Es ist keine Seltenheit, dass Nationalspieler von der Länderspielpause angeschlagen zurückkehren. Die Bayern hatten jedoch Glück, Verletzte sind diesmal nicht zu beklagen. "Alle sind wohlauf", sagte Kovac. James sei erst am Donnerstag um elf Uhr in München gewesen, "aber das kriegen wir hin, dass er frisch ist". David Alaba soll ebenfalls rechtzeitig fit werden, Rafinha wieder im Kader stehen. Auch Jerome Boateng und Leon Goretzka (beide muskuläre Probleme) haben wieder trainiert.
Bis auf die Langzeitverletzten können also alle bei dem "schwierigen, intensiven Spiel" gegen Wolfsburg mithelfen, dem FC Bayern aus der Krise zu helfen. Wie er da reingerutscht ist? Laut Kovac spielt die Chancenverwertung eine entscheidende Rolle. "Fakt ist, dass die Ergebnisse nicht stimmen." Aber: "Es hat sich (gegenüber dem siegreichen Saisonstart) nicht allzu viel verändert außer dem Ergebnis. Wir hatten zuletzt genauso viele Chancen wie in den ersten sechs, sieben Spielern - genau wie unsere Gegner." Nur hätte seine Mannschaft sie zuletzt nicht mehr so effektiv genutzt, "die Gegner dafür umso mehr".
Statistik stützt Kovac nur bedingt
In der Tat hat sich die Anzahl der Bayern-Chancen tatsächlich nicht geändert, sogar verbessert. An den ersten vier Spieltagen hatte der FCB im Schnitt 7,8 Chancen pro Spiel, an den jüngsten drei 8,0. Auffallend ist vor allem der schwache Wert gegen Gladbach, als es nur zwei FCB-Chancen gab, gegen Augsburg und in Berlin gab es allerdings genug. An den ersten vier Spieltagen hatte Bayern eine Chancenverwertung von 35,5 Prozent, an den letzten drei von 4,2 Prozent.
Aber: Die Gegner hatten zuletzt mehr Chancen: An den Spieltagen 1 bis 4 ließ Bayern nur fünf Gelegenheiten zu, im Schnitt 1,3 pro Spiel, an den Spieltagen 5 bis 7 ließ Bayern zehn Chancen zu, im Schnitt 3,3 pro Spiel. An den Spieltagen 1 bis 4 lag die gegnerischen Chancenverwertung bei 40 Prozent, an den Spieltagen 5 bis 7 bei 60 Prozent.
Auch gegen Gladbach habe Kovacs Mannschaft aber "gute Ansätze" gezeigt, "auch wenn das keiner wahrhaben will. Wir werden nicht alles komplett hinterfragen, alles auf links drehen. Wenn wir das Quäntchen Glück wieder haben, werden wir auch wieder erfolgreich sein."
Schauen Sie sich doch mal die anderen Mannschaften an, die international spielen - alle rotieren!
Niko Kovac
Der Schlüssel zum Erfolg liegt für Kovac weiterhin in regelmäßigen Personalwechseln in der Startelf - ohne Wenn und Aber. "Wir müssten so langsam mal einen Punkt hinter das Wort Rotation setzen", forderte der Coach. "Schauen Sie sich doch mal die anderen Mannschaften an, die international spielen - alle rotieren! Es geht einfach nicht, jeden dritten Tag drei, vier, fünf, sechs Wochen hintereinander zu spielen. Das geht nicht! Das - geht - nicht! Und wenn mir da jemand was anderes erzählen will, dann versteht er den Job des Fußballers nicht. Das geht nicht!"
Nicht mal für eine Rasur hat Kovac Zeit
Auf wen er in Wolfsburg setzt? Man darf gespannt sein. Kovac schiebt jedenfalls Extraschichten, um die Antwort darauf zu finden. "Wenn der Erfolg ausbleibt, versuche ich eben, noch mehr zu arbeiten, noch mehr am Detail zu arbeiten", sagte Kovac. "Vielleicht habe ich auch deswegen nicht die Zeit gefunden, mich zu rasieren. Ich versuche dann schon, noch mehr zu machen. Vielleicht ist das nicht richtig, aber das ist mein Naturell."