Bundesliga

Sieht Harnik noch eine Perspektive?

Kohfeldt: "Von der Startelf relativ weit weg"

Sieht Harnik noch eine Perspektive?

Bei Werder derzeit nicht mehr erste Wahl: Martin Harnik.

Bei Werder derzeit nicht mehr erste Wahl: Martin Harnik. imago images

Aus Werders Trainingslager in Zell am Ziller berichtet Thiemo Müller

In den Testspielen vor Wochenfrist gegen Karlsruhe und am Samstag gegen Darmstadt durfte der 32-Jährige jeweils nur in einer klar erkennbaren B-Formation auflaufen. Dass die Perspektiven des ehemaligen österreichischen Nationalspielers nicht die besten sind, bestätigt Coach Florian Kohfeldt nun erstmals ganz ausdrücklich: "Man muss ehrlich sein - momentan ist er von einem Startelfplatz relativ weit weg."

Wie Harnik auf diese Situation reagiert, ist für Kohfeldt ausdrücklich noch unklar: "Wir werden jetzt mit Martin noch einmal grundsätzlich seine Rolle besprechen. Er hat aufgrund seiner Vita den berechtigten Anspruch, Stammspieler zu sein. Das war die Situation, als er vergangenen Sommer gekommen ist. Deshalb ist es nur fair und ehrlich, jetzt mit ihm darüber zu reden." Natürlich ist das ein Wink mit dem Zaunpfahl für den Routinier, zumal Manager Frank Baumann während der Sommerpause berichtete, ein solches, schon früh angekündigtes Gespräch, habe es zwischen Kohfeldt und Harnik bereits gegeben. Ergebnis damals: Harniks Abschied sei kein Thema, weder für den Profi noch für den Klub.

Soll ich Martin sagen, er sei nah dran?

Florian Kohfeldt

Jetzt also erfolgt der nächste Anlauf, nachdem Harnik seine Aktien während des ersten Trainingslagers nicht verbessern konnte. "Soll ich Martin sagen, er sei nah dran?", fragt Kohfeldt rhetorisch. "Dafür ist die Qualität da vorne zu hoch." Zugleich betont der Coach aber mehrfach: "Ich würde Martin gerne behalten." Denn: "Ich halte ihn immer noch für einen Spieler, der in der Bundesliga in gewissen Momenten sehr wertvoll sein kann. Er hat unheimliche Qualitäten, was tiefe Läufe angeht, und er hat etwas Unkonventionelles, Wildes. Es werden die Momente kommen, in denen wir genau das brauchen. Und an guten Tagen schießt er einfach auch Tore." Warum Harnik dennoch kaum Aussichten auf einen Stammplatz hat, scheint derweil in taktischen Defiziten begründet. Kohfeldt formuliert es so: "Er tut sich manchmal schon ein bisschen schwer damit, sich in eine Ordnung einzufügen."

Aus alledem folgert Kohfeldt: "Martin kann eine sehr wichtige Rolle für uns einnehmen. Aber es ist wahrscheinlich eine andere als die, die er erwartet hat, als er letzten Sommer gekommen ist." Die interne Konkurrenz ist seitdem nur so an ihm vorbeigerauscht. Seien es Top-Talente wie Milot Rashica, Johannes Eggestein und Josh Sargent, sei es Oldie Claudio Pizarro, Rückkehrer Fin Bartels oder der jüngste Neuzugang Niclas Füllkrug. Hinter all diesen und Yuya Osako darf sich Harnik bei Kohfeldt derzeit nur als Angreifer Nummer acht fühlen. Dass er zugleich im Gehaltsgefüge deutlich weiter vorne steht, dürfte für Werder ein Grund mehr sein, ihm bei einem etwaigen Wechselwunsch keine Steine in den Weg zu legen.

Kohfeldt hofft auf ein Umdenken bei Harnik

Dennoch legt Kohfeldt Wert auf die Feststellung: "Ich hoffe nicht, dass er geht. Er ist ein wichtiger Spieler, auch was die Stimmung angeht, was die Erfahrung angeht. Ich hoffe sehr, dass er diese Rolle annimmt." Warum macht der Trainer Harniks Perspektive aber dann überhaupt zum großen Thema? "Wenn ein Spieler mit Martins Vita mit seiner Rolle nicht zufrieden ist, dann kann das zum Problem für die Mannschaft werden. Es ist meine Verantwortung als Trainer, das rechtzeitig abzuklären. Besser jetzt als eine Woche vorm Start." Fortsetzung folgt…