die anderen. Sein Abschied ist das Ende eines Selbstzerstörungsmodus, der den Verein in eine immer verheerendere Situation zu bringen drohte.

Mit dem Hinweis, man würde immer und alles gemeinsam entscheiden, hat Dietrich stets geworben. Dass dabei drei Trainer, zwei Sportdirektoren, ein Abstieg, ein X-Millionen-Euro-fressender Profi-Etat sowie sportliche Fehleinschätzungen, Diffamierungen und Wahrheitsbeugungen ebenfalls in diese Ära der Klubhistorie Eingang finden werden, hat er vergessen bzw. wahrscheinlich gerne verdrängt. Viel lieber sah er sich als Vater der Ausgliederung, als Glücksbringer für den Verein, der in vielen Bereichen durchaus florierte (z.B. Mitgliederzahlen), als Versprechen auf eine glänzende Zukunft. Sei sie auch noch so unsichtbar für den Rest der schwäbischen Welt, wenn man den Abstieg sieht.

Dietrichs Gegner präsentierten sich am Sonntag auffällig sachlich

Ein Ritter mit der goldenen Rüstung, die spätestens bei der Mitgliederversammlung am Sonntag schwer beschädigt wurde. Zu massiv, laut und präsent wirkten die verbalen Attacken seiner Gegner, die sich bei aller Emotionalität auffällig sachlich präsentierten. Glasklar in der Sache, sauber im Auftreten. Ihrem Gegner keine Chance bietend, sie als Proleten, Chaoten oder Krawallmacher bezeichnen zu können.

Spätestens in der Mercedes-Benz-Arena, die sich für ihn wie sein persönlicher Circus Maximus angefühlt haben muss, muss dem 70-Jährigen klargeworden sein, dass ihn bei der nächsten Mitgliederversammlung kein Schwert, kein Dreizack, keine Lanze und auch kein WLAN-Versagen retten könnte. Wolfgang Dietrich ist zurückgetreten. Zu spät, angesichts der Vorkommnisse der vergangenen Monate, die dem Traditionsklub neben dem sportlichen und finanziellen Schaden auch einen massiven Imageschaden beschert haben.

Die tiefen Wunden werden so schnell nicht vernarben

Vom ersten Tag an schallte Dietrich der Ruf seiner Kritiker entgegen, ein Spalter zu sein. So wird er in Erinnerung bleiben. Die tiefen Wunden, die das erbarmungslose Gegeneinander aller Parteien geschlagen hat, werden sowohl beim Ex-Präsident als auch im und rund um den Verein nicht so schnell vernarben.

George Moissidis

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