Bundesliga

Tuchel: Ein Mix aus Apokalypse und Aufbruch

BVB-Trainer mit vielen offenen Fragen - auch bei Reus

Tuchel: Ein Mix aus Apokalypse und Aufbruch

Hat eine schwierige Phase beim BVB vor sich, auf die er sich freut: Dortmunds Trainer Thomas Tuchel.

Hat eine schwierige Phase beim BVB vor sich, auf die er sich freut: Dortmunds Trainer Thomas Tuchel. imago

Thomas Tuchel über ...

... den Abgang von Henrikh Mkhitaryan, Ilkay Gündogan und Mats Hummels und den Umbruch beim BVB: "Es hat sich viel getan, es sprechen viele von einem Umbruch, und vielleicht fühlt es sich sogar wie ein Neuanfang an. Natürlich sind mit Mats, Illi und Micki drei extrem wichtige Spieler gegangen. Es sind mehr als normale Abgänge. So eine Mannschaft ist ein sehr, sehr sensibles Gebilde. Die Energie, die dort entsteht und die wir auf die Fans übertragen haben, das muss man immer pflegen. Das liegt vor allem auf den Schultern solcher Spieler wie Mats, Illi und Micki. Sie geben Sicherheit. Diese drei Spieler zu verlieren – da fehlen uns auf jeden Fall Säulen, die dieses instabile Gebilde stabilisiert und getragen haben. Sie haben Qualität, die in Europa Ihresgleichen sucht."

Spielersteckbrief Hummels
Hummels

Hummels Mats

Spielersteckbrief Gündogan
Gündogan

Gündogan Ilkay

Spielersteckbrief Mkhitaryan
Mkhitaryan

Mkhitaryan Henrikh

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Das wäre dann wahrscheinlich der Fall gewesen, wenn wir den drei verboten hätten zu wechseln.

Thomas Tuchel über den Verlust von Leistungsträgern

... die Bemühungen, diese Spieler zu halten: "Wir haben alles versucht, sie nicht nur zu halten, sondern das Team um sie herum weiter zu verstärken. Wir haben uns alle bis an die Decke gestreckt, aber wir müssen anerkennen, dass wir an Grenzen gestoßen sind. Wir müssen anerkennen, dass es Klubs gibt, die in wirtschaftlicher Hinsicht und von der Strahlkraft eine Stufe über uns stehen. Wenn du an solche Grenzen stößt, gibt es zwei Möglichkeiten: Du kannst es entweder leugnen. Dann läufst du so lange vor die Wand, bis die hoffentlich umfällt. Du wachst dann irgendwann mit Kopfschmerzen auf. Das wäre dann wahrscheinlich der Fall gewesen, wenn wir den drei verboten hätten zu wechseln. Das böse Ende wäre wahrscheinlich nächstes Jahr gekommen, ohne Ablöseentschädigung. Die zweite Möglichkeit ist: Du wirst kreativ und versuchst, neue Lösungen zu finden. Das haben wir getan."

... über den neuen Dortmunder Weg: "Unser Weg ist sehr jung, es ist ein riskanter Weg, aber Risiko wird auch belohnt. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, haben wir uns dafür entschieden. Es ist sehr wichtig, den Verlust und den Neuanfang und das Risiko, das darin liegt, anzuerkennen. Aber es ist nicht als Grundlage zu nehmen, um zu jammern, sondern als Grundlage, um jetzt mit aller Energie und Vorfreude eine Mannschaft zu entwickeln, auf die sich unsere Fans freuen."

... seinen "Lieblingsspieler" Henrikh Mkhitaryan: "Ich war ein großer Fan von Micki und bedaure den Verlust ohne Ende. Aber es war keine größere Enttäuschung als über den Abgang von Mats und Illi. Ich bin weit davon entfernt, moralisch zu werden. Diese Spieler nehmen den Wechsel vor, weil sie immer nach dem Besten streben. Weil sie so sind, nehmen sie die Herausforderung bei diesen Top-Klubs an. Dass es bei allen so lange gedauert hat, lag auch daran, dass wir was zu bieten haben und wir wirklich alles versucht haben."

