Sandhausens Cheftrainer Alois Schwartz vertraute - wie nicht anders zu erwarten - denselben elf Akteuren wie beim verdienten 3:1 am 1. Spieltag bei der Braunschweiger Eintracht . Mit dem Auswärtsdreier hatte der SVS bekanntlich die Hypothek von drei Minuspunkten wegen Lizenzverstößen bereits abgelöst und konnte nun offiziell um klar ersichtliche Punkte spielen.
Union-Coach Norbert Düwel reagierte auf das 1:1 zum Auftakt gegen Düsseldorf mit zwei personellen Wechseln: Korte und Daube begannen anstelle von Leitner und Skrzybski (beide auf der Bank).
Wooten belohnt den SVS
Die Umstellungen zeigten aber keine Wirkung zu Spielbeginn, dafür das Vertrauen von Trainer Schwartz in seine Siegerelf: Die Weiß-Schwarzen agierten mit Selbstbewusstsein, pressten teilweise sehr früh. Die Offensivabteilung der Köpenicker um Brandy hing völlig in der Luft. Kein Wunder, dass der SVS nach kleineren Leerläufen und Geplänkel auch die besseren Chancen hatte. Häufig rollte es über die rechte Seite und die agilen Klingmann und Kosecki (Leihspieler von Legia Warschau) an: Gerade Letzterer narrte seine Gegenspieler reihenweise, fand beinahe Bouhaddouz im Strafraum (8.) und prüfte obendrein Torhüter Haas (25.).
Beim verdienten 1:0 für den Gastgeber hatte er die Füße derweil nicht im Spiel: Bouhaddouz stoppte einen hohen Ball stark an der rechten Seite herunter und bediente den kreuzenden Wooten im Zentrum. Der Angreifer staubte humorlos ab und jubelte genauso wie letzten Sonntag Bouhaddouz: mit Liegestützen, die eine gemeinnützige Aktion unterstützen (21.). Das ideenarme Union Berlin fand in der gesamten ersten Hälfte kein Mittel gegen den SVS-Beton, glich aber doch noch aus - aus dem bekannten Nichts natürlich: Kortes Flanke fand am linken Pfosten Thiel. Der Flügelangreifer legte nach innen, wo Wood zunächst aus bester Position verfehlte. Brandy aber war zur Stelle und vollendete links unten ins lange Eck - 1:1 (41.).
Der 2. Spieltag
Kreilach hält den "Schlappen" rein
Mit mehr Schwung aus den Katakomben kam der SV Sandhausen: Kratz war nach einem Steilpass plötzlich durch und schloss flach aus rund 16 Metern ab - kein Problem für Haar. Nicht gesehen wurde dabei der komplett freie Kosecki auf der rechten Seite (48.).
Nach einer Phase mit vielen Foulspielen und zähem Spielverlauf begannen schließlich die Köpenicker zu drücken - und wussten sich glatt mit dem 2:1 zu belohnen. Eine Brandy-Kopfballverlängerung fand Kreilach am langen Pfosten, der aus der Nahdistanz den Ball über die Linie spitzelte (55.). Von diesem Schock erholten sich die Hardtwaldstädter nur schwer, viele Minuten verstrichen ohne weitere Highlights.
Die Angriffsreihen spielen verrückt
Im Wechselbad der Gefühle: Am Ende durfte SVS-Coach Alois Schwartz jubeln, während sein Gegenüber Norbert Düwel (im Hintergrund) fassungslos war. picture alliance
Was dann geschah, war schlichtweg beste Fußballunterhaltung. Trainer Schwartz bewies zunächst ein goldenes Händchen, als er Joker Jovanovic brachte und dieser direkt das 2:2 von Wooten vorbereitete (70.). Nur eine Minute später zirkelte auf der anderen Seite Kapitän Kreilach das Leder in den rechten Winkel - 3:2 für Berlin.
Die richtige Sturm- und Drangphase der Sandhäuser begann aber erst: Jovanovic wurde nach seinem Flachschuss klar von Kessel gelegt, den fälligen Elfmeter verwandelte Bouhaddouz sicher zum 3:3 (80.). Gerade einmal fünf Minuten später segelte eine perfekte Kratz-Ecke in den Strafraum, die Hübner fand. Der Innenverteidiger nickte wuchtig zum sensationellen 4:3 ein (85.). Und weil Wooten Torwart Haas nicht austanzen konnte und so das 5:3 verpasste (89.), hatte Kreilach beinahe noch das 4:4 auf Lager: Sein erneut sehenswerter Schlenzer landete allerdings dieses Mal an der Querlatte (89.). Somit blieb es nach der turbulenten Schlussphase beim 4:3.
Vier Tore in einem Zweitliga-Spiel gelangen dem Klub zuvor erst zweimal (4:0 in Leipzig im Mai 2015, 4:1 gegen St. Pauli im Februar 2013). Mehr Treffer gab es bislang nie. Sieben Treffer fielen außerdem in einer Zweitliga-Begegnung der Sandhäuser zuvor erst zweimal (1:6 gegen Berlin im November 2012, 2:5 beim VfL Bochum im November 2012).
Am kommenden Wochenende findet die erste Runde des DFB-Pokals statt: Der SV Sandhausen wird am Sonntag (14.30 Uhr) beim Bahlinger SC zu Gast sein, Union Berlin spielt bereits am Samstag (15.30 Uhr) beim FC Viktoria Köln.