TSG-Coach Julian Nagelsmann, der unter der Woche ein wildes 3:3 gegen Olympique Lyon in der Champions League notiert und sich über die abermaligen Gegentore (insgesamt 16 Spiele lang ohne weiße Weste) etwas aufgeregt hatte ("Es wurmt mich extrem"), veränderte seine Startelf auf vier Positionen: Akpoguma, Schulz, Demirbay und Szalai rückten auf die Bank, von Beginn an mitwirken durften Brenet, Zuber, Nelson und Joelinton.
Stuttgarts neuer Trainer Markus Weinzierl, der bei seinem Debüt ein 0:4 gegen Spitzenreiter Borussia Dortmund zu verarbeiten hatte, beließ es indes bei einem Wechsel: Badstuber rückte als Achse in die Defensive, während Castro mit einem Platz auf der Bank Vorlieb nehmen musste. Was der ehemalige Augsburger und Schalker Coach außerdem noch vor diesem Nachbarschaftsduell angemerkt hatte: "Es gilt, Zweikämpfe zu suchen und zu gewinnen - und in keinster Phase brav zu agieren."
Gomez vergibt und Insua sieht Rot
Gesagt, getan - und dabei etwas übertrieben: Denn nachdem der gerade noch rechtzeitig von TSG-Kapitän Vogt bedrängte Stürmer Gomez früh eine sehr gute Chance aufs 1:0 liegen ließ (6., links vorbei), fuhr Abwehrmann Insua das linke Bein im Duell mit Kaderabek deutlich zu hoch aus. Der 29-Jährige traf den Hoffenheimer dabei an der rechten Gesichtshälfte, was den Videobeweis einschaltete: Schiedsrichter Frank Willenborg sah sich die Szenen selbst noch einmal an und zückte dann glatt Rot wegen rohem Spiels (8.). Eine sicherlich aus VfB-Sicht harte, aber auch absolut nachvollziehbare Entscheidung.
Rot von Schiedsrichter Frank Willenborg: Emiliano Insua (links) kann es nicht glauben. imago
Ascacibar steigt ein - Belfodil schlenzt fast perfekt
Das bedeutete: Stuttgart stellte gegen den Ball auf ein 5-3-1-System mit Stoßstürmer Gomez um und wusste, dass das noch viele, viele Minuten in Unterzahl werden würden. Gut aber, wie die Schwaben diese Situation annahmen, sich defensiv gut anstellten, wenig zuließen und sogar den Pfosten touchierten (Kopfball von Gonzalez, 12.). Das alles war andererseits aber auch den Kraichgauern vorzuwerfen, die mit einem Mann mehr wenig Esprit versprühten. Im Grunde glückte bis zur Halbzeitpause nur eine nennenswerte Aktion, als Belfodil den Ball herrlich schlenzte, Zieler sich vergebens streckte und die Kugel am Ende an den rechten Pfosten knallte (23.).
Bundesliga, 9. Spieltag
Einmal Videobeweis gab es übrigens auch noch: Nachdem Ascacibar im Mittelfeld rüde einsteigte und Gegenspieler Grillitsch, der sich dabei am rechten Knöchel verletzte und ausgewechselt werden musste (Demirbay kam), voll traf, sah sich Referee Willenborg erneut die Bilder an. Dieses Mal beließ er es allerdings bei Gelb.
0:4! Stuttgart lädt Hoffenheim ein
Was indes Stuttgart nach dem Seitenwechsel anbot, hatte nichts mehr mit den trotz Unterzahl guten ersten 45 Minuten zu tun. Denn plötzlich unterliefen den Schwaben etliche Fehler gegen nun gierige Kraichgauer. Die Folge war ein zackiges 0:4 binnen knapp zwölf Minuten: Nelson vernaschte erst einmal drei Gegenspieler, scheiterte an Zieler - und beim Nachsetzen schoss Brenet unter die Latte zum 1:0 ein (48.). Drei Minuten später legte Brenet von der rechten Seite ins Zentrum ab, fand Joelinton - und der Stürmer schob locker zum 2:0 ein (51.).
Es ging in der Folge nahtlos weiter, weil vor allem Belfodil richtig Lust bekam: Erst einmal enteilte der ehemalige Bremer der Stuttgarter Abwehr nach einem Joelinton-Steilpass, um rechts unten einzuschieben (57.). Dann bekam er den Ball von Gegenspieler Gentner perfekt in den Fuß serviert (schlimmer Fehlpass) und bedankte sich mit einem satten Schuss links oben - 4:0 (60.).
TSG-Serie beendet
Mit der Vier-Tore-Führung im Rücken ließen es die Hoffenheimer dann ruhiger angehen, obwohl bei konsequenterem Angriffsspiel sowie nach einigen weiteren Fehlern der VfB-Hintermannschaft sicherlich noch etwas mehr gegangen wäre (zum Beispiel Joker Grifo an den Pfosten, 86.). Letztlich blieb es beim 4:0.
Auf Hoffenheim, das sich mit diesem wichtigen Dreier wieder in der Tabelle oben annäherte und erstmals nach zuvor 16 Spielen kein Gegentor kassierte, wartet nun das schwere DFB-Pokal-Auswärtsspiel bei RB Leipzig am Mittwoch (20.45 Uhr). In der Liga folgt für die Kraichgauer das Auswärtsspiel bei Bayer 04 Leverkusen am Samstag (15.30 Uhr). Der im Pokal bereits ausgeschiedene VfB (bereits zum siebten Mal in zehn Pflichtspielen in dieser Saison ohne eigenen Treffer) ist derweil gegen Eintracht Frankfurt gefordert - und zwar schon am Freitag (20.30 Uhr).