Bundesliga

Burkes England-Abrechnung: "Schaut auf die Chelseas!"

Leipzigs Neuzugang erklärt seinen Wechsel

Burkes England-Abrechnung: "Schaut auf die Chelseas!"

"Ich dachte: Diese Jungs sehen aus wie die U 16 bei Nottingham": Inzwischen weiß Leipzigs Oliver Burke, was seine Mitspieler können.

"Ich dachte: Diese Jungs sehen aus wie die U 16 bei Nottingham": Inzwischen weiß Leipzigs Oliver Burke, was seine Mitspieler können. imago

Wenn ein Bundesliga-Aufsteiger 15,2 Millionen Euro für einen 19-jährigen Schotten aus Englands 2. Liga ausgibt, klingt das im ersten Moment gelinde gesagt reichlich übertrieben. Doch Nottingham Forest hätte wohl noch mehr Geld bekommen können für Eigengewächs Burke, hinter dem auch einige Premier-League-Klubs her waren. Doch warum entschied er sich für Leipzig? Und nicht für einen Topklub aus Englands Glanz- und Glamour-Liga?

Für Burke war es eben keine reine Bauchentscheidung - und vielleicht auch deswegen für die Klubs von der Insel so schwer zu verdauen. "Man braucht doch nur auf die Chelseas zu schauen und die Massen an Talenten anzusehen, aber die sind alle ausgeliehen und werden nicht gebraucht", sagte Burke gegenüber dem "Guardian". Vielleicht dachte er dabei auch an Kevin De Bruyne: Der inzwischen 25-Jährige wurde vom FC Chelsea 2012 erst an Werder Bremen ausgeliehen und nach starken Leistungen sowie mehreren Angeboten auch auf Drängen von José Mourinho zurückbeordert. Doch wieder war an den Stars kein Vorbeikommen, so dass der Belgier schließlich im Sommer 2014 nach Wolfsburg wechselte.

Burke über Leipzig: "Genau das, was ich gesucht hatte"

zum Thema

Seit Sommer 2015 wirbelt De Bruyne bei Manchester City und ist zum absoluten Topstar gereift. Chelsea-Fans dürften sich noch heute schwarz ärgern über die doppelt verpasste Chance, De Bruyne über das verlorene Jahr bei den Blues. Ganze dreimal lief er 2013/14 in der Premier League auf. Auch ein Marko Marin wurde an der Stamford Bridge nicht glücklich: Der damals 23-Jährige wechselte 2012 von Werder Bremen zu den Londonern, wurde viermal ausgeliehen, ehe er im vergangenen Sommer an Olympiakos Piräus abgegeben wurde. Für Chelsea spielte er ganze sechsmal. Nur zwei Beispiele, die sich aber auch auf andere Topklubs in Englands höchster Spielklasse ummünzen ließen.

Burke will sich derartige Odysseen ersparen – und wechselte lieber direkt zu einem (noch) nicht ganz so namhaften Klub. "Man fühlt sich bei einem Verein nicht wertgeschätzt, wenn er dich verpflichtet und nach zwei Trainingseinheiten jemanden für das doppelte Geld holt. Du denkst: Warum sollte ich spielen, wenn sie gerade diesen Typen geholt haben, der auf meiner Position spielt, mehr Erfahrung hat und eine beeindruckendere Vita? Das war für mich keinen Gedanken wert."

Das Leipzig-Duo Rangnick/Hasenhüttl witterte genau deswegen seine Chance, sprach bei Burke in Nottingham vor und überzeugte den 1,89 Meter großen Mittelfeldspieler noch auf dem gemeinsamen Flug nach Deutschland mit ihren ambitionierten Visionen. "Das war genau das, was ich gesucht hatte. Ich nahm das alles auf und grinste", sagt Burke. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Rückzieher ausgeschlossen.

Sie waren glücklich, das Geld zu bekommen und mich gehen zu lassen.

Oliver Burke über seinen Ex-Klub Nottingham Forest

Zumal die anderen Vereine ihm nicht das Gefühl geben konnten, das ihm die Sachsen vermittelten: unbedingt gebraucht zu werden. Auch Nottingham nicht. "Ehrlich gesagt hatte ich nicht das Gefühl, dass sie mich behalten wollten, sondern dass sie glücklich waren, das Geld zu bekommen und mich gehen zu lassen." Die vermögenden Leipziger nahmen Burke mit Kusshand, das Vertrauen hat er bereits zurückgezahlt. Bei seinem allerersten, 20 Minuten währenden Auftritt gegen Dortmund bereitete er das 1:0-Siegtor vor, beim 1:1 in Köln am 5. Spieltag gelang ihm der erste Bundesligatreffer. "Ich könnte momentan nicht glücklicher sein und bereue nichts", sagt Burke über den gelungenen Start in neuer Umgebung. "Ich glaube, ich bin hier ganz oben. In der besten Liga der Welt."

Nur einmal kam bei Burke ein wenig Skepsis auf - und zwar am allerersten Trainingstag in Leipzig. Seine Befürchtungen bezüglich mangelnder Qualität wurden aber schnell zerstreut "Ich dachte: Diese Jungs sehen aus wie die U 16 bei Nottingham. Dann haben wir angefangen zu spielen. Und dann dachte ich das nicht mehr."

las