Bundesliga

Die Gründe für Kölns Sieg in Leipzig

Ein Tunnel gegen Osako weckte den FC auf

Die Gründe für Kölns Sieg in Leipzig

Wehren sich weiter gegen den Abstieg: Vincent Koziello (Mitte) und Co.

Wehren sich weiter gegen den Abstieg: Vincent Koziello (Mitte) und Co. imago

Es ist eine doppelt und dreifach gefährliche Situation, in der sich der 1. FC Köln unvermindert befindet. Über die Tabelle muss man nicht reden, trotz aller verhaltener Euphorie nach dem Sieg in Leipzig. Die "Geißböcke" grüßen immer noch von Platz 18 und sie stehen weiter unter Zugzwang, jede Niederlage in dieser Situation kann das zarte Pflänzchen Hoffnung zunichtemachen. Diese nervliche Belastung begleitet die Profis in jede Partie, wohl wissend: Jeder Fehler kann entscheidend sein, jedes Gegentor die Marschrichtung ändern und den Plan zunichtemachen.

"Angst essen Seele auf" - der Titel des Fassbinder-Klassikers passte zur ersten Hälfte in Leipzig wie die Faust aufs Auge. "Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen und kriegen dann gleich mit der ersten Möglichkeit das 0:1. Nach der Chance im Gegenzug dachte ich, dass wir den Rückstand ganz gut wegstecken würden. Haben wir aber nicht. Danach hat Leipzig uns laufen lassen. Dann muss der Gegner eigentlich mit 2:0 oder 3:0 führen", analysierte Trainer Stefan Ruthenbeck diese quälend lange Phase.

Was dann passierte, fand seinen Ursprung möglicherweise in einer kleinen Randbegebenheit. Ruthenbeck: "An der Aktion, bei der ein Leipzig-Verteidiger Osako tief in der eigenen Hälfte getunnelt hat, haben wir uns dann hochgezogen und gesagt: 'Das können wir uns nicht gefallen lassen. Jetzt geben wir die entsprechende Antwort.' Es war eine Antwort, die Leipzig überraschte und die sicherlich bis nach Hamburg für Erschütterungen sorgte. Timo Horn machte kein Geheimnis aus dem, was in der Kabine passierte: "Der Trainer hat angesprochen, dass wir in der ersten Halbzeit nicht an uns geglaubt haben. Das hat man ja auch gesehen. Leipzig hätte ein, zwei mehr Tore schießen können. Ab der 40. Minute sind wir dann besser geworden. Und nach der Pause waren wir dann wie ausgewechselt. Wir haben uns fest vorgenommen, an uns zu glauben. Und der Trainer hat uns gesagt: 'Die Leipziger sind heute nicht viel besser als wir.'"

Mit veränderter Marschroute zum Erfolg

Da lag Ruthenbeck ebenso richtig wie mit einer Änderung der Marschroute. Nach dem Wechsel agierten die drei Innenverteidiger deutlich aggressiver und mannorientierter, verdichteten mit den Sechsern die Zone vor dem Tor, gingen kompromissloser in die Zweikämpfe und eroberten sich so Meter für Meter. Ruthenbeck: "Wir sind gut zwischen die Linien gekommen, konnten immer wieder aufdrehen und ins Dribbling gehen. Risse haben wir einen Tick höher geschoben, um ihn früher flanken zu lassen." Das Rezept ging auf. Der Blondschopf lief sich auf dem rechten Flügel regelrecht einen Wolf und belohnte sich mit der präzisen Vorarbeit zu Leo Bittencourts Siegtreffer.

Der Rest ging unter im Jubel der Kölner, der allerdings schnell wieder dem Blick auf die Zukunft wich: "Als Letzter in Leipzig ein Spiel zu drehen, das ist nicht selbstverständlich. Wir müssen jetzt gegen Stuttgart nachlegen, das ist die Mannschaft der Stunde", mahnte Timo Horn, "der Sieg kann uns natürlich ein bisschen Schwung geben. Aber er ist nichts wert, wenn wir nicht zu Hause nachlegen können."

Da ist es wieder, das große Problem des 1. FC Köln. Es gibt nur noch Endspiele. Und die müssen möglichst alle gewonnen werden. Egal, wie der Gegner heißt.

Frank Lußem