... seine Erfahrung in Mainz mit dem Verlust von Stammspielern, die Frustration über den Weggang des BVB-Trios und die Wege, die Abgänge zu verkraften: "Natürlich haben wir uns gedacht, wenn wir nach Dortmund kommen, wird uns das (der Verlust von so vielen Leistungsträgern, Anm. d. Red.) nie passieren. Aber es passiert doch, auf einem ganz anderen Niveau als in Mainz. Aber ich habe das umgedeutet, und freue mich jetzt auf jeden einzelnen Spieler, den wir verpflichtet haben. Wir lassen uns überraschen, wohin uns das führt. Hoffentlich wird das Risiko belohnt."

Wir werden keinen dieser Spieler 1:1 ersetzen können.

Thomas Tuchel über Gündogan, Hummels und Mkhitaryan

... eine mögliche veränderte Spielweise: "Ich kann es Ihnen nicht sagen. Wir werden Zeit brauchen, die Dinge neu zu ordnen und sich neu ordnen zu lassen. Wir werden keinen dieser Spieler 1:1 ersetzen können, weder in spielerischer Hinsicht noch in seiner Persönlichkeit. Ich glaube, es ist auch wichtig, es gar nicht zu versuchen. Wir müssen alle offen sein für neue Lösungen, eine neue Art zu spielen – eine Art zu spielen, die diese Talente und diese Spieler, die sich zu uns bekannt haben, auch zum Leuchten bringt. Wir dürfen uns nicht festhalten an dem, was wir hatten, sondern müssen loslassen und etwas Neues erschaffen. Wir müssen die Talente der Spieler in den Mittelpunkt stellen. Eins ist aber auch klar: Wir stellen nicht unsere Ansprüche hintenan. In jedem Wettbewerb, in dem wir spielen, spielen wir, um die Spitze herauszufordern. Wir müssen einen Stil finden, der auch Ergebnisse liefert und auch unseren Talenten entspricht."

... Jakub Blaszczykowski: "Ich denke zum einen, dass Kuba eine tolle EM gespielt hat, mit der er seine Ansprüche auch untermauert hat nach seinem durchwachsenen Jahr in Florenz. Er ist jetzt in seinem wohlverdienten Urlaub. Ich rechne fest damit, dass er danach zu uns kommt. Dann werden wir die Lage und seine Rolle erörtern."

... den großen Kader: "Es kann in alle Richtungen noch was passieren. Aber es ist auch sehr wichtig, dass wir uns jetzt alle kennenlernen. Wir haben eine lange Vorbereitung mit vielen Reisen. Wir müssen allen die Gelegenheit geben, sich zu zeigen und zu zeigen, welche Rolle sie spielen können. Außerdem darf man nicht vergessen, wie viele junge Spieler wir haben. Da lohnt es sich immer, etwas Puffer zu haben. Auch das im Vergleich zur Europa League höhere Niveau schon in der Gruppenphase der Champions League müssen wir berücksichtigen."

Er hat morgen einen Termin zum Check, ab da können wir erst sehen, wie sein Aufbauprogramm aussieht.

Thomas Tuchel über die Verletzung von Marco Reus

... die Verletzungen von Marco Reus (Adduktoren) und Erik Durm (Knie): "Bei Erik weiß ich es nicht so recht. Ich dachte, dass er heute zurückkehrt ins Mannschaftstraining, das ist noch nicht möglich. Er trainiert individuell. Ich weiß nicht genau, wo das Problem liegt. Nach dem langen Urlaub macht es den Anschein, als wäre der Einstieg für ihn zu intensiv gewesen, was uns ein Stück weit beunruhigt, weil wir dachten, dass er das gut wegsteckt. Es ist auf jeden Fall ein Rückschlag. Wir müssen geduldig bleiben. Marco Reus ist seit dem Pokalfinale in Berlin, auch das ist ein Punkt, den wir anerkennen müssen beim Aufbau einer neuen Mannschaft, angeschlagen und die Probleme nicht so losgeworden, dass er auf dem Trainingsplatz stehen könnte. Er hat morgen einen Termin zum Check, ab da können wir erst sehen, wie sein Aufbauprogramm aussieht. Auch das ist eine Realität, der wir uns stellen müssen und die ein großer Faktor für uns ist."

Jan Reinold