Bundesliga

500 Teilnehmer und eine Absage

Die DFL lobt, der DFB nimmt die Hand der Fans an

500 Teilnehmer und eine Absage

Beim Fankongress diskutieren Vertreter von Fanprojekten mit Funktionären von Verbänden und Vereinen sowie Wissenschaftlern über das Thema "Fußball und Fans".

Beim Fankongress diskutieren Vertreter von Fanprojekten mit Funktionären von Verbänden und Vereinen sowie Wissenschaftlern über das Thema "Fußball und Fans". picture alliance

"Respekt an die Fans, hier waren sehr offene und konstruktive Beiträge mit guten Anregungen dabei. Der Fußball braucht auch solche Geister", erklärte Hannovers Präsident Martin Kind, der im Komplex "Fans und ihre Mitsprache im Verein" seine Sicht der Dinge zur 50+1-Regel verteidigte. Der neue Sicherheitsbeauftragte des DFB, Hendrik Große Lefert, erneuerte derweil die Verbandsaussage, in Sachen Legalisierung von Pyrotechnik keine Experimente wagen zu wollen. "Ansonsten", so Große Lefert, "kann man sich über viele Dinge trefflich streiten. Ich war hier, um bestimmte Dinge mitzunehmen und anzunehmen." DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus lobte den vernünftigen Dialog vor Ort und gab zu: "Ich bin auch hier zum Lernen." Zur möglichen Einflussnahme der Fans auf Anstoßzeiten wollte sich Hieronymus nicht hinreißen lassen. "Ich will keine Luftschlösser bauen - das hat diese gute Veranstaltung einfach nicht verdient." Der DFB-Fanbeauftragte Gerald von Gorrissen versprach, die abgearbeiteten Themen mit in die Gremien des DFB zu nehmen: "Die ausgestreckte Hand der Fans wird angenommen."

Heiß diskutiertes Thema war die von der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) veröffentlichte Zahl verletzter Personen, die vergangene Saison in den ersten beiden Ligen auf 864 angestiegen ist. Kritisiert wurde, dass die Rückgänge bei Strafverfahren, Freiheitsentzug und Einsatzstunden der Bundespolizei kaum Beachtung finden. Bei der Anzahl der Verletzten seien zudem Personen enthalten, die zum Beispiel Opfer von Reizgas-Einsätzen der Polizei wurden. Matthias Stein von der Bundesarbeitsgemeinschaft Fan-Projekte (BAG): "Zieht man die ab, müsste das stark gezeichnete Bild steigender Gewalt bei Fußballfans korrigiert werden."

Im Gegensatz zu Vereinen und Verbänden schlug die Polizei die Einladung der Fans aus, ein Vertreter der ZIS sagte die Teilnahme kurz vor Beginn ab. Für Verwunderung sorgte dann aber, dass am Abend des ersten Kongress-Tages vier Mannschaftswagen vorfuhren, auch zusätzliche Zivilbeamte wollten nicht diskutieren, sondern nur vor Ort nach dem Rechten sehen. "Die Polizei sagt, wir würden uns einem Dialog verweigern. Dann aber", so Mitinitiator Phillip Markhardt ("Pro Fans"), "nehmen sie unser Gesprächsangebot nicht an - das wird dem Kongress und der Sache nicht gerecht."

Marcus Lehmann