Bundesliga

Wetklo: "Heidel ist menschlich, aber auch knallhart"

Schalkes U-23-Torwarttrainer im kicker-Interview

Wetklo: "Heidel ist menschlich, aber auch knallhart"

"Ich komme immer noch jeden Morgen gern aufs Trainingsgelände": Christian Wetklo.

"Ich komme immer noch jeden Morgen gern aufs Trainingsgelände": Christian Wetklo. imago

Mit seiner Vertragsunterschrift beim FC Schalke 04 im Sommer 2014 erfüllte sich für Christian Wetklo, der zuvor 14 Jahre lang für den 1. FSV Mainz 05 gespielt hatte, ein Herzenswunsch - schließlich grenzt seine Geburtsstadt Marl ans nördliche Gelsenkirchen. Vor der Partie zwischen Mainz und Schalke am Freitag (ab 20.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) sprach der kicker mit dem 36-jährigen Regionalliga-Torwarttrainer nicht nur über dieses Spiel.

kicker: Herr Wetklo, sind Sie sehr traurig, dass Sie die Bundesliga-Begegnung nicht sehen können?

Christian Wetklo: Ja, schon ein bisschen. Wenn wir am Freitag nicht selbst bei der U 23 von Borussia Mönchengladbach spielen würden, wäre ich natürlich gerne nach Mainz gefahren, um mir das Spiel im Stadion anzusehen.

kicker: Wie bewerten Sie die Vorzeichen?

Wetklo: Es ist für jede Mannschaft schwer, in Mainz zu bestehen - vor allem an einem Freitagabend. Ich habe die jüngsten beiden Spiele der Mainzer live gesehen und finde sie sehr aggressiv. Sie verteidigen gut.

Christian Heidel würde überall einen guten Job machen.

kicker: Überrascht es Sie dennoch, dass sich der FSV an die Europacup-Plätze herangepirscht hat?

Wetklo: Sie spielen eine starke Saison. Gegen Gladbach war es ein Schlüsselspiel. Wenn sie das verloren hätten, hätte sich der Blick vielleicht eher wieder etwas nach unten gerichtet. Durch den weiteren Sieg in Hannover sind sie jetzt in einer sehr guten Position. Allerdings geht es in den Tabellenregionen noch sehr eng zu, es ist also nach oben und unten noch viel möglich.

kicker: Das Aufeinandertreffen der Manager Christian Heidel und Horst Heldt verleiht diesem Freitagsspiel eine besondere Note. Viele warten nur noch auf die Bekanntgabe, dass Heidel Nachfolger von Heldt wird. Sie auch?

Wetklo: Ich habe zwar noch einige Kontakte nach Mainz, aber bisher auch nichts anderes gehört als das, was seit Wochen zu lesen ist. Ich bin deshalb selbst gespannt, was passiert.

kicker: Würde Heidel zum FC Schalke passen?

Wetklo: Ich denke, dass Christian Heidel überall einen guten Job machen würde.

kicker: Viele sagen, wer bei Mainz 05 erfolgreich arbeitet muss nicht zwangsläufig auch auf Schalke Erfolg haben...

Wetklo: Ich sehe das mit den Mainzer Protagonisten eher generell. Bei Thomas Tuchel und Jürgen Klopp war das doch ähnlich. Da konnte sich doch kaum jemand vorstellen, dass sie anderswo auch erfolgreich sein könnten. Und dann? Klopp wurde mit Dortmund Meister und stand im Champions-League-Finale, Tuchel ist mit dem BVB erster Bayern-Verfolger.

kicker: Wie würden Sie Heidel als Menschen charakterisieren?

Wetklo: Als sehr menschlich, aber auch als knallhart, wenn es drauf ankommt. So habe ich ihn kennen und schätzen gelernt. Man weiß immer, wo man bei ihm dran ist.

kicker: Und Heldt?

Wetklo: Bei ihm habe ich ebenso den Eindruck, dass er ein guter Manager und guter Mensch ist.

Es ist natürlich nicht immer so einfach, wenn man Torwarttrainer ist und es am Wochenende heißt, dass ich spiele.

kicker: Als Heldt Sie 2014 zum FC Schalke geholt hat, hätten Sie am liebsten die Welt umarmt. Hält das Glücksgefühl bis heute an?

Wetklo: Ich komme immer noch jeden Morgen gern aufs Trainingsgelände, auch wenn es sportlich mit der U 23 gerade nicht so gut läuft. Aber von den Rahmenbedingungen her ist es genau so, wie ich es mir vorgestellt habe: Ich arbeite als Torwarttrainer, komme aber immer noch ab und an zu Einsätzen.

kicker: Das ist eher ungewöhnlich. Gibt es da keine Probleme?

Wetklo: Es ist natürlich nicht immer so einfach, wenn man Torwarttrainer ist und es am Wochenende heißt, dass ich spiele. Aber die Entscheidung treffe nicht ich, sondern der Cheftrainer.

kicker: In Abstimmung mit Ihnen?

Wetklo: (lacht) Nein. Ich würde mich in dieser Konstellation nicht selber aufstellen.

kicker: Haben Sie mit 36 Jahren das Gefühl, dass die Knochen allmählich beginnen zu rosten?

Wetklo: Knie und Ellenbogen merkt man schon, aber ich fühle mich körperlich fit genug, um auch in der Regionalliga bestehen zu können.

Alex ist hochtalentiert. Allein nach dem ersten Warmmachen war ich hin und weg.

Wetklo über Alexander Nübel

kicker: Wonach ist generell geregelt, wer zwischen den Pfosten steht?

Wetklo: Wenn Alexander Nübel da ist, spielt er. Er war zu Beginn der Saison ein paar Wochen verletzt und stand auch schon bei dem einen oder anderen Europa-League-Spiel der Profis im Kader. Dann sind da noch Louis Hülsmann und Janik Schilder.

kicker: Schalke hat Nübel im Sommer für 400.000 Euro vom SC Paderborn geholt. Hat er das Zeug zum Profitorwart?

Wetklo: Ich muss zugeben, dass ich ihn nicht kannte und nicht wusste, dass so ein Torwarttalent bei Paderborn schlummert. Aber Alex ist hochtalentiert. Allein nach dem ersten Warmmachen war ich hin und weg - von seiner ganzen Art und seinen Bewegungen. Ich denke, dass er beste Voraussetzungen hat, um Erstligatorwart werden zu können.

kicker: Hat er das Zeug, jemals an Ralf Fährmann vorbei zu kommen?

Wetklo: Ich glaube, das würde für jeden Torwart aus der Bundesliga schwierig werden. Aber das muss ja auch nicht zwangsläufig das Ziel sein. Er ist gerade erst aus der A-Jugend raus und darf beim FC Schalke auf höchstem Niveau trainieren. Er soll sich in Ruhe entwickeln.

kicker: Wie sind Ihre weiteren Pläne?

Wetklo: Ich habe Anfang Februar meine Prüfung zur A-Lizenz als Trainer erfolgreich bestanden, im April steht der Leistungskurs für meinen Torwarttrainerschein an. Dann hätte ich alle Scheine gemacht, die ich machen wollte - dann werden wir sehen. Als Torwarttrainer wäre ich für alles offen. Mein Vertrag beim FC Schalke läuft noch bis 2017, ich hätte nichts dagegen, wenn es hier auch darüber hinaus für mich weiterginge - sehr gerne auch im Nachwuchsbereich, wo ich mich aktuell eher sehe als im Profibereich. Mir macht es viel Freude, jungen Spielern meine Erfahrung weiterzugeben.

Interview: Toni Lieto